Norderstedt . Die Nachfrage nach dem Grün ist gesunken. Im vergangenen Jahr wurden nur 137 Linden, Eschen und Co. von den Bürgern abgeholt.
Es werden zwar immer weniger – aber manche Norderstedter haben noch richtig Platz im Garten. „Einer rief an und wollte eine Eiche. Und wer eine Eiche will, kann auch eine bekommen, da sind wir flexibel“, sagt Uwe Reher. Der Mann ist im Rathaus für die Verteilung der Bäume zuständig, die von der Stadt Norderstedt seit sechs Jahren an die Bürger verschenkt werden. 16.000 Euro stehen dafür in jeder Pflanzsaison bereit. Aber nur ein Bruchteil davon wird von den Bürgern abgerufen.
„Im vergangenen Jahr waren es gerade noch 135 Bäume“, sagt Reher. Was verwundert; denn die Laub- oder Obstbäume, die es umsonst von der Stadtverwaltung gibt, kosten im regulären Handel mehrere Hundert Euro das Stück. Trotzdem hält sich die Baumliebe der Norderstedter offenbar in engen Grenzen.
Knapp 1000 Bäume wurden seit 2012 verschenkt
Denn: Ein Baum braucht Platz zum Leben. Und der wird in Norderstedt zunehmend knapp. „Wenn in der Stadt heute ein Haus abgerissen wird, entstehen auf dem Grundstück mindestens vier Reihenhäuser“, sagt Reher. Die kleinen Gärten, so sie überhaupt noch vorhanden sind, sind maximal 30 Quadratmeter große Fleckchen Grün. Wer hier einen Baum pflanzt, kann kaum noch eine Sonnenliege und den Grill dazustellen. Letztere sind dem Bürger offenbar näher als der Baum.
Von der Schmalkronigen Waldbirne bis zur Thüringischen Mehlbeere
Die Statistik der Baumschenkung der vergangenen Jahre dokumentiert die abnehmende Begeisterung der Norderstedter. Seit dem Beginn der Schenkungs-Aktion 2012 hat die Stadt 626 Obst- und 297 Laubbäume verschenkt, also insgesamt 923 Bäume. Zwischen 2012 und 2015 hielt sich die Gesamtzahl der ausgegebenen Bäume zwischen 184 und 210, erst 2016 kam es zum Absturz auf 137 Bäume. „Wir müssen die Entwicklung beobachten und dann entscheiden, ob wir die Baumschenkung in einem Jahr mal aussetzen“, sagt Reher.
Unter jenen Bürgern, die sich einen Baum abholen, sind die hochstämmigen Obstbäume am beliebtesten – etwa Apfel-, Kirsch- oder Zwetschgenbäume. Reher: „Wir verschenken klassische heimische Baumsorten. Manche fragen auch nach Quitten oder Birnen. Und auch da versuchen wir weiterzuhelfen.“ Bei den Laubbäumen habe die Stadt darauf geachtet, nur kleinere Sorten auszuwählen, die nicht so hoch werden und keine allzu großen Kronen entwickeln. Exoten sind im Angebot der Stadt tabu, ebenso Nadelgehölze.
Wer einen Baum haben möchte, muss ihn auf einem eigenen Grundstück oder auf dem Grundstück eines Vermieters (natürlich mit dessen schriftlicher Zustimmung) in der Stadt Norderstedt pflanzen sowie dauerhaft pflegen und erhalten wollen.
Bewerben können sich alle Interessierten schriftlich bis Sonntag, 19. Februar, per E-Mail an die Adresse Gruenplanung@norderstedt.de oder per Brief an die Stadt Norderstedt, Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Baumschenkung, Rathausallee 50, 22846 Norderstedt.
Wer einen Baum geschenkt bekommt, wird rechtzeitig über den Abholtermin informiert.