Langenhorn. Das strukturschwache Quartier Essener Straße in Langenhorn wird aufgewertet. Viele Anwohner engagieren sich ehrenamtlich.

Gepflegt und aufgeräumt, aber an einem Nachmittag so gut wie menschenleer. Der Eindruck lässt sich kaum vermeiden, dass der Käkenhof ein vergessenes Stück Langenhorn ist. Als Teil des Quartiers „Essener Straße“ wäre der Marktplatz potenziell ein Nahversorgungszentrum für etwa 5000 Bürger – wenn es dort denn vielfältige Einkaufsmöglichkeiten geben würde. Vielmehr verdeutlicht der Leerstand die Strukturschwäche, die sogar amtlich ist. Im letzten Sozialmonitoring der Behörde für Stadtentwicklung ist der Bereich zwischen Essener Straße und Langenhorner Chaussee mit einer negativen Dynamik gekennzeichnet, er ist seit dem Jahr 2006 ein Fördergebiet – vergleichbar mit der Veddel oder Osdorfer Born.

Das war nicht immer so. Immer wieder versuchten sich Einzelhändler zu etablieren – vergeblich. Zuletzt schloss im November 2015 ein Markant-Supermarkt, weil eine Erweiterung scheiterte. „Wenn man sich die Ladenzeilen anguckt, ist es nicht das, was wir wollen und was ich aus der Zeit kenne, als ich hier als Kind aufgewachsen bin“, sagt Nizar Müller. Der 37 Jahre alte CDU-Bezirksabgeordnete wollte es kürzlich genau wissen und richtete eine Kleine Anfrage an den Leiter des Bezirksamtes Nord, Harald Rösler. Sein Vorwurf: Die Bemühungen um ein Nahversorgungskonzept seien gescheitert. Dem widersprach Rösler. Und tatsächlich ist in die Planungen Bewegung gekommen. Verhandlungen zwischen dem Bezirksamt, der Saga als Eigentümerin der Immobilien und der Wirtschaft waren erfolgreich, im März sollen die Verträge für einen neuen Vollsortimenter unterzeichnet werden. Das könnte ein Edeka oder ein Rewe sein, offenbar ist es mittlerweile sogar möglich, die Fläche zu vergrößern. Die Saga hält sich hierzu bedeckt. „Derzeit befinden wir uns in Gesprächen mit Mietinteressenten, zu denen wir aufgrund der laufenden Vertragsverhandlungen noch keine Angaben machen können. Ziel ist es, einen Ankermieter zu gewinnen, der die Vitalität des Quartiers erhöht“, sagt Pressesprecher Gunnar Gläser.

Trotzdem sagt Müller: „Das Bezirksamt hätte die Entwicklung schneller erkennen und schneller agieren müssen.“ Was er meint: Auf der anderen Straßenseite der Langenhorner Chaussee entsteht seit 2014 auf einem ehemals für das Krankenhaus Ochsenzoll genutzten Gelände ein neues Wohngebiet („Unter den Linden“) für bis zu 2000 Menschen – und damit Kunden. Für Aldi war das ausschlaggebend, als es um die Nachnutzung des alten Hotels Tomfort ging. Dieses wurde abgerissen, bis Ende 2017 entsteht eine Filiale des Discounters. Auch der Verkehr wird neu geregelt: Das Tückobsmoor wird zur Langenhorner Chaussee geöffnet, aber der südliche Käkenkamp durch einen Grünstreifen abgetrennt, zudem ein barrierefreier Gehweg eingerichtet.

Sabine Pickuth, Ingrid Tautenhahn, Heidi Nielsen und Monika Glatz (von links) im „Lütt Café“ – der Nachbarschaftstreff wird ehrenamtlich angeboten.
Sabine Pickuth, Ingrid Tautenhahn, Heidi Nielsen und Monika Glatz (von links) im „Lütt Café“ – der Nachbarschaftstreff wird ehrenamtlich angeboten. © HA | Christopher Herbst

Auf soziokultureller Ebene ging es schneller voran. Von 2007 bis 2015 wurden in die Quartiersentwicklung 6,2 Millionen Euro investiert, das meiste floss in Maßnahmen, die das Wohnumfeld und den öffentlichen Raum betrafen. Im Auftrag des Bezirksamtes übernahm die Lawaetz-Stiftung die Trägerschaft, zuständig vor Ort war Rixa Gohde-Ahrens, eine Diplom-Ingenieurin für Landschafts- und Freiraumplanung. Unter ihrer Aufsicht wurde 2007 ein Stadtteilbeirat gegründet, 2010 dann der Stadtteilverein „LEiLA“ (Leben in Langenhorn).

Am Käkenhof gibt es ein Stadtteilbüro, das mittwochs (15 bis 18 Uhr) und donnerstags (14 bis 17 Uhr) geöffnet hat. Die Quartiersentwicklung ist zwar ausgelaufen, heute läuft die Förderung dafür über einen Quartiers- sowie einen Verfügungsfonds. Cornelia Hadeler und Susanne Breidohr sind Ansprechpartnerinnen für die Bürger. „Es ist typisch für solche Quartiere, dass sie sich schwer tun. Der Käkenhof ist überhaupt nicht bekannt, selbst bei Langenhornern nicht. Überall konzentriert es sich in Einkaufszentren, der Einzelhandel hat es schwer“, sagt Hadeler.

Bis auf einen Lotto-Toto-Laden gibt es nur einen Treffpunkt: das ehrenamtliche „Lütt Café“. Seit drei Jahren ist hier immer donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. „Wir freuen uns über jeden Gast“, sagt Monika Glatz, eine der Leiterinnen. „Es ist kein Rentnertreff, sondern ein Café für alle.“ Miete fordert die Saga für den kleinen Treff nicht. Allerdings ist auch klar: Findet sich auch für dieses Objekt wieder ein Einzelhändler, müsste das Café umquartiert werden. Damit könnten sich die Damen arrangieren. „Wir hoffen, dass es durch einen Markt lebendiger wird.“

Übersicht zu Projekten im Quartier: www.leila-ev.de