Bad Bramstedt. Bürgermeister Kütbach und das Klinikum unterstützen die Pläne für eine neue Dampflok-Strecke für den Personenverkehr

Noch dreht die kleine Bahn tuckernd im Bramstedter Moor ihre Runden. Die betagte Lok zieht Wagen dorthin, wo sich Besucher zu Fuß nicht hinwagen sollten. Rechts und links vom Damm der Schmalspurbahn breitet sich ökologisch wertvoller, aber auch tückischer Sumpf aus. Kurbahn Bad Bramstedt heißt das historische Verkehrsmittel, das von den Mitgliedern des Fördervereins Deutsche Feldbahn gepflegt wird. Jetzt präsentiert der Verein große Pläne für die kleine Bahn: Sie soll künftig nicht nur durchs einsam gelegene Moor an der Grenze zu Schmalfeld fahren, sondern bis zum Klinikum und dabei Passagiere mitnehmen. Für Kraft und Tempo soll eine Dampflok sorgen, die ein neues Moorinformationszentrum auf dem Klinikum-Gelände ansteuern könnte. Damit wäre das Heilbad Bad Bramstedt um eine touristische Attraktion reicher.

Langfristig wollen die Kurbahner um ihren Vorsitzenden Andreas Knopf sogar per Kleinbahn das Kurgebiet mit dem AKN-Bahnhof in der Innenstadt verbinden – ein Idee, die Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach als langfristiges Projekt bezeichnet. Die Idee einer kleinen Bahn zwischen Moor und Klinikum könnte hingegen schneller umgesetzt werden und stößt in Politik und Verwaltung auf Sympathie. Bereits in den kommenden Wochen will die Stadt Fördergelder in Höhe von 500.000 Euro beim Land beantragen. Der Förderverein rechnet mit Baukosten von insgesamt 650.000 Euro. „Das wäre eine echte Aufwertung für das Kurgebiet“, sagt Vereinsmitglied Christian Stockmar.

Außer einer Dampflok sollen Pferde für die Arbeiten im Moor eingesetzt werden!
Außer einer Dampflok sollen Pferde für die Arbeiten im Moor eingesetzt werden! © Kurbahn Bad Bramstedt | Kurbahn Bad Bramstedt

Auch das Klinikum reagiert positiv auf die Idee der Kurbahner. „Der Ausbau der Strecke passt historisch sehr gut zum Klinikum und würde sicherlich weitere Besucher nach Bad Bramstedt locken“, sagt Geschäftsführer Jens Ritter, der sich Mittwoch mit Stockmar und dem Vereinsvorsitzenden Andreas Knopf getroffen hat. Ritter berichtet von einem engen Dialog.

Das Moorinformationszentrum mit einem kleinen Moorbahnmuseum könnte beispielsweise auf dem Gelände eines alten Schuppens entstehen. Unklar ist jedoch die Finanzierung. Das als gemeinnützig anerkannte Klinikum könne keine Mittel aus der Krankenhausfinanzierung in das Projekt investieren, hieß es. Ritter erklärte sich aber bereit, Flächen für die Bahn zur Verfügung zu stellen.

Neu ist die Idee von einer Bahn zwischen Moor und Klinikum nicht. Noch vor Jahrzehnten transportierten Schmalspurzüge mit Loren das Moor aus dem Abbaugebiet „Hahmanns Sumpf“ für die Bäder der Patienten. In den ersten Jahren zogen Pferde die Loren. Später fuhren Loks, die von Lastwagen abgelöst wurden. Für die Reste der Bahn blieb der Transport von Baumaterial zum Streckenerhalt und sonntags die Fahrten mit Besuchern, die das Moor erkunden.

Der Verein mit seinem Vorsitzenden Andreas Knopf will wieder fahren wie zu alten Zeiten – allerdings nicht mit Moor in den Wagen, sondern mit Gästen. Dabei soll es streng ökologisch zugehen. „Naturschutz ist hier die Zukunft“, sagt er. Knopf will wieder Pferde vor die Wagen spannen oder mit Dampf fahren. Nachwachsende Rohstoffe könnten für den Betrieb der Lok sorgen: Das Moor hat genug Holz und Wasser zu bieten. Tausende Liter Diesel ließen sich sparen, sagt Knopf und fügt hinzu: „Hier wird der Rohstoff nur entliehen.“ Die Lok fürs Moor hat ihren Preis: 190.000 würde die Schmalspurversion für den Ein-Mann-Betrieb kosten.

