Henstedt-Ulzburg. Rund 800 verkäuferboten am Sonntag ihre Waren im Ort an. Viele Besucher schauten nur, aber feilschten nicht

Der Flohmarkt droht seine Seele zu verlieren. „Die Leute feilschen einfach nicht“, sagt Dörthe Langer, die mit ihrer Tochter Clara-Marie am Gutenbergring Jacken und andere Textilien angeboten hat. Wenn sie einen Preis nenne, würden viele kommentarlos weitergehen. „Wir haben ja eine bestimmte Vorstellung, was die Sachen kosten sollen und gehen davon aus, dass wir mit den Interessenten ins Handeln und schließlich zu einem Geschäft kommen, mit dem beide zufrieden sind“, sagt Langer, die sich am großen Flohmarkt-Tag in Henstedt-Ulzburg beteiligt hat. Wieder hatten die Anbieter Keller, Böden und Garagen geleert, um am Sonntag beim größten privaten Flohmarkt im Norden mitzumachen.

Knapp 500 Verkäufer präsentierten auf etwa 1500 Standmetern an den neun großen Standorten vom Kinderfahrrad und der Carrera-Bahn über Bücher und Schallplatten bis hin zu Blusen, Jacken und Schuhen alles, was sie nicht mehr nutzen, andere aber durchaus noch gebrauchen können. Zusätzlich verteilten sich knapp 300 Teilnehmer an 113 weiteren Standplätzen im Ort. Nachbarn und Freunde hatten sich zusammengetan, um den Flohmarktbummlern ihr Angebot zu präsentieren.

Und die Veranstalter hatten Glück, Sonnenschein und verkaufsoffener Sonntag brachten die Menschen auf die Beine. Aus Hamburg hatten sich Antonio Koopmann und Ingrid Seidenberg aufgemacht, um an ihrem Stand ein altes Telefon, einen ausrangierten Werkzeugkasten und weitere Gegenstände anzubieten. „Viele handeln nicht. Diejenigen, die feilschen, bieten aber faire Preise. Insofern können wir dem Publikum in Henstedt-Ulzburg Lob aussprechen“, sagte Koopmann.

Dem eigentlichen Flohmarkt-Gedanken folgte Allessandra Kahrs. Die Kisdorferin schüttelte zunächst den Kopf, als Clara-Marie Langer fünf Euro für die Jacke aufrief, die ihr gefiel. Obwohl sich Verkäuferin und Interessentin kannten, wurde gefeilscht, und die grau-schwarz gemusterte Jacke wechselte schließlich für 3,50 Euro die Besitzerin. Auch die beiden roten Hasenohren gefielen ihr, ein ungewöhnlicher Hingucker für Weihnachten, stellte Allessandra Kahrs fest.

„Solche Teppiche mit Anteilen von echter Schafwolle kosten neu leicht mal 200 Euro“, sagte Irma Hische. Die Kal­tenkirchenerin hatte das gute Stück für die Küche deutlich billiger erstanden. „Das Gute ist, dass ich den Teppich in der Waschmaschine reinigen kann“, sagte die Flohmarktbummlerin.

Konstanze Reimer hatte beide Hände voll, in der einen trug sie eine Motorradabdeckung, in der anderen ein großes Schlafkissen für den Hund. „Ich bummele gern über Flohmärkte und stöbere an den Ständen. Es ist doch toll, wenn Dinge weiterverwendet werden können und nicht einfach im Müll landen“, sagte die Kaltenkirchenerin.

Birgit Schlüter schleppte zwei rostige Engel und einen Teppichklopfer mit sich. „Die Engel sind für mein weihnachtliches Beet, mit dem Teppichklopfer säubere ich die Katzendecke“, sagte sie und ergänzte, dass sie nicht nur wegen des Feilschens und Kaufens gern auf Flohmärkten unterwegs ist: „Ich sehe das auch als Spaziergang.“