Norderstedt. Jungen und Mädchen können im Prinzip dasselbe. Trotzdem werden beiden Geschlechtern noch nicht die gleichen Rechte zugestanden. Warum?
Ich finde es selbstverständlich, dass Mädchen und Frauen im Prinzip das Gleiche können, was Jungs und Männer auch zuwege bringen. Okay, vielleicht nicht gerade in jeder Hand eine volle Bierkiste in den vierten Stock tragen, aber das ist ja auch keine Fähigkeit, die einen zum besseren Menschen macht.
In der Generation meiner Eltern herrschte noch die Meinung, das natürliche Lebensbiotop einer Frau sei KKK (Küche, Kinder, Kirche), während nur Männer Mathematik kapieren, Ingenieur werden und die Welt retten. Ich selbst bot allerdings den lebenden Gegenbeweis: Von Mathe keinen Schimmer, als Ingenieur nicht qualifiziert und für die Weltrettung kaum infrage kommend. Die Ansicht meiner Eltern, dachte ich, wird mit ihrer Generation aussterben, vielleicht sogar weltweit.
Heute beweisen zwei zeitgleich ablaufende Ereignisse in Norderstedt, dass ich mich geirrt habe. Da ist zum einen die Aktion „Mint:Pink“, mit der eine Initiative versucht, künftige Oberstufen-Schülerinnen für die Wahl eines naturwissenschaftlichen Unterrichtprofils zu begeistern. Denn dafür entscheiden sich bislang nur sehr wenige. Sie trauen es sich nicht zu – vielleicht, weil man es ihnen immer noch nicht zutraut.
Bei „Mint:Pink“ zum Glück schon: 170 Mädchen aus der 9. Klassenstufe waren zu Gast bei der Firma Tesa und führten unter wissenschaftlicher Anleitung Experimente durch. Die Initiative arbeitet seit 2009 und immerhin gelang es seitdem, die Zahl der Mädchen, die sich für ein naturwissenschaftliches Unterrichtsprofil entschieden, zu verdoppeln. Das ist gut. Aber dass solche Anstrengungen heutzutage überhaupt noch nötig sind, finde ich erschreckend.
Wie weit wir, weltweit betrachtet, immer noch davon entfernt sind, beiden Geschlechtern gleiche Rechte zuzugestehen, zeigt eindrucksvoll die Ausstellung im Norderstedter Stadtmuseum „Weil wir Mädchen sind – Mädchenwelten in Afrika, Asien und Lateinamerika“ (läuft bis einschließlich Sonntag, 26. Februar).
Liebe Mitmenschen: Wenn Mädchen alles Mögliche nicht anpacken (dürfen), bleiben am Ende für mathematische Lösungen, Ingenieurskunst und Weltrettung nur noch Typen wie ich übrig. Das wollt Ihr nicht wirklich, oder?