Kreis Segeberg. Weniger Sonne, weniger Badegäste: Freibäder beklagen ihre Bilanzen – und versuchen, die Gäste mit warmem Wasser anzulocken.
Weil die Sonne nur spärlich scheint, bleiben die Gäste in den Freibädern der Region aus. Das Abendblatt hat sich bei den Schwimmmeistern und Badbetreibern im Kreis Segeberg umgehört.
Arriba-Strandbad Norderstedt: „Die Strandbadsaison ist in diesem Jahr eine Katastrophe“, klagt Ruud Swaen, Geschäftsführer vom Arriba-Erlebnis- und -Strandbad. „Seit drei Jahren laufe ich dem Sommer nun schon hinterher.“ Swaen schwärmt von vergangenen Sommern. Da zählte er in warmen Juli- oder Augustmonaten bis zu 125.000 Badegäste monatlich. In der Bilanz für dieses Jahr fehlen ihm im Strandbad bereits mehr als 17.000 Badegäste. Viele Besucher, die sich eigentlich lieber im Strandbad im Stadtpark gesonnt hätten, seien in das Erlebnisbad ausgewichen. Und trotzdem hat sich der schlechte Sommer auch auf die Zwischenbilanz im Erlebnisbad ausgewirkt. Derzeit liegt die Besucherzahl insgesamt in beiden Bädern bei 506.798 Besuchern und damit hinter Swaens Erwartungen.
Bei ganz schlechtem Wetter bleibt das Strandbad geschlossen – so auch an diesem Wochenende. Ob geöffnet wird oder nicht muss immer zwei bis drei Tage vorher entschieden werden, damit entsprechend Mitarbeiter eingesetzt werden können. Ruud Swaen: „Ich gebe die Hoffnung für dieses Jahr noch nicht ganz auf.“ Das Arriba-Strandbad ist noch bis Ende August oder – wenn der September so schön sonnig wird wie im letzten Jahr – auch noch bis Mitte September geöffnet.
Holstentherme Kaltenkirchen: Die rosaroten aufblasbaren Flamingos stehen am Rand der Schwimmbecken des Freibades und warten darauf, mit einem Kind auf dem Rücken durch den Pool zu dümpeln. Einige Kids sind auch schon da und schauen neugierig auf die großen Gummivögel. „Die sollen unseren Badegästen ein sonniges Gefühl vermitteln“, sagt Katja Müller, Marketingleiterin der Holstentherme. Sommer ist, wenn man trotzdem baden geht, sagt man sich in Kaltenkirchen und hat erstmals die Aktion „Jetzt auch für Warmduscher“ gestartet. Wenn es draußen zu kalt ist, muss es im Wasser eben richtig kuschelig sein. Zwei der Außenpools im Freibad werden ab dem heutigen Freitag auf 30 Grad erwärmt. Das Freibad ist damit das wärmste Bad im ganzen Kreis.
„Um die 1,5 Millionen Liter Wasser im Hauptschwimmbecken über unser Blockheizkraftwerk auf 30 Grad aufzuheizen, brauchte es zwei bis drei Tage“, sagt Thomas Stegemann, der Betriebsleiter des Bades. Aber es scheint sich zu lohnen. Eine ältere Dame schwimmt vorbei und ist begeistert: „Das ist so gut für die Knochen! Das müsst ihr hier immer machen!“ Katja Müller ist trotz der wechselhaften Saison zufrieden. „Wir haben mit 26.000 Gästen in diesem Jahr sogar drei Prozent mehr Besucher als im letzten Jahr“, sagt sie. „Außerdem konnten wir statt der üblichen fünf sogar sechs Schwimmkurse anbieten und haben 66 Schwimmabzeichen abgenommen. Im Jahr 2016 waren es nur 44“, fügt sie hinzu.
Naturbad Beckersberg Henstedt-Ulzburg: Schwimmmeister Stefan Baron kann sich an Sommertage erinnern, da kamen bis zu 2000 Menschen ins Bad. Doch dieses Jahr sei es ganz mau. „Der Mai war ja noch ganz schön. Aber die Monate Juni, Juli und August waren eine Katastrophe“, sagt Baron. Die genauen Besucherzahlen liegen noch nicht vor. Aber klar ist, dass dieser Sommer ein Reinfall ist. Das bekommt auch die italienische Familie zu spüren, die das kleine Bistro im Bad betreibt, wo es leckere italienische Snacks gibt. Aber gemütlich sitzen und Bruschetta essen, macht nun mal bei 18 Grad und Nieselregen nicht wirklich viel Spaß. Bis 15. September bleibt das Bad noch geöffnet.
Freibad Ellerau: Es herrscht Zweckoptimismus im kleinen Freibad: „Schlechtes Wetter gibt’s nicht. Wir haben hier warmes Wasser“, sagt eine Mitarbeiterin. Die Wassertemperatur beträgt lauschige 26 Grad. Betrieben wird das Bad von der Gemeinde Ellerau mit Abwärme aus der gemeindeeigenen Biogasanlage. „Wir zählen bisher etwa 30.000 Badegäste in diesem Jahr. Das sind rund 6500 weniger als im letzten Jahr“, sagt Siegfried Scheiwe, Schwimmmeister des Freibades. „Die Dauerbadegäste kommen auch bei schlechtem Wetter. Aber die drehen hier ihre Runden und gehen dann wieder.“ Besonders die Tagesgäste würden in diesem Jahr fehlen, was für den Kioskbetreiber zum Problem wird. „Wir kommen dem Pächter deshalb bei den Kosten entgegen, um die Verluste im Geschäft etwas zu kompensieren“, sagt Elke Gerick, Prokuristin der Kommunalbetriebe Ellerau. „Und die Verluste im Bad gleichen wir durch die Erlöse in anderen Bereichen unseres Betriebes wieder aus – zum Beispiel mit den Gewinnen aus der Biogasanlage.“ Noch bis Mitte September hat das Bad geöffnet.
Roland-Oase Bad Bramstedt: Schöne, warme Tage im Sommer 2017 waren auch hier eher selten. Und so kamen bis Juli nur etwa 28.600 Badegäste in das Freibad – in der Badesaison 2016 waren es mit 35.400 Besuchern doch deutlich mehr. „Im Mai und Juni war das Bad noch gut besucht, erst im Juli brachen die Zahlen wegen des schlechten Wetters ein“, sagt Michael Lemburg von den Stadtwerken Bad Bramstedt. Ein Grund, weshalb trotzdem in der Roland-Oase auch bei kühlerem Wetter gebadet werden kann, ist die Wärmehalle, von der aus von drinnen nach draußen geschwommen werden kann, bei 26 Grad oder mehr. Das Freibad ist bis Ende September geöffnet.