Norderstedt. Nachdem der Hamburger Flughafen eine Erfolgsbilanz zu Verspätungen veröffentlichte, ergreift nun die NIG das Wort – und widerspricht.
„Es ist schon bemerkenswert, dass der Flughafen selbst vermutlich kleinste Erfolge bezüglich Fluglärm und Feinstaub veröffentlicht. Dabei den Fokus nur auf einen Monat zu legen, ist jedoch absolut unredlich.“ So kommentiert Joachim Hartmann, Vorsitzender der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG), die Zahlen, die der Flughafen für Februar veröffentlich hat. Danach ist die Zahl der verspäteten Flüge zwischen 23 und 24 Uhr im Vergleich zum Januar und zum Februar 2016 zurückgegangen (wir berichteten). 19 Flugzeuge haben Hamburg im Februar außerhalb der vorgesehenen Start- und Landezeit von 6 bis 23 Uhr angesteuert oder verlassen.
Hartmann hält die Monatszahlen für wenig aussagekräftig. Verlässlich hingegen sei die Jahresstatistik. Und da zeige sich, dass die Verspätungsflüge trotz der angekündigten „Pünktlichkeitsoffensive“ zugenommen haben und die Nachtflugbeschränkung nur zu 13,5 Prozent eingehalten wurde. „2016 war das lauteste Jahr seit dem Jahr 2000, insbesondere für Norderstedt. Die beschallte Fläche hat weiter zugenommen sowie auch die gefährliche Fein- und Ultrafeinstaubbelastung“, sagt der NIG-Chef. Wegen der „ungerechten Bahnbenutzungsregel“, wonach die Maschinen überwiegend über die Norderstedter Bahn starten sollen, habe der Anteil der Starts über Norderstedt, Quickborn und Hasloh im Jahr 2016 bei 58,50 Prozent gelegen, seit Januar 2017 bei bis zu 72,7 Prozent. „Diese Fakten werden offensichtlich verschwiegen“, kritisiert Hartmann.
„Die Beschwerden der Anwohner werden ignoriert“
Mit „traditionell begrenztem Interesse an den Schutzrechten der Bürger“ expandiere der Flughafen immer weiter. Die EU-Umgebungslärmrichtlinie, die dem Wachstum Grenzen setze, die Warnungen der Weltgesundheitsorganisation und die vielen Tausend Beschwerden der Anwohner würden ignoriert, sagt Hartmann.