Kreis Segeberg. Eine Initiative versucht, Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Buchholz vom Vorteil eines Tunnels in der Kreisstadt zu überzeugen.
Seit fast vier Jahren ruht der Bau der Autobahn 20 bei Bad Segeberg. Das Bundesverwaltungsgericht hatte Ende 2013 den Abschnitt von Weede bis Wittenborn für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt und die Arbeiten gestoppt, weil insbesondere der Schutz der Fledermäuse in der Segeberger Kalkberghöhle nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Angesichts der erneuten Klage der Naturschutzverbände und Gemeinden Schmalfeld und Klein Gladebrügge gegen den Abschnitt von Wittenborn bis zur A 7 (wir berichteten), ist so schnell nicht mit einem Weiterbau zu rechnen.
Nun präsentiert Nic Pohlmann von der Initiative A-20-Nordbogen die aus seiner Sicht ideale Lösung: Die A 20 sollte in Bad Segeberg untertunnelt werden und auf etwa 700 Metern Länge genau unter der jetzigen Trasse der Bundesstraße 206 gebaut werden. „Das hätte für alle Seiten Vorteile“, ist der Elektroingenieur in Rente aus Kaltenkirchen überzeugt. Die jetzt geplante Südumfahrung der Kreisstadt wäre überflüssig und würde nicht mehr die Altstadt und Südstadt zerschneiden. Flora und Fauna und vor allem die Fledermäuse wären ausreichend geschützt. Die Anwohner könnten sogar auf dem Tunnel laufen und darauf etwas anpflanzen. Und auch die Kosten blieben im jetzigen Rahmen von etwa 170 Millionen Euro, zählt Pohlmann die Vorteile auf.
Gleichzeitig könnte so das Hauptziel der Initiative erreicht werden, nämlich eine Verlagerung der A-20-Trasse nach Norden zur B 205 über Neumünster, Kellinghusen und Itzehoe zur Elbe. Diese Variante würde nur die Hälfte an Naturflächen zerstören und somit „schneller, kostengünstiger, umweltfreundlicher und effektiver realisieren“. Für Pohlmann „die Achse der Vernunft“. Ein Argument, das dem neuen Verkehrsminister Bernd Buchholz, der angekündigt hatte, alles noch mal auf den Prüfstand zu stellen, eigentlich gefallen sollte, hofft der Mann aus Kaltenkirchen.
In einem Brief an den FDP-Minister hat Pohlmann diese Idee, die seine Initiative schon vor mehr als zehn Jahren ins Spiel gebracht hat, nun auch erneut vorgebracht. Er will erreichen, dass die Landesregierung ein Gutachten in Auftrag gibt, das die Umsetzbarkeit dieses Vorschlags genau untersucht.
Ein Gutachten könnte teuer werden
Die Initiative A-20-Nordbogen hatte dafür bereits einen Kostenvoranschlag bei einem renommierten Ingenieurbüro aus Marburg vorliegen, das aber mit 107.000 Euro die finanziellen Möglichkeiten der Bürgerinitiative weit überstieg. „Vielleicht ist das ein Ansatz, den Gordischen Knoten der verschiedenen Interessensgruppen zu zerschlagen, eine Lösung für den ganzen Norden zu finden und in Sachen A 20 Fahrt aufzunehmen“, heißt es in Pohlmanns Schreiben an den Minister.
Minister Buchholz hat ihm darauf noch nicht geantwortet, erklärt Pohlmann. Mut macht dem A-20-Gegner das Schreiben des Segeberger Bürgermeisters an einen befreundeten Naturschützer Helge Bierend in Brunsbüttel. Der hatte Bürgermeister Dieter Schönfeld Anfang 2017 geraten, dem guten Hamburger Beispiel zu folgen, das nun an drei Stellen die A 7 überdeckelt und so für mehr Lärmschutz für die Anwohner sorgt. „Haben die Bürger Ihrer Stadt nicht die gleichen Vorteile wie in Hamburg verdient?“, schrieb Bierend. „So ein Tunnel bringt die Natur zurück und erlaubt auch Bauten, die heute durch die vierstreifige B 206 unmöglich sind.“ Schönfeld verwies wiederum auf den Beschluss der Stadtvertretung, die einen nur ein paar Hundert Meter langen Tunnel ablehnte. Doch an einer „verlängerten Tunnellösung“, die das Land zurzeit prüfe, würde auch Bad Segeberg „mitwirken“.
Doch das Verkehrsministerium macht wenig Hoffnung, dass sich diese Vorschläge realisieren ließen. „Im Zuge der sogenannten Stadtdurchfahrt von Bad Segeberg unter Nutzung der bestehenden B 206 wurden bereits in der Planfeststellungsunterlage unterschiedliche Tunnellängen mit eingestellt, aber ausgeschlossen“, teilt Ministeriumssprecher Harald Haase auf Nachfrage des Abendblatts mit. Das Bundesverwaltungsgericht habe ihren Ausschluss als richtig bestätigt. Mit dieser Stadtdurchfahrt würden „die verkehrlichen Ziele nicht erreicht, zudem war diese Variante wirtschaftlich und städtebaulich unzumutbar.“
Ministerium hält an der Südumfahrung fest
Der Schutz der Fledermäuse solle nun durch eine umfangreiche Erfassung der Flugbewegungen dieser Tiere an der bestehenden A 21 gewährleistet werden, so Haase weiter. „Gerade die enge Südumfahrung bietet die Möglichkeit zielgerichteter Maßnahmen, da sich die Tiere ortsnah sehr strukturiert und weniger diffus bewegen.“
Doch Pohlmann und seine Mitstreiter geben deshalb nicht auf. Zum einen werden die jetzt eingereichten Klagen der Gemeinden und Naturschutzverbände gegen den nächsten, westlicheren Abschnitt, der das Schmalfelder Moor in Mitleidenschaft zöge, weiter verzögert. „Es ist alles möglich. Man muss es nur wollen“, ist Pohlmann überzeugt.
Im Internet (www.initiative-a20-nordbogen.de) hat Nic Pohlmann dafür jedenfalls eine Mehrheit: Von 1683 abgegeben Stimmen haben sich 1044 (62 Prozent) für den Nordbogen und nur 473 (28 Prozent) dagegen ausgesprochen.