Norderstedt. Oberbürgermeister von Norderstedt zu werden, scheint ein begehrter Jobzu sein. Gewählt wird am 5. November

Jetzt sind es schon vier offizielle Kandidaten für die Nachfolge von Hans-Joachim Grote auf dem Chefsessel im Norderstedter Rathaus. Nach der Juristin, Bankkauffrau und ehemaligen Bürgermeisterin von Bad Pyrmont, Elke Christina Roeder (50, SPD) hat jetzt auch in den Reihen der CDU Norderstedt ein Stadtvertreter die Hand gehoben und die Bereitschaft zur Kandidatur erklärt: Der Finanz- und Immobilienmakler Peter Holle (48).

Die Freien Wähler schicken ihren Landesgeschäftsführer Thomas Thedens (50) ins Rennen, der als Fachwirt für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft in Norderstedt-Glashütte lebt und sich bereits als Kandidat zur Landtagswahl versucht hat. Ebenfalls gerne Oberbürgermeister werden möchte Chrstian Waldheim. Der 44-jährige gelernte Versicherungskaufmann aus Norderstedt ist der Bundesrechnungsprüfer der Alternative für Deutschland (AfD) und Bundessprecher der Interessengemeinschaft Arbeitnehmer in der AfD.

Waldheim und Thedens müssen als Kandidaten von Parteien, die nicht in der Stadtvertretung dabei sind, bis zum 11. September mindestens 195 Stimmen von wahlberechtigten Bürgern sammeln, die ihre Kandidaturen unterstützen. Waldheim führt auf seiner Internet-Seite einen aktuellen Countdown: Er hat 44 Stimmen gesammelt. Thedens liegt derzeit bei etwa 50 Stimmen.

Holle hat Rückendeckung aus der CDU-Fraktion

Die CDU wird ihren endgültigen Kandidaten am Donnerstag, 31. August, nominieren. „Es gibt außer mir noch andere Kandidaten in der CDU. So ist Demokratie, ich stelle mich gerne dem Wettstreit“, sagt Peter Holle. Der gebürtige Dortmunder wuchs im hessischen Korbach auf und machte dort eine Ausbildung zum Bürokaufmann in der öffentlichen Verwaltung. „Als Landesbester“, wie er betont. Doch er entschied sich im Anschluss für die freie Wirtschaft und eine Karriere als Sanierer insolventer Betriebe. Holle kauft Firmen, macht sie fit für den Markt und verkauft sie wieder. Seit elf Jahren engagiert sich Holle in der Kommunalpolitik. „Für die Kandidatur war ich erst 2022 vorgesehen. Nun kommt das alles etwas früher. Aber ich habe die Rückendeckung von einigen in der CDU – sonst hätte ich es nicht gemacht.“ Neben alternativer Mobilität (Carsharing, E-Autos) sieht Holle seine Schwerpunkte in der Schulsanierung, in der Schaffung bezahlbaren Wohnraums mithilfe von Genossenschaften und im Ausbau der Kommunikation mit umliegenden Kommunen.

Thedens will mehr Gemeinschaftsgefühl

Viele diese Punkte würde Thomas Thedens sicher sofort mittragen. Er definiert seine Schwerpunkte ganz ähnlich: Schulfonds mit zweckgebundenen Geldern für die Schulsanierung, Verkehrskonzept gemeinsam mit allen Gemeinden des Umlands und Wohnungsbau mit Genossenschaften und ohne städtische Baugesellschaft. Thedens legt aber auch Wert darauf, dass Norderstedt wieder mehr Dorf ist. „Damit meine ich, es soll das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden, dieses jeder-kennt-jeden. Dazu müsste es zum Beispiel wieder ein Stadtfest geben. Und wir müssen die Generationen mehr zusammenbringen.“ Transparenz im Handeln der Verwaltung ist Thedens wichtig, die Politik auf Augenhöhe mit dem Bürger. Politisiert hat sich Thedens als Elternbeiratsvorsitzender am Lise-Meitner-Gymnasium. „Dort vertrete ich die Interessen von 1400 Eltern. In der Verwaltung hätte ich 1200 Mitarbeiter – da gibt es Parallelen“, sagt Thedens. Er ist sich bewusst, krasser Außenseiter zu sein. „Ich rechne jetzt nicht damit, Oberbürgermeister zu werden. Aber Demokratie lebt von der Beteiligung. Und die Wähler sollen doch eine ordentliche Auswahl in der Wahlkabine haben.“

Christian Waldheim von der AfD ist wie Thedens Außenseiter bei der Oberbürgermeisterwahl. Waldheim sieht sich als Europäer, Patriot und Sozial-Konservativer. Über seine Agenda für Norderstedt ist noch nichts bekannt, in seiner umfangreichen Selbstdarstellung im Internet finden sich derzeit lediglich bundespolitische Standpunkte.

Und die SPD-Kandidatin Roeder? Nachdem sie mit viel Aufsehen vom SPD-Ortsverein aufs Schild gehoben wurde, verschwand sie aus dem Blick der Öffentlichkeit. „Ich hatte ja gesagt, dass ich nun erst mal die Stadt kennenlernen möchte“, sagt Roeder. Genossen würden ihr alle Ecken der Stadt zeigen. „Wahlkampf mache ich jetzt keinen: Ohne Gegenkandidat ist das nicht sinnvoll. Außerdem sind doch viele Bürger im Urlaub.“ Manchmal werde sie auf der Straße erkannt. „Und ich freue mich über jeden, der mich anspricht“, sagt Roeder. Gemeinsam mit der Partei erarbeite sie gerade die Strategie des kommenden Wahlkampfes. Anfang September soll es losgehen.

Gewählt wird der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin am Sonntag, 5. November. Zu einer Stichwahl der beiden besten Kandidaten aus dem ersten Wahlgang könnte es am 26. November kommen.