Norderstedt . Verkehrplatz soll umgekrempelt werden. Verlegung der Taxi-Stellplätze in Mittelstraße sorgt für Protest bei Taxifahrern und Anwohnern.
2900 Menschen versuchen hier jeden Tag, pünktlich ihren Bus zu bekommen oder in einen anderen umzusteigen – und für sie alle gibt es genau eine Bank. Der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) an der Tangstedter Landstraße in Glashütte hat seinen Namen wirklich verdient: Für die Busse leistet er seine Dienste, nicht aber für die Fahrgäste. Er bietet – wie die Stadtplaner das nennen – null Aufenthaltsqualität.
1960 wurde die Mittelinsel mit dem kleinen Klinkersteinhäuschen für Toiletten und Kiosk gebaut – und seither hat sich hier nicht viel verändert, außer den wechselnden Schmierereien an den Wänden und neuen digitalen Anzeigetafeln für die acht Buslinien, die von hier aus in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen.
Die Grünen hatten im Verkehrsausschuss die Stadt aufgefordert, ein Konzept für die „Attraktivitätssteigerung des ZOB“ auszuarbeiten. Nun hat die Stadt geliefert. Der gesamte Verkehrsplatz soll umgekrempelt werden.
Mehr Komfort für Fahrgäste – aber die Taxis sollen raus
Mark Fensky, Verkehrsplaner der Stadt: „Die Grundstruktur mit der Mittelinsel soll erhalten bleiben.“ Auf der Insel soll sich aber so gut wie alles ändern. „Wir brauchen mehr Sitzgelegenheiten und Schutz gegen Wind und Wetter.“ Toiletten soll es auf jeden Fall wieder geben, allein schon wegen der Busfahrer, die hier ab und an mal austreten wollen. Behindertengerecht soll die neue ZOB-Insel sein, und auch ein Kiosk ist weiterhin geplant. „Der derzeitige Pächter hat nur morgens kurze Öffnungszeiten“, sagt Fensky. Auf einem attraktiveren ZOB könnte das vielleicht anders werden. Verschwinden soll auch das veraltete Rondell mit Fahrradständern, ersetzt werde es durch zeitgemäße Abstellanlagen. Wie genau die Struktur auf der Insel aussehen wird, ist noch unklar. „Wir sind ja nun erst beim Grundsatzbeschluss für die Planung“, sagt Fensky. „Die Politik muss danach entscheiden, was sie will und wie viel Geld dafür ausgegeben werden kann.“
Denkbar ist vieles, nur ist es auch bezahlbar? Das Klinkersteinhäuschen etwa könne man sanieren und weiterhin betreiben. Man könnte es aber auch abreißen und durch eine, den kompletten ZOB überspannende Dachkonstruktion ersetzen. Zukunftsmusik.
Viel lauter ist derzeit noch das Konzert der Kritiker an der Planung. Der Hintergrund: Die Stadt führte zunächst mit den beteiligten Busunternehmen Hochbahn, VHH, SVG und Autokraft Gespräche, um deren Anforderungen an den ZOB zu erfahren. Die gaben an, dass der ZOB mit 15-Meter-Linienbussen, 18-Meter-Gelenkbussen und künftig auch mit Elektro-Bussen (Ladestationen!) zurechtkommen müsse, dass es drei Haltepositionen je Richtung brauche und sechs bis acht Parkplätze für Gelenkbusse – und dass die Taxi-Stellplätze, die jetzt noch zentral auf der Mittelinsel angeordnet sind, verschwinden müssen.
„Laut Plan sind es vier Stellplätze für Taxis“, sagt Fensky. Tatsächlich aber stehen hier in der Regel sieben bis zehn Taxis, sagt der Taxi-Unternehmer Roland Klee. Gemeinsam mit seinem Vater war er im Verkehrsausschuss aufgeschlagen und hatte dort gegen die geplante Verlagerung des Taxi-Stands an die gegenüber des ZOB liegende Mittelstraße protestiert. Denn hier können nur die planungsrechtlich vorgesehenen vier Taxis halten – viel zu wenig, wie Klee sagt. Der Unternehmer kritisiert, dass die Taxifahrer nicht in die Planung eingebunden wurden – obwohl man wie die Busse zum öffentlichen Personennahverkehr zähle.
Taxi-Stand vor der Tür? Die Anwohner protestieren
Abgelehnt werden die neuen Taxistände an der Mittelstraße auch von den Anwohnern Margot und Matthias Georg Bintig. Sie sprachen im Ausschuss für die 14 Parteien des Mietshauses Mittelstraße 37 vor, das direkt hinter dem geplanten neuen Taxi-Stand liegt. „Wir haben die Schlafzimmer nach vorne raus“, sagt Margot Bintig. Sie fürchtet um die Nachtruhe, sollten künftig 24 Stunden am Tag Taxis direkt vor der Tür stehen. „Ganz zu schweigen von den Abgasen, wenn die Wagen im Winter mit laufendem Motor dort stehen.“ Was die Bintigs nicht verstehen: Der Taxi-Stand lag vor Jahrzehnten schon einmal an der Mittelstraße und wurde nach andauernden Anwohnerprotesten verlegt. „Man muss doch nicht denselben Fehler zweimal machen“, sagt Matthias Georg Bintig. Das Ehepaar will zur Not rechtlich gegen die Verlegung der Taxistellplätze vorgehen.
Im Übrigen sehen er und seine Frau das mit der Aufenthaltsqualität am ZOB ganz anders. Jugendliche aus dem Viertel empfänden den ZOB in seinem jetzigen Zustand offenbar schon als so gemütlich, dass sie hier regelmäßig lautstark feiern würden. „Das wird manchmal sehr aggressiv. Dann habe ich schon das Telefon in der Hand, um die Polizei zu rufen“, sagt Margot Bintig. Nicht auszudenken, wenn nun alles noch hübscher und mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten versehen werde – Party ohne Ende?
Mit Peter Holle von der CDU bekommen die Taxifahrer und Anwohner einen Fürsprecher. Im Namen seiner Fraktion lehnt er die Umbaupläne ab. „Es kann nicht sein, dass wir viel Geld in die Hand nehmen, um Bänke von A nach B zu rücken und wichtige Akteure dabei gar nicht erst einbinden“, sagt Peter Holle.
Die CDU unterstütze alle Lösungen, die den ZOB fit für die Zukunft machen, etwa auch die Einbindung von Carsharing und Elektrobussen – allerdings soll all das nicht auf Kosten der Anwohner und Taxifahrer geschehen.
Der Verkehrsausschuss wird sich in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 18. Mai, 18.15 Uhr, im Sitzungsraum 2 des Rathauses erneut mit dem ZOB in Glashütte befassen.