Norderstedt. Norderstedts Gebrauchtwarenhaus steuert auf Erfolgskurs und feiert am Sonnabend, 5. August ,den fünften Geburtstag mit den Kunden.
Eine schicke Lederjacke für 15 Euro, eine Jeans für fünf, die LP Supertrouper von Abba für einen oder ein lachsfarbenes Ledersofa für 159 Euro – das alles gibt es bei Hempels, dem einzigen Gebrauchtwarenhaus in der Region, das zudem noch erfolgreich wirtschaftet und jetzt seinen fünften Geburtstag feiert. Am Sonnabend, 5. August, können die Besucher nicht nur in den Räumen an der Stormarnstraße 34–36 stöbern, sondern sich auch unterhalten lassen und aktiv werden (s. Info-Kasten).
„Immer, wenn ich meine Freundin besuche, mache ich einen Abstecher zu Hempels, weil ich dort garantiert etwas finde, was ich mitnehmen kann“, sagt Sylvie Püttjer aus Mölln, die gerade zwei T-Shirts für je 50 Cent für ihre Enkel ausgesucht hat. Auch der 30-jährige Sascha und sein Sohn Elias (7) zählen zu den Stammgästen des Second-Hand-Hauses. „Ob Kassetten, Bücher oder Kleidung für mich – wir werden hier immer fündig“, sagt der Vater, der gerade wieder eine Hand voll Hemden und andere Kleidungsstücke über dem Arm hat: „Ein Großteil meiner Klamotten stammt von Hempels“, sagt er.
Hemden, Pullover, Hosen, Blusen, Jacken und T-Shirts zählen zu Bestsellern. „Im vorigen Jahr haben wir 100 Tonnen Bekleidung verkauft, eine beachtliche Menge“, sagt André Klinger, der das Niedrigpreiskaufhaus leitet und betont, dass Hempels im Unterschied zu anderen Einrichtungen in der Region kein Sozialkaufhaus sei, in dem sich Menschen mit wenig Geld eindecken. „Wir wollten von Beginn an auch und gerade Menschen ansprechen, die finanziell gut gestellt sind. Sie kommen zu uns, weil sie das Konzept von Wiederverwertung und Abfallvermeidung unterstützen“, sagt der Gebrauchtwarenhaus-Chef. Andere stünden auf Retro oder seien auf der Suche nach besonderen Schätzen.
Schon kurz nach dem Start am 30. Juli 2012 wurden die Mitarbeiter geradezu überrannt. Als hätten die Norderstedter nur auf die neue Anlaufstelle gewartet, brachten gleich säckeweise oder auf Anhängern, was sie zu Hause ausrangiert hatten. „Da mussten wir den Eröffnungstermin vorziehen“, erinnert sich Klinger. Und als er sein Haus öffnete, seien noch nicht einmal alle Artikel mit einem Preisschild versehen gewesen.
Die Zeiten sind vorbei, an der Abgabestelle herrsche nach wie vor Betrieb. Das Team wuchs, Klinger holte Profis ins Boot, eine Bekleidungsexpertin, Fachleute für Schuhe und Geschirr, Tischler, die beurteilen, ob Möbel noch so gut sind, dass sie ohne allzu großen Reparaturaufwand noch neue Besitzer finden. Seit dem Start beschäftigt Klinger behinderte Menschen, ein Drittel des Teams habe ein Handicap und werde von speziell geschulten Kollegen angeleitet und betreut. „Viele Kunden finden das gut und kommen auch deshalb hierher“, sagt Klinger, für den die Inklusion ebenfalls ein wichtiger Baustein im Konzept war. Nur annehmen und verkaufen war ihm zu wenig, er wollte ein „Leuchtturmprojekt“ für die Region etablieren.
Das gelingt auch wirtschaftlich mit wachsendem Erfolg: Im ersten vollen Betriebsjahr 2013 hat Hempels einen Umsatz von 619.000 Euro erzielt, im Vorjahr waren es schon 893.000 Euro. Dennoch muss die Stadt ihr Gebrauchtwarenhaus noch subventionieren. 189.300 Euro waren im Vorjahr nötig, um das Defizit auszugleichen. Der Betrag reduzierte sich noch durch „imaginäre“ Einsparungen. Das städtische Betriebsamt hat 14.700 Euro eingespart, weil Haushalts- und Sperrmüll nicht kostenpflichtig entsorgt werden mussten, sondern bei Hempels verkauft werden konnte. Dennoch peilt Klinger die schwarze Null an.
Jubiläums-Rabatt
Der Aufwärtstrend zeigt sich auch in weiteren Zahlen: 350 Männer und Frauen bummeln täglich durch die Gänge der 1700 Quadratmeter großen Verkaufsfläche, auf der rund 50.000 Second-Hand-Artikel ausgestellt sind. 279 von ihnen kaufen, die anderen gucken. 2013 waren es noch 100 Käufer weniger pro Tag. Die Zahl der Bekleidungsstücke stieg seit 2012 von 5000 auf aktuell 46.000 im Jahr. „Nicht nur Qualität, Auswahl und Preis stimmen. Hinzu kommt das freundliche und sozial kompetente Team“, sagt Klinger.
Hempels an der Stormarnstraße 34–36 ist montags bis freitags von 10-18 Uhr und sonnabends von 10–15 Uhr geöffnet, die Warenannahme montags bis donnerstags von 9–15.30 Uhr und freitags von 9–12.30 Uhr.