Kaltenkirchen/Kiel. Der Kaltenkirchener Keyboarder begeisterte mit der Gruppe Susan feat. Chrissy-Chris-Cross & Tobsen-Didi in Kiel vor 10.000 Zuschauern.
Er hat es wieder getan. Der Kaltenkirchener Toby Dahm hat es krachen lassen – laut, rhythmisch, begeisternd. Sonnabend, 18 Uhr, Ostseehalle in Kiel: Jan Richter greift krachend in die Saiten seiner Gitarre, die Laser tanzen. Und dann lassen Dahm und sein Kollege Christian Martini ihre Keyboards klingen, Susan Albers steht am Mikrofon: „Welcome to Kiel!“ Die Ostseehalle mit seinen 10.000 Zuschauern tanzt.
Zum dritten Mal haben die Musiker den Kieler Budenzauber, das Hallen-Fußballturnier, mit ihrer Hymne an die Landeshauptstadt Kiel eröffnet. Alle Mannschaften, die im Norden Rang und Namen haben, sind dabei. Doch vor dem Turnier spielt die Musik.
Dahm und Martini stehen fast nie auf einer Bühne. Sie arbeiten für den Keyboardhersteller Yamaha in Rellingen und verkaufen weltweit Tasteninstrumente, doch das Spektakel an der Förde mit seinen 10.000 Zuschauern steht jedes Jahr fest auf dem Terminplan. Dafür schließen sie sich mit Susan Albers zu einer Band zusammen, deren Namen unaussprechlich ist, aber deswegen unvergleichlich: Susan feat. Chrissy-Chris-Cross & Tobsen-Didi. Für den Kieler Auftritt stößt Jan Richter mit seiner Gitarre dazu.
„Das ist jedes Mal ein unvergleichliches Ereignis“, sagt der Kaltenkirchener über den Budenzauber. „Die Leute machen eine Riesenparty. 10.000 Leute sind ein echter Kracher.“ Und die Musiker geben den Rhythmus vor.
Bereits Stunden vor Hymne und Anpfiff beginnen die Vorbereitungen. Um 13 Uhr treffen Susan feat. Chrissy-Chris-Cross & Tobsen-Didi in der Halle ein, bauen Instrumente auf, stöpseln mit Tontechnikern Kabel zusammen und testen den Sound – ein kompliziertes Projekt. Die 10.000 Plätze sind leer. Kommen die Zuschauern, ändert sich die Akustik. „Welcome to Kiel!“ klingt anders. „Das Ding ist wie eine Blechdose hier“, sagt ein Techniker über die Halle. „Da muss man sich anstrengen.“
Auch die Stimmung in der großen Halle lässt sich beim Soundcheck nur erahnen. Nur langsam kommt die Lasershow in Gang. Bevor die Musik durch die Boxen knallt, herrscht in der Halle Stille wie in einer Schreibstube. Doch die Musiker wissen, was auf sie zukommt. „Etwas Großes“, sagt Dahm.
Noch einmal der sogenannte Durchlauf: Gitarrenkracher, „Welcome to Kiel!“. Susan ist mit dem Klang nicht ganz zufrieden. Sie ist regelmäßig als Musikerin unterwegs, gibt Konzerte und nimmt CDs auf. Außerdem singt sie für die Bigband der Bundeswehr.
Lob von Dieter Bohlen für Sängerin Susan Albers
Die Sängerin und Pianistin wurde 2013 deutschlandweit mit ihren Auftritten in der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt. Juror Dieter Bohlen hatte einen ihrer Auftritte mit den Worten „Du bist ’ne echte Super-Musikerin“ kommentiert. Über den Auftritt von Susan Albers mit dem Alicia-Keys-Titel „Empire State Of Mind“ sagte er: „Diesen Titel hat hier noch keiner so gut gesungen.“ Susan Albers schied trotzdem kurz vor dem Finale aus. Jetzt hat sie ihre Mutter mitgebracht. „Ich mache das gern“, sagt sie stolz über ihre erfolgreiche Tochter. „Das Schönste: Sie ist bei allen Erfolgen auf dem Boden und ganz normal geblieben.“
Gitarrist Jan Richter ist der einzige, der die ganz große Bühne kennt. Er tourt mit dem Österreicher DJ Ötzi und kennt andere musikalische Größen. Ein Budenzauber in der Landeshauptstadt bringt ihn nicht aus der Ruhe.
Lampenfieber? „Nein, es geht“, sagt Toby Dahm. „Aber ein gewisses Kribbeln brauche ich, sonst wird das nichts.“ Christian Martini kennt das Gefühl: „Wann spielt man schon vor so vielen Leuten?“ Er freut sich, dass viele Zuschauer „Welcome to Kiel!“ inzwischen mitsingen können. „Das ist eine Hymne geworden“, sagt der Mann an den Tasten. „Dieses Lied zu spielen, ist wie eine Sucht.“
In der Pause steht die Band erneut in der Halle. „Einmal haben die Leute sogar Zugabe gefordert“, erzählt Toby Dahm. „Das konnte natürlich in einer Halbzeit nicht klappen. Martini und der Kaltenkirchener Dahm hoffen, dass ihr Lied auch in diesem Jahr einen ähnlichen Erfolg verbuchen kann wie im vergangenen Jahr. 2016 erreichte „Welcome to Kiel!“ kurzzeitig Platz 62 bei den iTunes-Dance-Charts und überholte sogar Superstar David Guetta mit seinem Hit „Dangerous“. Am Sonntag nach dem Budenzauber erhielten Dahm und Martini eine Mail mit einem Chartalarm. Diesen Erfolg wollen sie wiederholen. „Wenn wieder Hunderte von Zuschauern den Song herunterladen, kann es klappen“, glaubt Dahm. Erhältlich ist der Song in allen gängigen Portalen.
Ursprünglich war das Lied für eine Fußball-Weltmeisterschaft gedacht und sollte „Go to Brazil!“ heißen. Doch diese Version ist bis heute nicht fertig. „Welcome to Kiel!“ läuft besser.
Dahm hat noch eine weitere Idee, wie er das Lied in der Landeshauptstadt vermarkten könnte und hat an die Hafenverwaltung geschrieben. Sein Vorschlag: Wenn ein Kreuzfahrtschiff die Förde erreicht, erklingt „Welcome to Kiel!“ „Wir müssen mehr machen“, meint auch Martini.
Und dann ist es 18 Uhr: Licht aus, Laser an, die Gitarre kracht. Feuerwerk. Susan feat. Chrissy-Chris-Cross & Tobsen-Didi legen los. Sport kommt später, jetzt spielt die Musik. Die Ostseehalle vibriert. Und bevor endgültig die Kicker den Rasen übernehmen, legen Dahm und seine Kollegen noch einmal nach - mit dem „Schleswig-Holstein-Lied“. Auch das gehört zu den kleinen Traditionen des Spektakels. Die Halle singt, bereit für den Anpfiff.