Norderstedt. Die Brüder Phil und Maurice Hunt haben die erste Kaffeerösterei in Norderstedt gegründet. Es gibt seltene Sorten, und alles ist Bio

Die Kaffeemaschine zischt, der Kaffee läuft heiß und schaumig in die blaue dicke Cappuccino-Tasse, und Barista Katharina malt mit leichten Schwenks mit der heißen Milch die Umrisse einer Kaffeepflanze auf den Cappuccino. Kaffee-Kunst in Norderstedts erster Kaffeerösterei.

Was Bier-Sommelier Rajas Thiele-Stechemesser vom Brauhaus Hopfenliebe recht war, ist Phil und Maurice Hunt von der Kaffeerösterei Hunt Brothers Coffee an der Ochsenzoller Straße billig – die ersten ihrer Branche in Norderstedt zu sein, die ersten Kaffeeröster der Stadt.

„Für uns erfüllt sich ein Traum, denn eine Kaffeerösterei gibt es weder hier noch in der Region, und wir wollen mit unserer Kaffeerösterei Norderstedt ein bisschen schöner machen“, sagen Phil und Maurice Hunt.

Inhaber Phil Hunt füllt Rohkaffee in die Röstmaschine. Er setzt auf Fair Trade
Inhaber Phil Hunt füllt Rohkaffee in die Röstmaschine. Er setzt auf Fair Trade © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Die Brüder kommen aus einem Kaffeeland, aus Aruba in der Karibik, doch Phil ist mit Esther, geborene Weiß, aus einer alten Norderstedter Familie verheiratet, die gleich ihre Mutter Sabine Weiß, eine unermüdliche Waffelbäckerin, und ihre Schwester Miriam Weiß als Managerin der Rösterei mit in die Ehe gebracht hat. Miriam Weiß steht auch gern mal als Barista an der Kaffeemaschine im Café der Rösterei.

„Die ganze Familie Weiß ist dabei“, sagt Phil. „Wir sind eine alte Garstedter Familie und freuen uns alle, dass Phil, Maurice und Esther diesen Laden an der Ochsenzoller Straße für die Rösterei mit Café und Kaffee-Shop gefunden haben“, sagt Miriam Weiß.

Schließlich sei die Ochsenzoller Straße Garstedts Hauptschlagader und damit auch eine wichtige Norderstedter Straße. „Wir sind ein kleines Start-up-Unternehmen und sind gespannt, wie sich die Rösterei entwickelt“, sagt Phil Hunt. Alles ist hand- und selbstgemacht, nicht nur das Rösten des Rohkaffees, sondern auch die Waffeln à la Sabine Weiß und der Cheesecake, der Käsekuchen. Alles Bio.

„Den Waffelteig habe ich mit dem Hofbäcker auf Gut Wulksfelde entwickelt“, sagt Sabine Weiß, während Schwiegersohn Phil in Kaffeesorten schwelgt und Namen mit zauberhaftem Klang nennt. Panama Geisha Kaffee von der Kaffeeplantage Casa Ruiz in Panama, Typica, ein Filter-Kaffee von Casa Ruiz, Finca España aus El Salvador, Espresso Fazenda Ondas Da Mantequeira aus Brasilien, der Bourbon Las Brumas aus El Salvador, Ethiopica Burundi aus Ruanda oder Tabi aus Kolumbien. „Vom Tabi wurden nur 20 Säcke nach Europa verschifft, fünf davon habe ich gekauft“, sagt Phil Hunt stolz.

Sabine weiß, Schwiegermutter von Inhaber Phil Hunt, backt Waffeln
Sabine weiß, Schwiegermutter von Inhaber Phil Hunt, backt Waffeln © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

„Es ist mit dem Kaffee wie mit Craft Bier, man kann die Bohnen, ähnlich wie das Getreide fürs Bier mit verschiedenen Aromen rösten und dem Kaffee so eine spezielle Nuance geben“, sagt der Kaffeeröster und taucht mit der Kaffeeschaufel tief in einen Sack Rohkaffee ein. Er kreiert auch gern eigene Hausmischungen und röstet jeden Kaffee mit einem anderen Röstprofil, je nach Röstzeit und Hitze, und so, wie eben der Bierbraumeister zu Hopfen und Malz noch andere Geschmackskomponenten von Ananas über Honig bis zu Schokolade und Zwetschge geben kann.

„Jeder Kaffee braucht seine eigene Behandlung, muss aber am Ende immer noch wie Kaffee schmecken“, sagt Phil gut gelaunt. Der junge Mann kennt die Orte, wo sein Kaffee wächst. Er besucht die Kaffeebauern nicht nur auf Kaffeemessen, sondern auch auf ihren Plantagen in Brasilien, Kolumbien und El Salvador, Burundi und Ruanda. Das ist aufgrund der Politik in den Staaten nicht immer einfach. Umso mehr hofft Phil Hunt, durch den direkten Kontakt mit den Kaffeebauern auch den Aspekt Fair Trade zu fördern und damit die armen Regionen, vor allem in Ostafrika.

Für seine Rösterei an der Ochsenzoller Straße hat er einen schweren Cupping-Tisch, einen Verkostungstisch aus Massiv-Holz tischlern lassen. Der beherrscht den Raum neben der Rösterei mit der Kaffeebar. In einem weiteren Raum können es sich die Kaffeefans gemütlich machen, für Mädchen und Jungen haben Esther, Phil und Maurice Hunt eine Kinderecke mit Büchern und Mal-Utensilien eingerichtet. Vor der Tür stehen Sitzbänke mit dicken Kissen. Also alles klar für einen Kaffeeplausch.

Familie Hunt vor der Kaffeerösterei an der Ochsenzoller Straße 120 in Norderstedt
Familie Hunt vor der Kaffeerösterei an der Ochsenzoller Straße 120 in Norderstedt © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

„Das Brauhaus Hopfenliebe war für uns Inspiration, und dessen Erfolg hat uns Mut gemacht, dass unsere Kaffeerösterei mit Bio-Produkten in Norderstedt angenommen wird“, sagt Phil. Demnächst wollen sie auch einen entkoffeinierten Kaffee aufnehmen. „Aber nicht einen, dem das Koffein mit Chemie entzogen wurde, sondern mit Rohrzucker, das ist ganz neu in Europa, und wir werden ihn anbieten“, sagen die Kaffeeröster aus Norderstedt.

Zudem vernetzt sich Phil Hunt mit weiteren Bio-Anbietern und verwendet beispielsweise Milch vom Hamfelder Biohof, Waffelteig von der Wulksfelder Hofbäckerei oder Schokolade von Tony Chocolonely aus den Niederlanden. Lecker! „Wir wollen andere Bio-Kooperativen unterstützen und damit auch die Qualität von Essen und Trinken heben, schließlich leben wir alle davon“, sagt Phil Hunt doppeldeutig und umarmt seine eigene Familie mit Ehefrau Esther und den Kindern Jonas und Lukas.

Kaffeerösterei Hunt Brothers Coffee Norderstedt, Ochsenzoller Straße 120. Café mit Kaffee-Shop geöffnet montags bis sonnabends von 9 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 16 Uhr.