Henstedt-Ulzburg. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg fordert für die S-Bahnlinie 21 einen Tunnel in Ulzburg-Süd und will Bürger vom Lärm entlasten.
Die Bahngleise sollen aus dem Ortsbild in Ulzburg-Süd verschwinden. Wenn statt der AKN-Triebwagen die S-Bahn verkehrt, sollen die Züge in einem Trog und teilweise in einem Tunnel fahren. Das fordert die Gemeinde Henstedt-Ulzburg in ihrer Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren für den geplanten S-Bahn-Betrieb. Der Forderung liegt ein einstimmiger Beschluss des Umwelt- und Planungsausschusses zugrunde. Gleichzeitig fordert die Gemeinde, auf eine Elektrifizierung der S-Bahn zu verzichten. Stattdessen soll Wasserstoff als Antriebsart genutzt werden.
Die S-Bahn vom Hamburger Hauptbahnhof nach Kaltenkirchen durchfahren zu lassen, ist eins der größten Verkehrsprojekte in Norddeutschland, für das etwa 90 Millionen Euro veranschlagt werden. Auf der bestehenden, insgesamt 30 Kilometer langen Trasse der AKN von Hamburg über Quickborn und Henstedt-Ulzburg nach Kaltenkirchen sollen moderne, mit elektrischen Oberleitungen betriebene S-Bahnen fahren. Baubeginn könnte im Jahr 2018 sein, die Fertigstellung ist für 2020 oder 2021 anvisiert.
Die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein hoffen, die Attraktivität des Nahverkehrs mit der S 21 deutlich zu erhöhen. Die Züge bieten mehr Platz und fahren umsteigefrei ins Hamburger Zentrum. Bislang müssen Reisende in Eidelstedt von der AKN in die S-Bahn und umgekehrt umsteigen. Eine durchfahrende S-Bahn könnte nach Ansicht der Planer viele Pendler von der Straße holen.
Die Bewohner von Ulzburg-Süd leiden unter dem Lärm, der von der AKN ausgeht. Deshalb macht die CDU den Vorschlag, die Bahn in einem Trog mit Deckel verschwinden zu lassen. Zwischen dem Bahnübergang Galgenweg/Beckershof und der Kranichstraße soll die Bahn auf knapp 500 Metern Länge in Tieflage rollen. Ein Trog mit Deckel ist nach Ansicht aller Ortspolitiker das Höchstmaß der Forderungen. Einerseits sollen es die vom Bahnlärm geplagten Bewohner in Ulzburg-Süd künftig ruhiger haben, anderseits könnte damit der Bahnübergang südlich das Bahnhofes beseitigt werden.
Aber nicht nur der Lärmschutz spielt eine Rolle bei den Überlegungen der Ortspolitiker, sie haben auch die weitere Entwicklung von Ulzburg-Süd im Auge. Das Umfeld des Bahnhofes könnte neu gestaltet werden, wenn die Bahn aus dem Ortsbild verschwinden würde. „Eine Tieferlegung der Bahntrasse im Norden des Bahnhofes würde eine weitere Entwicklung des heute am Rande von Henstedt-Ulzburg liegenden AKN-Bahnhofs und seines Umfeldes ermöglichen und zukunftsweisend für die städtebauliche Entwicklung der Gemeinde sein“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Dietmar Kahle. „Wenn der Trog nicht im Zuge des S-Bahn-Baus kommt, wann dann?“ Genauso sehen es auch die übrigen Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschusses.
Wie sehr sich ein Bahntunnel auf die Gestaltung eines Ortes auswirkt, hat Henstedt-Ulzburg vor etwa 17 Jahren erlebt: Damals verschwand die AKN aus dem Ulzburger Ortsbild. Seit sie unter dem Ortskern hindurchgeführt wird, hat sich Ulzburg-Mitte entwickelt. Vorher war der Ortsteil durch die Bahngleise zweigeteilt.
Auf Antrag der WHU fordert die Gemeinde in ihrer Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren auch die Prüfung von alternativen Antriebsformen. Züge mit Wasserstoff-Antrieb, wie sie in Niedersachsen zwischen Buxtehude und Cuxhaven bis Ende des Jahres in Betrieb gehen – das haben die WHU-Politiker im Blick. Hohe Kosten für einen Oberleitungsbau oder die erforderliche Gleistieferlegung im vorhandenen Tunnel Ulzburg-Mitte wegen der Oberleitung könnten dadurch eingespart werden. Auch dieser Antrag wurde im Umwelt- und Planungsausschuss einstimmig angenommen.
In Ellerau sollen Gleise tiefer gelegt werden
Auch die Ellerauer wollen den Ausbau für den S-Bahn-Betrieb nutzen, um eine langjährige Forderung durchzusetzen: Die Gleise sollen an der Kreuzung Berliner Damm/Bahnstraße unter der Erde verschwinden. So könnten die langen Staus vor dem Bahnübergang aufgelöst werden. Verkehrsminister Meyer (SPD) hatte den Wunsch bisher als zu teuer abgelehnt, damit würde das gesamte Projekt gefährdet. Nun hat die Gemeinde den Umbau der Kreuzung in ihrer Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren gefordert.
Keine Bedenken gegen das Millionen-Vorhaben erhebt die Stadt Kaltenkirchen. Für die Elektrifizierung werden im Bereich Kaltenkirchen in beiden Fahrtrichtungen entlang der Bahntrasse in einem Abstand von 50 Metern etwa neun Meter hohe Oberleitungsmasten aufgestellt. An den Straßenüberführungen Hamburger Straße und Feldstraße reicht die Höhe nicht aus. Deshalb werden die Gleise hier um gut 25 Zentimeter abgesenkt. „Die Stadt Kaltenkirchen begrüßt die Elektrifizierung der AKN-Strecke A 1/S 21 außerordentlich“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt Kaltenkirchen.