Henstedt-Ulzburg. Kommunalpolitiker treffen nach drei Jahren eine Entscheidung: die größte Firmenansiedlung in der Gemeindegeschichte wird genehmigt.

Drei Jahre haben die Politiker gebraucht, um eine Entscheidung zu treffen: Rewe darf in Henstedt-Ulzburg ein Logistikzentrum bauen. Für rund 100 Millionen Euro Baukosten entstehen etwa 900 Arbeitsplätze am Autobahnzubringer im Gewerbepark Nord. CDU und SPD setzten sich im Finanz- und Wirtschaftsausschuss durch. Im Frühjahr 2018 soll mit dem Bau begonnen werden. Es handelt sich um die wirtschaftlich bedeutendste Ansiedlung in der Geschichte der Gemeinde.

Zwar entstehen im Norden der Gemeinde 900 Arbeitsplätze – darunter 365 neue, die es im jetzigen Logistikzentrum an der Oststraße in Norderstedt noch nicht gibt –, aber allen am Entscheidungsprozess Beteiligten ist klar, dass auch mehr Verkehr nach Henstedt-Ulzburg gezogen wird. Das war der Knackpunkt, den ein Hamburger Planungsbüro im Auftrag der Gemeinde und auf Wunsch der WHU untersuchen sollte. Kann die Gemeinde den zusätzlichen Lkw- und Pkw-Verkehr verkraften? Die Hamburger Planer meinen: Ja, das kann die Gemeinde verkraften, wenn einige Verbesserungen in der Verkehrsführung vorgenommen werden. So muss die Kreuzung Hamburger Straße/Gutenbergstraße/Ulzburger Straße ausgebaut werden. Rewe beteiligt sich mit 750.000 Euro an den Kosten. Zu einem ähnlichen Ergebnis waren bereits Rewe-Gutachter gekommen.

Das Planungsbüro hatte auch untersucht, was passiert, wenn das Rewe-Areal anderweitig genutzt würde: 44 kleinere Betriebe könnten sich dort ansiedeln; die Verkehrsbelastung aber würde sich kaum unterscheiden. Etwaige Verkehrsstaus würden eher nicht durch Lkw-, sondern durch Pkw-Verkehr entstehen. Bürgermeister Stefan Bauer betonte, die Rewe-Ansiedlung bedeute auch Planungssicherheit für die Gemeinde. „Rewe kommt und bleibt über Jahrzehnte, bei kleineren Unternehmen wäre die Fluktuation ungleich höher. Wir haben hier schließlich ein Gewerbegebiet, das eingerichtet wurde, um Gewerbe anzusiedeln.“ CDU-Fraktionschef Dietmar Kahle kam zu dem Ergebnis: „Wenn Rewe nicht bei uns baut, geht das Unternehmen ein Haus weiter, und wir hätten gar nichts davon.“

Das Planungsbüro stellte einen Image-Gewinn mit „Leuchtturm-Effekt“ für Henstedt-Ulzburg im Falle einer Rewe-Ansiedlung in Aussicht. Die Steuereinnahmen blieben im Vergleich zwischen kleinteiligem Gewerbe und Rewe ungefähr auf einer Höhe. Die WHU, entschiedener Rewe-Gegner, griff tief in die Trickkiste, um eine Ansiedlung zu verhindern: Die Fraktion stellte den Antrag, einen Bürgerentscheid herbeizuführen, erntete dafür aber Kritik und Spott: „Die WHU ist unerträglich“, sagte SPD-Vertreterin Edda Lessing und stellte in den Raum, dass WHU-Sprecherin Karin Honerlah auch eigene Interessen vertrete.

Das letzte Wort hat jetzt die Gemeindevertretung, die am Dienstag, 20. Juni, abschließend über die Rewe-Ansiedlung berät.