Kreis Segeberg. Nur in Norderstedt gibt es eine Trendwende: Die Zahl der Fahrzeuge schrumpft, obwohl die stetig Bevölkerung zunimmt.

Auf den Straßen des Kreises Segeberg sind so viele Fahrzeuge unterwegs wie seit zehn Jahren nicht mehr. 193.795 Autos, Lkw, Motorräder und Quads waren zum 1. Januar zugelassen. Bei 267.503 Einwohnern sind fast drei von vier Segebergern motorisiert. In Norderstedt sind 52.068 Fahrzeuge angemeldet, knapp 66 Prozent der gut 79.000 Einwohner setzen sich hinters Steuer oder aufs motorisierte Zweirad. Das ergibt sich aus den aktuellen Zahlen der Zulassungsstelle in Bad Segeberg.

Aus der Statistik lässt sich auch ablesen, dass die Bevölkerung zwar kontinuierlich gewachsen ist, die Zahl der Fahrzeuge aber geschrumpft ist. In Norderstedt hat sich eine Trendwende vollzogen. Die einstige Hochburg der Autofans, die vor 20 Jahren noch mit Rüsselsheim um die höchste Fahrzeugdichte in Deutschland konkurrierte, hat einen Mobilitätswandel erlebt, das Auto hat im Vergleich zu Bus, Bahn und Fahrrad an Dominanz verloren. Ende 2001 waren bei der Zulassungsstelle noch 65.000 Fahrzeughalter gemeldet, rund 13.000 mehr als jetzt.

Ein Plus nur bei Neuwagenzulassung

Plausibel erklären kann Bernd Gaden, Leiter der Zulassungsstelle Segeberg, den Rückgang nicht. Möglicherweise spielt der demografische Wandel eine Rolle, die Menschen werden älter, und so mancher Senior verzichtet aufs Autos. Die Jungen geben ihr Geld lieber für leistungsfähige Smartphones, Wohnen oder Fitness aus. Wer urban wohnt und Bus und Bahn direkt vor der Haustür hat und schnell erreichen kann, braucht kein Auto.

Ein überdurchschnittlich großes Plus gab es im vorigen Jahr bei den Neuwagenzulassungen gegenüber dem Jahr 2015. Für 11.048 fabrikneue Fahrzeuge beantragten die Käufer 2016 im Kreis Segeberg die Zulassung. Das sind 899 oder knapp neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mehrheitlich haben sich die Segeberger allerdings für den Kauf eines Gebrauchtwagens entschieden. In diesem Segment verzeichnete die Zulassungsstelle 39.990 Anmeldungen. Im Jahr zuvor wechselten 39.832 Gebrauchte den Besitzer, somit blieb die Zahl stabil.

Für den Zahlensprung bei den neuen Fahrzeugen sieht Bernd Gaden folgende Ursache: „Die gute Konjunktur hat Einfluss auf den Fahrzeugbedarf. Mehr Menschen haben Arbeit und brauchen für den Weg zum Job und wieder nach Hause ein Auto“, sagt Bernd Gaden. Ein Zweitwagen könne nötig und auch finanziert werden. Wer mehr Geld im Portemonnaie hat, kann auch die Freizeit aktiver gestalten und dafür das Auto nutzen. Oder sich aufs Motorrad setzen oder mit einem Quad durch die Gegend brausen.

Auch Gewerbetreibende nutzen das Zinstief

Wesentlicher Grund für den Kauf eines Neuwagens seien auch die niedrigen Zinsen. Bei der Bank gibt es, so Gaden, so gut wie keine Rendite, daher investierten die Bürger ihr Geld, um sich etwas anzuschaffen.

Auch Gewerbetreibende nutzen das Zinstief, um ihren Fuhrpark zu erneuern oder zu ergänzen. Der Leiter der Zulassungsstelle geht davon aus, dass die Zulassungszahlen weiter anziehen, wenn sich die wirtschaftliche Situation nicht verschlechtert und die Zinsen nicht deutlich steigen. Hinzu komme, dass der Kreis Segeberg nach wie vor attraktiv sei, sodass die Bevölkerung weiter moderat wachsen werde.

Seit Beginn des Jahres 2015 muss bundesweit bei Umzügen zwar weiterhin das Fahrzeug umgemeldet werden, jedoch können die Neu-Segeberger auf Wunsch ihr altes Kennzeichen aus dem bisherigen Heimatort behalten. Zuvor war das nur bei einem Umzug innerhalb Schleswig-Holsteins möglich. 2874 Fahrzeughalter haben diese Änderung für sich genutzt und ihr auswärtiges Kennzeichen zunächst behalten.

1186 Fahrzeuge im Kreisgebiet sind sexy...

Der Kreis Segeberg ist Landesmeister beim Verkauf von Wunschkennzeichen. Nirgendwo in Schleswig-Holstein gibt es so viele Autofahrer, die mit Buchstabenkombinationen ihrer Wahl durch die Gegend fahren.

1186 Fahrzeuge sind derzeit mit SEXY, 763 Fahrzeuge mit SEX und 1033 mit SEKT auf den Straßen unterwegs.

368.179 Euro hat die Zulassungsstelle Segeberg 2015 mit der Vergabe dieser Wunschkennzeichen eingenommen – so viel wie keine andere im nördlichsten Bundesland. Und etwas mehr als 2014 (363.100 Euro).

Das Wunschkennzeichen ist bei jährlichen Gesamteinnahmen von 2,34 Millionen Euro zum wichtigen Faktor in der Bilanz der Stelle geworden. Wer SEX haben will, SEXY werden oder sich zum SEPP machen möchte, zahlt übrigens eine Gebühr von 10,20 Euro.

1/4

Ummeldung ohne Kennzeichenwechsel billiger

Kein Wunder: Wer seinen Wohnort in den Kreis Pinneberg verlegt und seinen Wagen ohne einen Kennzeichenwechsel ummeldet, zahlt laut Gebührenübersicht der Behörde lediglich 17,50 Euro. Bei einem Kennzeichenwechsel wären 28,10 Euro fällig – und obendrauf kämen noch die Kosten und die eventuelle Wartezeit für das Prägen des neuen Kennzeichens.

Dass auf diese Weise das SE-Kennzeichen aussterben könnte, ist nicht zu befürchten. Die Kennzeichenmitnahme ist an das Fahrzeug und den Halter gebunden. Wird das Fahrzeug auf einen anderen Halter übertragen, bekommt es automatisch ein SE-Kennzeichen. Und wer als Neubürger sein altes Kennzeichen behalten hat, muss beim Kauf eines neuen Wagens auf SE umsteigen. In diesen Fällen gibt das Straßenverkehrsamt das auswärtige Kennzeichen zurück, sodass es von der eigentlich zuständigen örtlichen Behörde neu vergeben werden kann.

Übrigens: Den 2874 „eingewanderten“ Kfz-Kennzeichen standen 2016 3849 „Auswanderer“ gegenüber. Diese Fahrzeugbesitzer sind aus dem Kreis Pinneberg weggezogen, wollen sich jedoch in ihrer neuen Heimat noch nicht von ihrem PI-Kennzeichen trennen.