Norderstedt. Die 50 Jahre alte Juristin und Bankkauffrau aus Neumünster will die Nachfolge von Hans-Joachim Grote (CDU) antreten
Mit einer Frau will die SPD Norderstedt den Chefsessel im Rathaus zurückerobern. Elke Christina Roeder soll neue Oberbürgermeisterin werden. Die 50 Jahre alte Juristin und Bankkauffrau aus Neumünster will die Nachfolge von Hans-Joachim Grote (CDU) antreten, der als Innenminister nach Kiel wechselte. Damit hat die SPD als erste Partei die Katze aus dem Sack gelassen. Die CDU will am 31. August ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin präsentieren, die Grünen wollen Anfang September nachziehen.
„Wer eine Stadt führen will, braucht eine Menge Erfahrung, Wissen und Geschick. Und ich behaupte, das habe ich“, sagte die Bewerberin selbstbewusst, als sie sich am Dienstagabend den Genossen vorstellte. Nicht nur 63 Mitglieder der Norderstedter SPD waren in den Plenarsaal des Rathauses gekommen, um sich ein Bild von der Frau zu machen, die die langjährige Dominanz der CDU an der Verwaltungsspitze beenden will. Auch rund 70 Besucher hörten sich Roeders Antrittsrede an, darunter auch Politiker der anderen Parteien. „Ich komme auch gern zu Ihnen und stelle mich vor“, sagte die Sozialdemokratin, die mit Bürgernähe, Offenheit und Effizienz punkten will.
Dabei könnten ihr ihre langjährigen Erfahrungen in der Wirtschaft helfen, wo sie in mehreren Kanzleien gearbeitet hat und inzwischen als Freiberuflerin Unternehmen berät (s. Info-Kasten). Doch Roeder kennt auch die öffentliche Verwaltung. Acht Jahre lang war sie Bürgermeisterin von Bad Pyrmont, mit gut 20.000 Einwohnern nur ein Viertel so bevölkerungsstark wie Norderstedt. „Ich war überrascht, dass ich mich in der CDU-Hochburg überhaupt durchsetzen konnte“, sagte die Sozialdemokratin, die allerdings bei der Wiederwahl unterlag. Dieses Schicksal widerfuhr ihr auch, als sie 2015 antrat, um Oberbürgermeisterin von Neumünster zu werden.
SPD sieht beste Chancen, die Wahl zu gewinnen
„Ich trete an, um die Wahl mit eurer Hilfe zu gewinnen“, rief Roeder den Genossen zu. Dafür sieht Norderstedts SPD-Chefin Katrin Fedrowitz beste Chancen: „Wir haben schon bei der Landtagswahl die Stadt bei den Erst- und Zweitstimmen gewonnen, insgesamt nur durch die Verluste im ländlichen Bereich das Direktmandat verloren. Das sollte uns Mut machen.“ Fedrowitz dankte den Mitgliedern für den engagierten Wahlkampf. „Wir haben gezeigt, dass wir es können und müssen das jetzt nochmal wiederholen“, sagte sie.
Welche Visionen sie denn für Norderstedt habe, wollte ein Genosse wissen. „Von Visionen spreche ich lieber nicht, sondern von Ideen“, sagte Roeder, die sich bei ihrer Antrittsrede mit konkreten Projekten zurückhielt. Sie wolle die Stadt erst besser kennenlernen, mit den Menschen sprechen und hören, wo sie der Schuh drückt. Norderstedt sei eine wunderbare Stadt, aber sie könne noch besser werden und brach liegende Potenziale nutzen.
Zur Person
Angesichts der fehlenden Kita-Plätze stelle sich die Frage, ob die Stadt zukunftsfähig aufgestellt ist. Eine gute Betreuung sei für junge Familien und Arbeitnehmer, aber auch für die Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor. „Hat man schon mal an eine Rathaus-Kita gedacht?“, fragte die Politikerin und griff damit einen CDU-Vorschlag auf, wahrscheinlich ungewollt.
Sie hat die richtigen sozialen Schwerpunkte
Die Stadt brauche seniorengerechte und betreute Wohnungen. „Die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft sei ein richtiger Schritt. „Der künftige Standort des Stadtmuseums ist ein Thema, das sich für eine echte Bürgerbeteiligung eignet“, sagte die Bewerberin, die den Kinder- und Jugendbeirat, den Seniorenbeirat, die Behinderten- und die Integrationsbeauftragte stärker einbinden will.
„Sie hat die richtigen sozialen Schwerpunkte, ist eine Frau und kann die Bürger mitnehmen“, sagte Fedrowitz auf die Frage, warum sich die SPD für Elke Christina Roeder entschieden hat. Die kandidiert allerdings auch noch auf der Landesliste der SPD für die Bundestagswahl. „Das ist kein Problem. Auf Platz elf habe ich sowieso keine Chance, und notfalls kann ich die Wahl ja auch ablehnen“, sagte die Neumünsteranerin, die bei einem Sieg nach Norderstedt ziehen werde. In jedem Fall wolle sie Oberbürgermeisterin und damit die erste Frau an der Spitze der Norderstedter Verwaltung werden.
Den ersten Wahlsieg hat sie schon errungen: Die Norderstedter Sozialdemokraten haben sie am Dienstagabend mit 57 Ja-Stimmen, einer Gegenstimme und einer Enthaltung offiziell als Bewerberin nominiert. Nun heißt es für sie Klinkenputzen und Hände schütteln. Für die Werbung in eigener Sache hat sie noch bis Anfang November Zeit, am 5. wählen die Norderstedter ihren neuen Oberbürgermeister oder eben ihre neue Oberbürgermeisterin.