Norderstedt/Oxford. Sophie Koudmani hat ein Traumabitur am Lessing-Gymnasium hingelegt. Die erste richtige Herausforderung fand sie an der Uni in Oxford

2013 hat die Norderstedterin Sophie Koudmani ihr Abitur am Lessing-Gymnasium mit der Traumnote 1,0 bestanden. Das Abendblatt hat sich auf Spurensuche begeben, um festzustellen, was aus Sophie Koudmani geworden ist.

Schon während der Schulzeit stand für die Norderstedterin fest, ein Physikstudium an der traditionsreichen Universität in Oxford, Großbritannien, zu absolvieren. Vier Jahre später hat die 1994 geborene Norderstedterin dieses Kapitel schon abgeschlossen und die Universität mit dem Master of Physics verlassen – natürlich mit Bestnote. „Mein Studium hat mir sehr viel Spaß gemacht, war aber auch sehr anspruchsvoll. Für den besten akademischen Grad musste ich vier Jahre lang sehr hart arbeiten. Am Ende hat es sich auf jeden Fall gelohnt!“, erzählt Koudmani rückblickend. Trotzdem blieb ihr noch genug Zeit, sich im Physik-Ausschuss ihrer Universität für die Gleichstellung von Physikerinnen einzusetzen.

Für ihre Masterarbeit hat sie dann die Sphären unseres Universum verlassen und beschäftigte sich mit 100.000 eigens kreierten Galaxien: Mithilfe einer selbst programmierten Computersimulationen hat Koundmani ein kleines künstliches Universum mit bestimmten physikalischen Gesetzen und Mechanismen simuliert und beobachtet, wie sich ein solches Universum entwickelt und ob die entstandenen Galaxien den Galaxien in unserem Universum ähneln. Bei vergleichbare Studien gab es Schwierigkeiten, realistische Supernovas zu simulieren. Der Oxford-Studentin ist genau das gelungen. Damit habe sie ein sehr vielversprechendes Ergebnis mit realistischen Werten erzielt, das für die aktuelle Forschung wichtig sei. Ihre Erkenntnisse schreibt sie deshalb gerade zu einem Forschungsartikel zusammen.

Doch kann ein staatliches Gymnasium überhaupt auf so einen spektakulären Werdegang vorbereiten? „Auf jeden Fall. Ich hatte tollen Physik- und Matheunterricht, vor allem in der Oberstufe. Der Unterricht bei Herrn Sterner war toll und hat mich in meinem Wunsch, Physik zu studieren, bestärkt. Außerdem hatte ich in der Mathe-AG schon früh die Gelegenheit, über den Lehrplan hinaus zu lernen und problemorientiertes Denken zu trainieren.“

„Die Verbindung zu Norderstedt wird bleiben“

In ihren letzten Sommerferien hat Sophie Koudmani an einem Forschungsprojekts am Imperial-College in London mitgearbeitet, um die Reionisierungsepoche zu untersuchen – eine wenig erforschte frühe Phase des Universums, in der unser gesamtes Weltall lichtdurchlässig wurde. Ziel dieser Forschung ist es, die ersten Lichtquellen und das erste Licht im Universum zu verstehen. Dafür soll ein direktes Radiosignal vom Wasserstoffgas aus dieser Epoche nachgewiesen und untersucht werden. Für diesen Nachweis sind in ganz Europa Stationen für riesige Radioteleskope aufgebaut worden – eine auch in Norderstedt.

Diesen Sommer ging es dann zurück in ihre Heimat. „Die Verbindung zu Norderstedt wird immer bleiben. Hier wohnt meine Familie und der Großteil meiner Schulfreunde.“ Im Oktober geht es aber schon weiter nach Cambridge. Dort wartet eine Promotion in theoretischer Astrophysik und Computersimulationen am Institute of Astronomy. Damit schlägt sie den gleichen Weg wie Astrophysiker Stephen Hawking ein, der ebenfalls nach seinem Studium in Oxford in Cambridge promovierte.

Sophie Koudmani möchte Professorin werden

Koudmani möchte sich in Cambridge „höchstwahrscheinlich“ weiterhin auf die Entwicklung von Galaxien oder die Reionisierungsepoche fokussieren, um später einmal ihren Wunsch zu verwirklichen, als Professorin zu arbeiten. „Das muss aber nicht unbedingt in England sein. Astrophysik ist sehr international, und es gibt weltweit interessante Forschungsstandorte.

Ich könnte mir gut vorstellen, in Hamburg zu arbeiten. Daher könnte es natürlich sein, dass ich noch einmal nach Norderstedt zurückziehe.“ Vielleicht ist es kein Fehler, sich den Namen Sophie Koudmani zu merken. Denn: Ob in Cambridge oder Hamburg – der Durchbruch wird kommen.