Norderstedt. Norderstedts Spitzenpolitiker wollen sich dafür stark machen. Beirat hatte zur Diskussion in den Plenarsaal des Rathauses eingeladen.
Der Vorsitzende des Landesseniorenrates war begeistert. „Eine Top-Veranstaltung. Das werden wir noch vor der Landtagswahl auch in Kiel machen“, sagte Peter Schildwächter und lobte seine Kollegen vom Seniorenbeirat Norderstedt. Der hatte zuvor zwei Stunden lang im Plenarsaal des Rathauses den Fraktionschefs der Norderstedter Stadtvertreter auf den Zahn gefühlt und wollte wissen, welche Vorstellungen sie zu den Themen Teilhabe an Kultur, Wohnen im Alter, Pflegeangebote und Verkehrsprojekte haben.
Die etwa 60 Zuschauer, darunter auch etliche Jüngere, hörten durchaus bekannte Ideen. Die CDU will eine Umgehungsstraße in Garstedt schaffen, Niendorfer Straße und Friedrichgaber Weg zu verkehrsberuhigen Bereichen erklären und den Raum zwischen der Westumgehung und dem Straßenzug Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg bebauen. SPD und Linke wollen mit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft günstigen Wohnraum schaffen.
Für die Landtagswahl am 7. Mai seien es eigentlich die falschen Gäste, erklärte Moderator Kai Hädicke-Schories. Dafür hätten eher die beiden Abgeordneten, Kandidatinnen und örtlichen Parteivorsitzenden Katrin Fedrowitz (SPD) und Katja Rathje-Hoffmann (CDU) eingeladen werden müssen. „Aber die Norderstedter Lokalgrößen werden ihre Ideen als verlängerter Arm in den Landtag nach Kiel tragen“, sagte Hädicke-Schories. Und so nutzten die örtlichen Fraktionschefs das Podium, um schon mal für sich und ihre Konzepte für die Kommunalwahl im nächsten Jahr zu werben. Die Grünen fehlten, Fraktionschef Detlev Grube war erkrankt.
Vor allem bei den Fragen, wie die akute Wohnungsnot und der tägliche Stau auf den Norderstedter Straßen eingedämmt werden könnten, gingen die Meinungen weit auseinander. CDU-Fraktionschef Gert Leiteritz kramte ein Lieblings- und Dauerprojekt der CDU wieder hervor: eine westliche Ortsumfahrung von der Stadtgrenze zu Hamburg zum Kreisel am Buchenweg. Die Umgehung könne den täglichen Stau in den Morgen- und Abendstunden abmildern. „Die Fläche dazwischen wäre zusätzliches Bauland.“ Ein Vorschlag, den Linken-Fraktionschef Miro Berbig als zu teuer und unsinnig zurückwies. Bei 60.000 angemeldeten Fahrzeugen brauche Norderstedt nicht noch mehr Verkehr, so Berbig. „Das Teuerste ist der Kfz-Verkehr auf den Straßen und Parkflächen. Wir müssen den Verkehr komplett neu denken.“ Während sich Klaus-Peter Schroeder (FDP) für Anruf-Sammeltaxis und Nicolai Steinhau-Kühl (SPD) für Last-Fahrräder stark machten, forderte Leiteritz, die Radler auf den Straßen fahren zu lassen.
Auch beim Wohnen im Alter waren sich die Politiker nicht einig. Durch den Wegfall vieler Sozialwohnungen stiegen die Mieten, müssten Alternativen geschaffen werden, sagte Steinhau-Kühl und forderte eine städtische Wohnungsgesellschaft. Schroeder riet dagegen den Senioren, sie mögen sich in Genossenschaften zusammentun und so selbst Miteigentümer ihrer vier Wände werden.
Damit sich die Menschen im Alter auch noch Theater- und Museumsbesuch leisten könnten, solle der Sozialpass und die Familienkarte ausgeweitet werden. Bei der Pflege waren sich alle einig, dass es mehr Pflegeplätze geben und der Beruf besser bezahlt werden muss. Die überwiegend häusliche Pflege im Familienkreis müsse endlich den Status erhalten, den sie verdient, befand Leiteritz, der davon sprach, wie er Eltern, Ehefrau und Sohn bis zum Tod gepflegt habe.