Trappenkamp. Serie: Unzählige Traditionsberufe sind längst ausgestorben. Das Abendblatt stellt Menschen vor, die einen seltenen Beruf haben

„Das ist ein schöner Leuchter, den würde ich gerne kaufen“, sagt der Beerdigungsunternehmer aus Solingen. Am Stand von Raymond Dreyer, 42, bei der Forum-Bestattungs-Fachmesse im Schuppen 52 am Hamburger Hafen blättert er in dem 130-Seiten-Katalog des Metallbaumeisters aus Trappenkamp und zeigt auf einen prächtigen Kerzenleuchter.

Minuten später ist das Geschäft perfekt. Der Messebesucher aus Westdeutschland entscheidet sich für einen 1,50 Meter hohen siebenlichtigen Leuchter mit schwarzem Ständer und Leuchterarmen aus Stahl, mit polierten und lackierten Zierstreben und Tropfenschalen aus Messing und LED-Kerzen aus Dreyers Serie LO 23.

„Dieser Leuchter ist für große und kleine Trauerfeiern bestens geeignet“, sagt Dreyer und macht sich nach seiner Rückkehr nach Trappenkamp an die Arbeit. Nach zwei Tagen ist das Schmuckstück fertig.

Raymond Dreyer, ein gelernter Kunstschmied, ist alleiniger Geschäftsführer der Laas GmbH – Werkstatt für Metallgestaltung. Die Firma mit heute drei Mitarbeitern, vor 85 Jahren von Emil Bläse im Rheinland gegründet, hat er vor fünf Jahren übernommen, den Firmensitz verlegte er vor drei Jahren von Plön nach Trappenkamp.

Mit Design, Herstellung und Vertrieb von Bestattungs- und Aufbahrungsdekorationen hat er sich einen Namen gemacht. In Deutschland gibt es nur wenige Metallbau-Werkstätten ähnlicher Art, im Kreis Segeberg besitzt die Laas GmbH eine Monopolstellung. Dreyer und seine Mitarbeiter fertigen in der mit Dreh-, Fräs-, Drück- und Bohrmaschinen reichlich ausgestatteten Werkstatt von Hand Bestattungszubehör von erstklassiger Qualität wie Leuchter, Blumenvasen, Kerzenständer, Weihwasserschalen, Sargböcke, Kandelaber, Flammschalen, Rednerpulte, Tischleuchter, Urnenkandelaber und vertreiben sie europaweit. Großhändler und Bestattungsunternehmer aus mehreren Ländern, darunter Norwegen und Österreich, gehören zu den Kunden des Trappenkamper Unternehmens.

Dreyer, der einst bei Alfred Schmidt in Trappenkamp das Schmiedehandwerk lernte und im Jahr 2000 seinen Metallbaumeister machte, gestaltet von der ersten Skizze über die Reinzeichnung bis hin zum fertigen Produkt alles aus Meisterhand. Oft sitzt er bis in die Nacht an seinem Zeichenbrett, bis er die richtige Lösung gefunden hat.

„Die Individualität ist unsere Stärke“, versichert er. „Keine Dekoration gleicht der anderen. Unsere Produkte lassen sich flexibel kombinieren. Die Kunden können die für sie passenden Komponenten und Oberflächen frei auswählen.“

Die Fertigung und Wiederaufbereitung von Bestattungszubehör ist allerdings nur ein Standbein. Auf Wunsch stellt Dreyer auch Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus Messing, Kupfer, Stahl und Edelstahl her.

Gute geschäftliche Kontakte hatte Raymond Dreyer jahrelang mit Kirchengemeinden überall in Schleswig-Holstein. Für sie fertigte er u. a. Taufschalen aus Messing, Kronleuchter, Wandleuchten, Kollektendosen und Abendmahlprodukte an. „Viele Kirchengemeinden haben kein Geld mehr“, klagt der Metallgestalter. „Die gute Zeit ist vorbei, der Markt ist weggebrochen.“ Immerhin: Für eine Malenter Kirche aus dem 16. Jahrhundert durfte er jüngst eine verbeulte Taufschale aufarbeiten, für die Nikolaikirche in Kiel erledigte er einige Reparaturen, und für die Dreifaltigkeitskirche in Dresden hat er einen Löwenkopf für die Türknöpfe gefertigt.

Für die Villa eines bekannten Hamburger Großunternehmers hat er mehrere Freitreppen und Geländer aus Edelstahl und Messing gebaut. Im Alten Rathaus in Wilster (Kreis Steinburg) hängt ein von ihm restaurierter Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert, und für einen Bekannten hat er eine Vogeltränke aus Messing gebaut. Seine Devise lautet: „Wenn meine Kunden zufrieden sind, dann bin ich das auch.“

Vor einigen Tagen hat ihn der Solinger Bestattungsunternehmer angerufen. Er sei sehr zufrieden, sagte er am Telefon. Den Kerzenleuchter, den Raymond Dreyer ihm per Postpaket schickte, hat er in seinen Bestand aufgenommen. Er verleiht ihn gegen Entgelt für Trauerfeiern an die Angehörigen von Verstorbenen. Das ist sein Geschäft.

Kontakt: Laas GmbH, Industriestraße 17, 24610 Trappenkamp, Telefon 04323/ 904 44 55, Internet: www.bestattungs-
dekoration-laas.de


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