Norderstedt. Studie sieht großes Potenzial für Norderstedt. Nun werden Strecken von Hamburg bis Bad Bramstedt untersucht

Schneller mit dem Rad zur Arbeit, zur Schule und zum nächsten AKN- oder U-Bahnhof – das würde für mehrere Tausend Norderstedter Wirklichkeit, wenn ein Radschnellweg von Norderstedt nach Hamburg gebaut würde. Wenn Pendler und Schüler auf zwei Räden flott vorankommen, gewinnt das Fahrrad an Bedeutung, steigen mehr Menschen in den Sattel statt ins Auto. Dass das möglich ist, beweist jetzt die Potenzialanalyse, die die Technische Universität im Auftrag der Metropolregion Hamburg vorgelegt hat.

Demnach würden die Menschen aus Norderstedt rund 13.500 Arbeitsplätze mehr als jetzt in nur 15 Minuten Fahrzeit erreichen können, wenn zwischen Hamburg und Norderstedt ein 17 Kilometer langer Radschnellweg gebaut werden würde. Gut 17.000 Schüler würden ihren Schulweg auf eine Viertelstunde verkürzen. Und weitere 5500 Norderstedter Bürger würden erstmals den nächsten U- oder AKN-Bahnhof in dieser kurzen Zeit ansteuern können, von dem sie höchstens 3,5 Kilometer entfernt wohnen.

Der Wissenschaftler Marcus Peter vom Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TU Harburg hat im Auftrag der Metropolregion diese ersten konkreten Zahlen in seiner Erreichbarkeitsstudie berechnet, die nun in einem zweiten Schritt in einer Machbarkeitsstudie verifiziert und näher nach Kosten, Streckenführung und Umsetzbarkeit untersucht werden sollen. Der Kreis Segeberg hat dafür bereits Ende 2016 100.000 Euro zur Verfügung gestellt, wovon die Metropolregion 80 Prozent trägt.

Angedacht ist, einen vier Meter breiten, möglichst kreuzungsfreien Radschnellweg ohne Ampeln zu bauen, der nicht nur Hamburg mit Norderstedt verbindet. Die geplante Radautobahn könnte darüber hinaus Norderstedt an Henstedt-Ulzburg, Kisdorf, Kaltenkirchen und Nützen bis Bad Bramstedt anbinden. „Diese Route entlang der A-7-Achse bietet das größte Potenzial für einen Radschnellweg“, sagt Joachim Brunkhorst aus Norderstedt, Radverkehrsbeauftragter des Kreises Segeberg.

Auch dafür hat Wissenschaftler Peter Zahlen vorgelegt. So würde ein 30 Kilometer langer Radschnellweg von Norderstedt bis Bad Bramstedt 1600 Arbeitsplätze zusätzlich in 15 Minuten erreichbar machen. Weitere 17.000 Schüler würden ihren Schulweg auf eine Viertelstunde verkürzen. Und gut 4000 Bürger wohnten plötzlich in Bahnhofsnähe.

Der Norderstedter CDU-Stadtvertreter Brunkhorst ist selbst begeisterter Radfahrer und natürlich mit dem Fahrrad von Norderstedt zur Pressekonferenz der Erreichbarkeitsstudie an die Hamburger Stadthausbrücke gefahren. Dafür habe er eine gute Stunde gebraucht, erzählt er. „Weil ich natürlich an 1000 Ampeln halten musste.“ Wenn künftig entlang der Alsterkrugchaussee, der Zeppelinstraße, im Borsteler Moor und entlang der stillgelegten Bahnstrecke von Ohlsdorf über Alsterdorf bis zum Ochsenzoll eine weitgehend freie Radstrecke vorhanden wäre, „könnte man eine Viertelstunde schneller im Hamburger Zentrum sein“, ist Brunkhorst überzeugt.

Außerhalb Hamburgs seien diese „Radautobahnen“ wegen der geringeren Bebauung einfacher zu realisieren, sagt Brunkhorst. Der Bund, der erstmals schnelle Radwege dieses und nächstes Jahr mit jeweils 25 Millionen Euro fördern will, verlangt dafür einen vier Meter breiten Radfahrstreifen sowie zwei Meter Fußweg und einen halben Meter breiten Sicherheitsstreifen. Das sei entlang der Schleswig-Holstein-Straße durchaus möglich.

Denkbar sei auch, den vorhandenen Radweg entlang der U-Bahn und AKN-Strecke in Richtung Henstedt-Ulzburg zu einem Radschnellweg auszubauen und dann Rad- und Fußweg zu trennen, damit die Bäume stehen bleiben können. Dort würden dann auch mehr Wohngebiete vom schnellen Radweg vor der Haustür profitieren, so Brunkhorst.

Auch die Umlandgemeinden sind begeistert von dieser Idee. In Hen-stedt-Ulzburg wird seit Monaten mit dem ADFC ein „Fahrrad-Highway“ geplant, der überfüllte Straßen entlasten könnte. Kisdorf wolle sich beteiligen, sagt Brunkhorst. Und auch der Bund zieht das Tempo an, wie der neue Fördertopf zeigt. „Es geht in erster Linie darum, ohne Stau schnell zur Arbeit zu kommen“, sagt der Segeberger CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann und malte sich bereits die Vision aus, wie die Radfahrer künftig über eine eigene Brücke die Ochsenzoll-Kreuzung überqueren könnten, um endlich ohne anzuhalten die Stadt- und Landesgrenze passieren zu können.