Norderstedt. Todkranke und sterbende Menschen sollen künftig in Friedrichsgabe betreut werden. Projekt wird rund vier Millionen Euro kosten.
Die Pläne für ein Hospiz in Norderstedt werden konkreter. „Wir wollen das Projekt nach der Sommerpause mit Schwung voranbringen und möglichst schnell realisieren“, sagt Pastor Andreas Hausberg, der das Hospiz auf dem Gelände des Amalie-Sieveking-Krankenhauses in Volksdorf mit 16 Betten leitet und auch den Aufbau der Einrichtung in Norderstedt koordiniert. Der Kontakt entstand, weil sich die Stadt vor Jahren als Gesellschafter mit 5000 Euro am Hospiz in Volksdorf beteiligte, um den Bürgern die Chance zu geben, in Würde zu sterben und von ihren Angehörigen Abschied zu nehmen.
Einzugsgebiet mit 230.000 Einwohnern ist nötig
Erste Architekten-Ideen für das neue Haus gebe es schon, nun müssten Gespräche mit den Städten und Gemeinden in der Nachbarschaft geführt werden. In den nächsten zwei Monaten soll die Entscheidung fallen.
Norderstedt allein mit seinen 80.000 Einwohnern reicht nicht, um die Einrichtung mit 12 bis 14 Betten wirtschaftlich zu betreiben. Pastor Hausberg geht von einem Einzugsbereich mit rund 230.000 Einwohnern aus und setzt dabei auf den Nordgate-Verbund – unter diesem Namen haben sich 2008 Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Quickborn, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und Neumünster zusammengeschlossen, um ihre Gewerbeflächen gemeinsam zu vermarkten. Aber auch der Hamburger Norden ist laut Hausberg ein weißer Fleck, wenn es darum geht, unheilbar kranke Menschen liebevoll, nach ihren persönlichen Wünschen und medizinisch kompetent zu betreuen.
Plätze fehlen
„Nicht die Heilung steht im Vordergrund, sondern der Erhalt der Lebensqualität. Der Hospiz-Gast soll möglichst wenig Schmerzen erleiden und sich wohlfühlen“, sagt Hans Jeenicke, der den Arbeitskreis Soziales im Seniorenbeirat Norderstedt leitet – der Beirat setzt sich seit Langem für ein Hospiz in der Stadt ein. „Wir unterstützen das Projekt natürlich auch weiterhin“, sagt Norderstedts Sozialdezernentin Anette Reinders.
„Der Sozial- und Gleichstellungsausschuss hat eine entsprechende Absichtserklärung abgegeben, die Bürger in unserer Gemeinde unterstützen das Projekt“, sagt Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer. Auch Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause hatte die Idee, Hospizplätze für Menschen aus der Region in Norderstedt zu schaffen, grundsätzlich begrüßt, die Stadt wolle das Vorhaben auch weiterhin mit voranbringen.
Eine Million muss über Spenden finanziert werden
Ein Standort ist inzwischen gefunden: Das Haus soll im Frederikspark auf einer Nutzfläche von rund 400 Quadratmetern gebaut werden und damit in einer verkehrsgünstigen Lage. Die AKN-Station Quickborner Straße ist nahe, die Autobahn schnell zu erreichen. Dadurch ist, so Hausberg, das Hospiz auch für die Bewohner der Nachbargemeinden attraktiv.
Der Koordinator beziffert die Kosten für das Hospiz einschließlich Grundstückskauf auf rund vier Millionen Euro. „Eine Million werden wir über Spenden finanzieren müssen“, sagt Hausberg, der da schon Geldgeber wie die ARD-Fernsehlotterie im Blick hat. Auch ein Benefiz-Golfturnier und andere Veranstaltungen seien denkbar. Die restliche Summe für den Neubau soll über Darlehen aufgebracht werden.
Spenden seien auch nötig, um den laufenden Betrieb zu gewährleisten. Seit November 2015 erstatten die Pflegekassen zwar 95 Prozent der Kosten, fünf Prozent mehr als bis dahin. Die restlichen fünf Prozent müssen die Betreiber aber einwerben. „Und die Praxis zeigt, dass wir mehr als fünf Prozent brauchen, um die Menschen über den Mindeststandard hinaus zu betreuen“, sagt Hausberg. Für das Projekt werde eine gemeinnützige GmbH nach dem Volksdorfer Vorbild gegründet. 51 Prozent soll das Albertinen-Diakoniewerk als Träger der Einrichtung halten, Norderstedt nach Hausbergs Vorstellungen etwa 40 Prozent, die anderen Städte und Gemeinden würden sich die verbleibenden Anteile teilen. Hausberg geht davon aus, dass bei einem zügigen Beschluss in fünf Monaten der erste Spatenstich erfolgen könnte, für die Bauzeit kalkuliert er acht Monate. Auch hier sei ein angemessener Betrieb nur über einen Spendenanteil sicherzustellen. Der Koordinator geht davon aus, dass zwei Jahre vergehen werden, bis sich ein stabiles und ausreichendes Spendenaufkommen einstellen wird.