Kreis Segeberg. Kreis Segeberg steht gut da. Das ergibt sich aus dem Wirtschaftsbericht. Freizeitangebote sollen ausgebaut und besser vernetzt werden.
„Der Kreis muss sich nicht verstecken und spielt zum Teil sogar in der Spitzengruppe mit.“ So fasst Maike Moser, Geschäftsführerin der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Kreises Segeberg, ihren Wirtschaftsbericht für 2016 zusammen und hat gleich die Frauen im Blick: In den Segeberger Unternehmen arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen. Nach den letzten Zahlen des Statistikamtes Nord von 2014 lag die Frauenbeschäftigungsquote bei 56,2 Prozent. Das bedeutet hinter dem Kreis Pinneberg (56,3 Prozent) Platz zwei unter den elf Landkreisen und vier kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein. Der Wert liegt deutlich über dem des Landes (52 Prozent) und des Bundes (51,8 Prozent).
„Der hohe Frauenanteil spiegelt die vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten wider, erklärt sich aber auch durch den Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft, traditionell eine Frauendomäne“, sagt Moser. Positiv wirke sich auch das Projekt „Frau & Beruf“ aus, die gezielte Förderung von Frauen, die nach einer Familienpause wieder in den Beruf einsteigen wollen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, ihre Arbeitszeit aufstocken wollen oder eine Ausbildung in Teilzeit suchen.
Die Segebergerinnen gehören nicht nur zu den fleißigsten, sondern auch zu den fruchtbarsten: Die Fertilitätsrate, die Zahl der Kinder pro Frau im Alter zwischen 20 und 45 Jahren, liegt mit 1,57 über dem Landes- und Bundesschnitt (1,47) – eine Ursache dafür, dass der Kreis kontinuierlich wächst. Am 31. Dezember 2010 wohnten 259.200 Menschen zwischen Bornhöved und Norderstedt, am 31. Dezember 2015 waren es schon 8303 mehr. Und die Statistiker sagen weiteres Wachstum voraus: Nochmals 9500 weitere Segeberger werden im Jahr 2030 im Kreisgebiet leben.
Auch bei der Beschäftigung nimmt der Kreis Segeberg einen Spitzenplatz ein. Fast im gleichen Verhältnis, wie die Zahl der Bewohner zugenommen hat, ist auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze gewachsen. Im Jahr 2011 waren es noch 76.500, Mitte 2015 schon 84.000. Die Arbeitslosenquote ist niedrig, hinter den Stormarner Nachbarn sind die Segeberger Vizemeister in Schleswig-Holstein. Aktuell sind gut 7400 Menschen arbeitslos, 5,1 Prozent. Im September 2015 lag die Quote auch schon mal bei 4,5 Prozent. „Mit rund 7000 Erwerbslosen ist der Sockel der Arbeitslosigkeit erreicht, jetzt können wir Betroffene nur noch mit individuellen Lösungen in Arbeit bringen“, sagt Moser. Zudem müssten die Arbeitgeber ihre Anforderungen überprüfen und verändern, wenn sich die verbliebenen Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt integrieren sollen.
„Der Kreis profitiert natürlich von der insgesamt guten konjunkturellen Lage“, sagt die WKS-Geschäftsführerin, zählt zusammen mit den Nachbarkreisen Stormarn und Pinneberg zu den wirtschaftlich stärksten Regionen im Land. „Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Kaufkraft hoch“, sagt Can Özren, Sprecher der Industrie- und Handelskammer Lübeck. Viele große Unternehmen sind in Norderstedt zu Hause: der Elektronikkonzern Casio mit der Europazentrale, der Klebemittelhersteller Tesa, der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich mit seinem größten Werk, die internationalen Medizintechnikunternehmen Johnson & Johnson und Schülke & Mayr.
Özren sieht in der größten Stadt des Kreises einen Schwerpunkt im Anlagen- und Maschinenbau, durch die Nähe zum Flughafen spielt auch die Luftfracht eine große Rolle. Weiter nördlich ziehe sich der „Gesundheitsgürtel“ von Bad Bramstedt über Bad Segeberg bis nach Lübeck, zweiter wichtiger Wirtschaftszweig im Kreis.
„Auch der Tourismus ist ein relevanter Wirtschaftsfaktor“, sagt die WKS-Geschäftsführerin. Vor allem Tagestouristen nutzen das Angebot, mehr als zwei Millionen kamen 2016. Der größte Magnet ist das Arriba-Bad in Norderstedt: 775.000 Gäste besuchten das Bad, damit zählt es auch bundesweit zu den am stärksten frequentierten. 476.000 Bade- und Saunagäste machten sich auf in die Kaltenkirchener Holstentherme. Die Karl-May-Spiele bescherten dem Kreis 336.500 Besucher, im Wildpark Eekholt lösten 242.000 Menschen Eintrittskarten, 153.500 waren es im Erlebniswald Trappenkamp. Die Besucherzahlen der Karl-May-Spiele sind zwischen 2014 und 2016 um 11 und beim Erlebniswald sogar um 18 Prozent nach oben geschnellt, der Wildpark Eekholt hat rund 18.000 Gäste verloren.
Immer mehr Besucher bleiben auch über Nacht und legen sich in eins der 4800 Betten. 737.408 Übernachtungsgäste zog es 2015 in den Kreis Segeberg, hinter dem Landkreis Plön Platz zwei in der Landesstatistik. Dennoch sieht Maike Moser noch Luft nach oben: „Zum einen müssen wir die Ferienwohnungen auf den aktuellen Stand bringen.“ Dass der Kreis viel mehr zu bieten hat als „Möbel-Kraft und Fledermäuse“, will sie allen, die einen Kurztrip planen, modern mitteilen. Jeder müsse auf seinem Smartphone das gesamte Freizeitangebot sehen können.
„Gesamt“ und „gemeinsam“ sind enorm wichtige Worte für die WKS-Geschäftsführerin. So will sie das Band zwischen dem prosperierenden Nordgate-Verbund, den Städten und Gemeinden entlang der A 7, und dem darbenden Ostkreis deutlich verstärken. „Bisher vermarktet Nordgate seine Gewerbeflächen allein. Wir wollen jetzt ein gemeinsames Portal für den gesamten Kreis entwickeln, sodass Unternehmen automatisch nach Wahlstedt oder Bad Segeberg geleitet werden, wenn sie entlang der Autobahn nicht die gewünschte Fläche finden, oder das Areal zu teuer ist“, sagt Moser. Einen kräftigen Schub gerade für den Nordostkreis erwartet sie durch die Autobahn 20, die von Bad Segeberg zur A 7 führen soll. Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) hatte Ende 2016 angekündigt, dass die wichtige West-Ost-Verbindung in diesem Jahr weitergebaut wird.