Wiemersdorf. Mit der Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein und der EU wird jetzt in der Gemeinde ein Markttreff realisiert.
Es war einmal: Zu einem typischen Dorf gehörten ein kleiner Laden und ein Gasthof. Sie bildeten das Zentrum der Gemeinde. Hier traf man sich, hier wurde geklönt, und die Menschen kauften hier ein. Doch inzwischen ist dieses Herzstück aus vielen Dörfern verschwunden, weil Gastronomen und Einzelhändler von dem Geschäft auf dem Land nicht mehr leben können.
Auch das kleine Wiemersdorf nördlich von Bad Bramstedt musste jahrelang ohne echte Mitte auskommen. Mit Hilfe der Landesregierung und der Europäischen Union soll sich das jetzt ändern. Mitten im Ort entsteht ein Markttreff mit allen Zutaten, die ein kleiner Ort braucht: Bäckerei mit Café, Versammlungsraum für Vereine, ein moderner Landgasthof. Es istr ein Projekt, das im Kreis Segeberg derzeit einmalig ist.
„Wir sind froh, dass es jetzt losgeht“, sagt Bürgermeister Gerd Sick, der mit seiner Gemeinde lange an dem Projekt gearbeitet hat, das Vorbild für viele Dörfer in der Region sein könnte. Ein Teil des Rohbaus steht schon. Sick geht davon aus, dass der Markttreff Ende des Jahres eröffnet werden kann.
Das Antragsverfahren hat 65.000 Euro gekostet
Vor dreieinhalb Jahren begannen in Wiemersdorf die Diskussionen, wie ein neues Dorfzentrum aussehen könnte. Dann sprach sich herum, dass die Landesregierung das Konzept Markttreff entwickelt hat, um die dörfliche Gemeinschaft und die Nahversorgung zu verbessern. Dass allein die Anträge sehr kompliziert werden würden, hatten Sick und seine Gemeindevertreter jedoch nicht geahnt. Die Amtsverwaltung musste helfen. Die Aktivregion Holsteiner Auenland zahlte Zuschüsse zum Antragsverfahren, das mit 65.000 Euro zu Buche schlug.
Dennoch scheiterte im Frühjahr 2016 der erste Antrag, im Herbst bewarb sich Wiemersdorf deshalb erneut – diesmal mit Erfolg. Einen Bauantrag – Kosten: 100.000 Euro – hatte die Gemeinde rechtzeitig gestellt. „Wir konnten endlich mit der Ausschreibung beginnen“, sagt der Bürgermeister. Im November kamen die Bauarbeiter.
Wie schnell sie das Gebäude errichten können, wird maßgeblich vom Wetter abhängen. 1,1 Millionen Euro zahlt Wiemersdorf für den Markttreff und hat dafür einen zinsgünstigen Kredit aufgenommen. Hinzu kommen 750.000 Euro Zuschuss aus EU-Mitteln. Dafür bauen die Wiemersdorfer einen Bäckerladen mit Sitzecke. Dort sollen auch selbst produziertes Eis, Erdbeeren und Spargel aus der Region verkauft werden.
Im hinteren Bereich entsteht eine Gastronomie mit Saal und Versammlungsraum. Dort können Gemeindevertretung und Feuerwehr tagen, Vereine und Familien feiern. „So ein Dorf wie dieses mit 1600 Einwohnern kann einen guten Saal gebrauchen“, sagt der Bürgermeister. Im Versammlungsraum der Feuerwehr ist gerade mal Platz für 30 Menschen. Familienfeiern finden bislang zumeist in den Nachbarorten statt.
„Das Projekt hat für das Dorfleben eine extrem hohe Bedeutung“, sagt Gerd Sick. „Wir brauchen diesen Dorfmittelpunkt dringend.“