Kreis Segeberg. 130 Seiten Erinnerungen: Die Aufzeichnungen der jungen Jüdin Käte Frieß befassen sich auch mit dem Kreis Segeberg.

Der Titel spiegelt die Grausamkeit der Erfahrungen von Käte Frieß wieder. „Schießen Sie mich nieder“ heißt das Buch, das gerade im Berliner Lukas-Verlag erschienen ist und das auf 130 Seiten die Erinnerungen der jungen Jüdin Käte Frieß enthält. Einige Seiten – den Titel eingeschlossen – haben auch mit dem Kreis Segeberg zu tun, denn Käte Frieß wurde mit vielen anderen KZ-Insassen im April 1945 von den Nationalsozialisten auf den Todesmarsch von Hamburg-Fuhlsbüttel nach Kiel geschickt. Erst kürzlich ist kurz vor Bad Bramstedt eine Gedenktafel enthüllt worden, die an einen ermordeten KZ-Häftling erinnert (das Abendblatt berichtete).

Käte Frieß hingegen überlebte die NS-Zeit. Aus dem Arbeitserziehungslager Nordmark wurde sie kurz vor Kriegsende nach Schweden gebracht. Zuvor hatte sie den Marsch überstehen müssen, der von Hamburg über die heutige Ulzburger Straße, die Hamburger Straße in Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen auf die heutige B 4 führte und nach drei Tagen in Kiel endete.

Der Bericht ist geprägt von Erinnerungen an ihren Mann, der kurz vor Kriegsende in Bergen-Belsen umgebracht wurde, der aber bis dahin an ihrer Seite war. So enthalten die Erinnerungen auch schöne Seiten. Vor allem aber berichtet Frieß von den Grausamkeiten des NS-Regimes, die sie erleben musste. Wie eben den Todesmarsch von Hamburg nach Kiel.

Geplagt von Muskelkater und Schmerzen verbrachte die damals 23-jährige Käte Frieß die erste Nacht in einer Kaltenkirchener Scheune und die zweite in Großenaspe. Wieder auf der Straße konnte sie nicht weiter, der Strumpf war eine „blutige, rote Masse“. In der Rückschau wenige Wochen später schreibt sie, dass sie sich nicht erklären könne, wie sie den Weg nach Kiel geschafft habe. „Ich schleppte mich vorwärts und war immer dicht dran, zu dem SS-Mann zu gehen und ihn zu bitten: ,Schießen Sie mich nieder. Ich kann nicht mehr.‘“

Der Bericht von Käte Frieß, die 1997 in den USA starb, wird in dem neuen Buch historisch eingeordnet und ergänzt, zudem sind Bilder und weitere Dokumente abgedruckt. Die Herausgeberin ist Christin Sandow. Sie arbeitet in Berlin als wissenschaftliche Volontärin an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

„Schießen Sie mich nieder“ 234 Seiten, 19,80 Euro, ISBN 978-3-86732-273-7