Bad Segeberg. Laune nach der Premiere von „Old Surehand“ im VIP-Zelt der Karl-May-Spiele war gut. Frank Knittermeier war für das Abendblatt dabei.
Eine Panne bei der Premiere – das muss einfach sein. Im vergangenen Jahr musste die Vorstellung wegen der starken Regenfälle abgebrochen werden, einige Jahre zuvor brach das Rad einer Postkutsche, in diesem Jahr hatte Winnetou einen recht schweigsamen ersten Auftritt: Das Mikrofon versagte, bevor er seinen ersten Satz sagen konnte. Regisseur Norbert Schultze jr. ließ sich dadurch nicht den Appetit verderben: Bei der Premierenfeier im Indian Village verzehrte er sein Schweinenackensteak mit großen Genuss. „Das ist eben so“, sagte er schmunzelnd. „Solche Pannen passieren einfach.“ Das Gelächter des Publikums, als Jan Sosniok plötzlich etwas bedeppert in der Arena stand, steigerte sich noch, als sich der Tontechniker auf die Bühne schlich, um dem Hauptdarsteller ein neues Mikro umzubinden. Immerhin stand auch der Techniker in voller Cowboymontur auf der Bühne.
Norbert Schultze jr. hatte durchaus erkannt, dass die Premiere danach etwas schleppender anlief als geplant: „Das lag natürlich auch am Premierenpublikum; es reagiert immer etwas langsamer, als das Publikum in anderen Aufführungen. Es war am Anfang alles etwas langgezogen.“ Aber ansonsten war er sehr zufrieden mit der Aufführung, mit seinem Ensemble und mit der Arbeit insgesamt. Wird er 2018 zum 18. Mal Regie bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg führen? Der 74 Jahre alte Regisseur, der seit vielen Jahren in Südafrika lebt, ist nicht abgeneigt: „Wenn die Kalkberg GmbH mich haben will, bin ich gerne dabei.“ Kein anderer Regisseur hat es bisher über einen so langen Zeitraum geschafft, weit über 100 Mitwirkende, 25 Pferde, Adler, Bussarde und sonstige Tiere zu dirigieren und gekonnt in Szene zu setzen.
Aber die Karl-May-Spiel 2018 waren bei der Premierenfeier im Cowboydorf neben dem Eingang zur Freilichttheater natürlich kein großes Thema. Zunächst galt es, die Premiere 2017 abzuarbeiten. Bei den Teilnehmern herrschte Erleichterung: Bis auf kleine Patzer hat alles geklappt. Die angekündigten Regenschauer waren ausgeblieben. Das Schlussbild mit Feuerwerk und einem singenden Alexander Klaws („Free like the wind“), der sein Old-Surehand-Kostüm in Windeseile gegen ein seriöses Bühnenoutfit eingetauscht hatte, der lang anhaltende Applaus – all das stimmte die Teilnehmer auf und hinter der Bühne fröhlich.
Dementsprechend gut war auch die Laune bei der Feier im VIP-Zelt und drumherum. Sila Sahin wurde von Ehemann Samuel Radlinger, Torwart bei Hannover 96, umarmt und gar nicht mehr losgelassen. Völlig überrascht war sie, als ihr Susan Sideropoulos, die Hauptdarstellerin des vergangenen Jahres, um den Hals fiel und sie beglückwünschte. Sie tauschten angeregt ihre Karl-May-Erfahrungen aus.
Stammgast bei den Karl-May-Premieren ist Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold, die sich unter die Schauspieler im Zelt mischte und nicht mit Lob sparte. „Es hat mir sehr gut gefallen“, teilte sie dem Old-Wabble-Darsteller und Karl-May-Urgestein Joshy Peters mit. Mathieu Carrière, der den Fiesling General Douglas unnachahmlich lässig spielt, hielt sich eher etwas abseits auf und unterhielt sich mit französischen Freunden vor dem VIP-Zelt. Zu ihm gesellte sich der scheidende Ohnsorg-Intendant Christian Seeler, der demnächst auch für die Kultur in Norderstedt zuständig sein wird.
Alexander Klaws spielt zwar auf der Bühne eine rührende Liebesszene mit Sila Sahin, bei der Premierenfeier aber hielt er seine Freundin Nadja Scheiwiller im Arm. Beide sind im Februar Eltern geworden. Karl-May-Geschäftsführerin Ute Thienel konnte während der Feier viele ehemalige Darsteller begrüßen, von denen einige immer wieder gerne zur Premiere nach Bad Segeberg kommen. Till Demtrøder, Old Shatterhand 2016, war mit seiner Tochter dabei, Patrick Bach, Gaststar 2004, saß mittendrin, Mola Adebisi , 2012 in Bad Segeberg, unterhielt sich angeregt mit Thorsten Laussch, den Hausmeister Rudi bei Hamburg 1, der selbst auch schon mal kurzfristig aushilfsweise eine Gastrolle am Kalkberg übernommen hatte. Das war bereits 1986, aber seitdem zieht es ihn immer wieder zu den Premieren.
Wer die Inszenierung „Der Schatz im Silbersee“ noch gut in Erinnerung hat, sollte sich diesen Termin vormerken: Am Mittwoch, 5. Juli, sendet der NDR eine anderhaltstündige Dokumentation über die Inszenierung, die sich am Ende als die bisher bestbesuchte in der Geschichte der Karl-May-Spiele entpuppte: Über 366.000 Besucher sahen die 72 Aufführungen. Ein halbes Jahr lang hat die Dokumentation Schauspiel-Stars wie Susan Sideropoulos, Till Demtrøder und Jan Sosniok hautnah während der 65. Spielzeit begleitet - von den ersten Proben über 72 kräftezehrende Vorstellungen bis hin zum feierlichen Finale mit Zuschauerrekord.
„Old Surehand“ ist noch bis zu, 3. September im Freilichttheater am Kalkberg in Bad Segeberg zu sehen. Die Vorstellungen sind donnerstags, freitags und sonnabends um 15 und 20 Uhr, sonntags um 15 Uhr. Tickets gibt es unter www.Karl-May-Spiele.de, unter der Hotline 1805/95 21 11 und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.