Norderstedt. Der Abriss am Harksheider Markt hat begonnen. Wohnbaugenossenschaft Adlershorst will das Zentrum des Stadtteils modern gestalten.
Scheiben sind gesplittert, Kabel hängen von den Decken, Staub liegt in der Luft: Die ehemalige Filiale der Sparkasse Holstein am Harksheider Markt ist entkernt. Dahinter steht einer der insgesamt sieben Wohnblocks der Wohnbaugenossenschaft Adlershorst aus den 60er-Jahren, die sich entlang des Alten Kirchenweges aufreihen. Obwohl sich auf den Balkons noch Windrädchen drehen und Blumen in den Balkonkästen blühen, lebt hier niemand mehr. Die Gebäude warten auf die Abrissbagger. „Die kommen Mitte oder Ende Juli, wenn hier alles entkernt ist“, sagt ein Bauarbeiter. Uwe Wirries, Vorstand bei Adlershorst, bestätigt: „In 14 Tagen werden wir mit den eigentlichen Abrissarbeiten beginnen.“
Wenn der Bauschutt weggeräumt wurde, kann Adlershorst mit dem Neubauprojekt am Harksheider Markt beginnen. Die Baugenossenschaft will den zentralen Bereich im Stadtteil neu gestalten. Insgesamt 129 Wohnungen vermietet Adlershorst hier. Die Gebäude sollen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. 140 moderne Wohnungen sollen entstehen, mindestens 30 Prozent als geförderter Wohnraum. Ebenso betagte Wohnhäuser stehen am Stonsdorfer Weg hinter dem ehemaligen Harksheider Rathaus. Auch diese 54 Wohnungen sollen drei Neubauten mit insgesamt 50 Wohneinheiten weichen. Insgesamt leben derzeit etwa 400 Menschen in den alten Gebäuden. In den Neubauten werden bis zu 600 Menschen unterkommen.
Dieser Zeitplan reicht aber über das Jahr 2020 hinaus, aktuell geht es um den ersten Bauabschnitt. „Die Gebäude wegzureißen, wird nicht so ganz leicht“, sagt Wirries und meint vor allem die Kellerräume der ehemaligen Sparkasse. Die seien besonders solide gebaut, schließlich stand dort mal ein Tresor. Der Vorstand der Baugenossenschaft geht davon aus, dass sich der Abriss mindestens bis in den Herbst hinziehen wird. Lärm und Staub lasse sich nicht vermeiden, der Bauherr wolle aber die Belastungen für die Anwohner, Geschäftsleute und Kunden so gering wie möglich halten.
Im nächsten Jahr soll an der Ecke das Sahnehäubchen des Bauprojektes entstehen: eine beispielhafte Seniorenwohnanlage mit etwa 90 Wohnungen, ein bis zu fünfstöckiges, modernes und helles Gebäude. „Damit wollen wir gewährleisten, dass langjährige Mieter auch im Alter in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können und auf Wunsch Serviceleistungen bekommen“, sagt Wirries. Vorgesehen sei zudem eine Wohngruppe für bis zu zwölf an Demenz erkrankte Menschen.
Während der Bauzeit leben die Betroffenen in Ausgleichswohnungen, das sei lange im Voraus mit den Mietern geklärt worden. Die Wohnungen seien zum Teil in der Nähe, in jedem Fall in Norderstedt. „Einigen gefällt es dort so gut, dass sie bleiben wollen“, sagt der Adlershorst-Vorstand.
Er hat am gestrigen Dienstag den städtebaulichen Vertrag unterschrieben und geht davon aus, dass der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr am Donnerstag, 6. Juli, den Bebauungsplan 110 beschließt. „Die Pläne entsprechen dem Wohnungsmarktkonzept der Stadt, das einen Bedarf an altersgerechtem Wohnraum gerade in diesem Stadtbereich ausdrücklich benannt hat“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Fachausschuss. Bisher hätten, so Wirries, sowohl die Verwaltung als auch die Politiker Zustimmung signalisiert. „Wir werden 40 Prozent der neuen Gebäude als öffentlich geförderte Wohnungen ausweisen und damit zehn Prozent mehr als von der Stadt vorgegeben“, sagt der Vorstand der Baugenossenschaft.
Entscheiden werden die Politiker auch über den geplanten Neubau am Friedrichsgaber Weg. Dort saniert die Neue Lübecker alte Werkswohnungen von Jungheinrich und will neuen Wohnraum schaffen. Die Anlieger protestieren, wie berichtet, dagegen, dass auf der „einzigen Rasenfläche“ auch ein Wohnblock entstehen soll. Aus den Unterlagen für den Ausschuss ergibt sich aber, dass sowohl Verwaltung wie auch Politiker an den Bauplänen festhalten.
Wohnungsbau, Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, Do, 6.7., 18.15, Rathaus.