Norderstedt. Frank Wagner, „Schwanenvater“ der Vögel im Norderstedter Stadtpark, hat Anzeige erstattet und hegt einen besonderen Verdacht.
Frank Wagner wirkt nicht wie ein Mann, den etwas so leicht aus der Bahn werfen kann. Am Mittwoch aber steht er vor dem mit Entengrütze bedeckten Regenrückhaltebecken nahe der Straße Falkenhorst am Stadtpark und muss die Tränen mit viel Beherrschung zurückhalten. Was sich Wagner dort bietet, ist das vielleicht traurigste Bild, das sich der Tierfreund vorstellen kann: vier getötete Schwanenküken. Sie waren noch nicht mal geschlüpft. Irgendjemand hat ihre Eier zerschlagen.
Auf dem Teich schwimmt der Schwanenvater, mit aufgestellten Flügeln droht er und versucht, sein Nest zu verteidigen. Die Schwanenmutter zieht offensichtlich verstört ihre Kreise auf dem Wasser. „Ich konnte es leider nicht verhindern“, sagt Wagner in Richtung des Schwans. Das Tier greift ihn nicht an – man ist sich vertraut.
Hundebesitzer bepöbelte Wagner vor vier Wochen
Wagner ist eigentlich Hobby-Fischer, aktiv im Fischereiverein Norderstedt und damit auch Teil der Norderstedter Seengemeinschaft (NSG), die den Stadtparksee gepachtet hat und sich nicht nur um die Fische, sondern auch um die Wasservögel und die übrige Fauna am See kümmert. Wagner wehrt sich nicht, wenn man ihn den Schwanenvater von Norderstedt nennt. „Ich kenne das Paar seit Jahren. Das Männchen kam zuerst zu mir. Es frisst mir aus der Hand. Was sind das bloß für Menschen, die so etwas tun können?“
Klar ist, dass es ein Mensch war. Der unbekannte Tierquäler muss das Nest irgendwann in der Nacht zu Mittwoch angegriffen haben. Wagner und einige Vereinskollegen von der NSG hatten rund um das Nest einen kleinen Zaun aus Birkenästen gebaut. „Damit die Hunde, die hier Gassi gehen, nicht gleich auf das Nest springen können.“ Der Täter riss den Zaun heraus, warf ihn in den See. Mit einem der stärkeren Äste hat er offenbar die Eier zerschlagen.
Wagner: „Ich habe das Schwanenpaar seit Wochen im Blick. Leider haben sie sich für ein Nest direkt am Fußweg entschieden. Hätten sie das andere Ufer des Teichs gewählt, wären sie geschützter gewesen.“ Wagner beobachtete bei seinen zahlreichen Besuchen, wie sich die Zahl der Eier auf fünf steigerte. „Jetzt zähle ich hier vier tote Küken – eines ist verschwunden. Vielleicht hat es ein Hund gefressen.“ Frank Wagner hat bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Im deutschen Recht wird Tierquälerei als Straftat eingestuft (Paragraf 17 Tierschutzgesetz). Vor dem Gesetz wird als Tierquäler angesehen, wer Wirbeltiere grundlos tötet oder diesen erhebliches Leiden oder Schmerz zufügt. Eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe sieht der Strafrahmen vor. In der Praxis sind Gefängnisstrafen für Tierquäler so gut wie nicht existent. Zumal das Strafgesetzbuch Tiere noch immer als Sache einstuft.
Von Schwanennestern besser fernhalten
Frank Wagner erzählt von einem Zwischenfall vor vier Wochen. „Als ich vor dem Nest zugange war, wurde ich von einem Mann mit Hund angepöbelt. Er sagte, die Schwäne seien aggressiv und würden seinen Hund angreifen, man könne gar nicht mehr ans Wasser gehen. Er drohte, dass da noch was passieren wird.“ Hat der Unbekannte vielleicht ernst gemacht?
Das Schwanenpaar ist im Übrigen leidgeprüft. Die beiden wurden im vergangenen Jahr von einem anderen Schwanenpaar aus dem Stadtpark vertrieben. Nun hatten sie sich in dem Regenrückhaltebecken ein neues Revier geschaffen und ihr Nest gebaut. „Das Männchen kommt ja ursprünglich aus den Niederlanden. Dort wurde es beringt“, sagt Wagner. „Offenbar ist es ihm nicht vergönnt, hier in Norderstedt in Frieden zu leben.“
Wer auf dem Fußweg am Regenrückhaltebecken Beobachtungen gemacht hat und etwas zu dem Täter oder den Tätern sagen kann, meldet sich unter Telefon 040/52 80 60 beim Polizeirevier Norderstedt.