Dampflok und Fahrbetrieb gehören zum Projekt Moorerlebnisraum Tali, das der Verein der Stadt, dem Kieler Umweltministerium und dem Klinikum als Eigentümerin der Flächen vorgelegt hat. Die Abkürzung steht für Technik, Arbeit, Landschaft, Industriekultur. Knopf und seinen Vereinsfreunden geht es dabei nicht allein um den Transport von Touristen, Naturfreunden und Gehbehinderten. Renaturierung und Bewirtschaftung funktionieren nicht ohne Transportmittel.

Pläne für die Stadt

Die Erweiterung des Kurbahnbetriebs und der Erlebnisraum Heilmoor gehören zu einer langen Liste von Bramstedter Projekten, die demnächst dem Innenministerium in Kiel vorgelegt werden.

Dort fällt nach einer Prüfung die Entscheidung, ob die Pläne mit Zuschüssen des Städtebauförderungsprogramms für kleine Städte umgesetzt werden können.

Dieses neue Programm ermöglicht es erstmals seit Jahrzehnten Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern, Zuschüsse zu beantragen. Die Bramstedter Pläne:

In der nördlichen Innenstadt sollen für 1,2 Millionen Euro Straßen und Parkplätze neu- und umgebaut werden.

Der Neu- und Ausbau einer Park- und Wegeverbindung zwischen der Innenstadt und dem Kurgebiet für 1,9 Millionen Euro. Hierzu gehören das Kurbahnprojekt, Bau und Sanierung von Brücken sowie die Umgestaltung der Schlosswiese.

Die Sanierung der Leichtathletikanlage am Schäferberg für 1,1 Millionen Euro.

Die Erweiterung oder der Neubau der Stadtbücherei für 500.000 bis 1,5 Millionen Euro.

Das Feuerwehrgerätehaus soll für zwei bis 3,5 Millionen Euro erweitert oder neugebaut werden.

Das Kurhaustheater soll für 500.000 Euro saniert werden.

Der Ausbau des Freibadparkplatzes für 300.000 Euro.

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Die Kurbahner wissen, wovon sie sprechen. Schon seit Jahren sind sie im Moor unterwegs, sanieren die Strecke und haben Tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit in die Bahn gesteckt, die zum Privatvermögen von Andreas Knopf gehört. „Was wir vorhaben, ist keine Hobby-Spinnerei“, sagt Knopf. „Hier sind Fachleute mit Herz, viel Lebenserfahrung und gehöriger Fachkompetenz am Werk“, heißt es im Tali-Konzept, das bis zu zehn Arbeitsplätze schaffen könnte.

Auch Flüchtlinge möchte der Verein im Moor beschäftigen und hat bereits mit der Migrationssozialberatung gesprochen. Dort sei man begeistert von der Idee, sagt Knopf, der sich auf Englisch verständigen will und bei seinen Reisen jede Menge eisenbahntechnisches Vokabular gelernt hat, das er weitergeben möchte. Leichte handwerkliche Tätigkeiten hat er für seine Kollegen vorgesehen. Außerdem sucht er noch Unterstützer mit Arabisch- und Persischkenntnissen.

Der Verein bezeichnet den Bau einer Strecke vom Moor zum Klinikum als ersten Bauabschnitt und setzt langfristig auf einen Ausbau bis zum AKN-Bahnhof mit mehreren Haltestellen an der Strecke. „Das würde den Autoverkehr im Kurgebiet minimieren“, glaubt Knopf. „Wir sind jetzt gespannt, ob die Politik mitspielt.“

Bürgermeister Kütbach bezeichnet die Idee als „charmant“. Sie steht auch auf der Tagesordnung, wenn am sich 1. April Fachleute zu einem Workshop treffen und langfristige Tourismus-Konzepte für die Stadt besprechen.

Das Kieler Umweltministerium reagiert bislang zurückhaltend auf die Projektstudie des Vereins, die seit dem 16. Februar den Fachleuten vorliegt. Anhand der Unterlagen seien noch keine „belastbaren Bewertungen“ möglich, hieß es. Damit sei auch unklar, ob die Bahn finanziell gefördert werden könne. Theoretisch wäre eine Förderung durch die Umweltlotterie Bingo möglich. Auch als Projekt des ländlichen Tourismus wären Zuschüsse denkbar. Eine Förderung aus Mitteln des Moorschutzes sei dagegen eher unwahrscheinlich.