Norderstedt. Der langjährige Pastor der Falkenbergkirche geht in den Ruhestand, kümmert sich aber weiterhin um Feuerwehr- und Notfallseelsorge.

Ein Gunnar Urbach geht nicht richtig in den Ruhestand. Auch wenn er mittlerweile 65 Jahre alt ist, hat der Norderstedter Pastor noch viel vor. Seine Verabschiedung in den formellen Ruhestand am morgigen Sonntag um 10 Uhr in der Thomaskirche Glashütte ist nur ein Termin unter vielen im weiterhin gut gefüllten Kalender Urbachs.

„Ich bin 65, körperlich fit und noch nicht reif für ein schönes Sofa“, sagt Urbach. „Ich habe nach wie vor Lust und Freude an dem Beruf.“ Für ihn sei eigentlich nie ein anderer Job als der des Pastors infrage gekommen. Seitdem er in der Grundschulzeit mit dem Kindergottesdienst seiner Hamburger Heimatgemeinde in Kontakt kam, haben ihn die Kirche nicht losgelassen. Studium der Theologie und Stationen in Hamburg folgten 33 Jahre an der Falkenbergkirche, ein Jahr unter dem Himmelszelt der Landesgartenschau und schließlich über die Verabschiedung hinaus das Amt als Fundraising-Beauftragter des Kirchenkreises.

Bei Gunnar Urbach ist es nicht nur eine Formalie, dass er auch künftig die Rechte eines ordinierten Pastors hat. Er darf also Gottesdienste halten, beerdigen, taufen oder auch kirchlich trauen. Gunnar Urbach wird das auch tun – wenn er angefragt wird, betont er. Und er hat gemeinsam mit der Leitung des Kirchenkreises Wege entwickelt, die Vakanz seiner durch den Ruhestand frei gewordenen eigenen Stelle selbst zu vertreten. Es gehe darum, Übergänge zu schaffen, damit andere seine Aufgaben übernehmen können, sagt er. Gunnar Urbach hat vom Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein einen Dienstauftrag für drei Jahre bekommen und ist insbesondere für zwei Bereiche weiter verantwortlich.

Peter Maffay besuchte Pastor Gunnar Urbach in der Falkenbergkirche
Peter Maffay besuchte Pastor Gunnar Urbach in der Falkenbergkirche © Krimhild Reimus

Zum einen macht er als Feuerwehr- und Notfallseelsorger weiter. Urbach ist seit 1999 für die Seelsorge der Norderstedter Feuerwehr zuständig und kümmert sich seit 2012 um die Notfallseelsorge in Norderstedt und seit 2015 auch in Teilen des Kreises Pinneberg. Dabei ist er immer wieder im Einsatz vor Ort. Zwar seien alle Pastoren grundsätzlich ausgebildet, um beispielsweise einem Angehörigen eine Todesnachricht zu überbringen. Die Arbeit im öffentlichen Raum und bei akuten Notfällen sei aber etwas Besonderes. „Dafür braucht man eine höherwertige Qualifikation, schon allein, um nicht dumm herumzustehen“, sagt er.

Auch eine zweite Tätigkeit übt er weiter aus. Gunnar Urbach, der bereits an der Falkenbergkirche ein ideenreicher Werber für Spenden war, sammelt weiter Geld für Projekte des Kirchenkreises. Er macht Fundraising, wie es im Fachjargon heißt. Zum einen berät er als Fundraising-Beauftragter Kirchengemeinden, die beispielsweise für die Sanierung einer Orgel Geld benötigen. Zum anderen sammelt er erfolgreich selbst, zuletzt für das 2015 neu gebaute Norderstedter Frauenhaus, was ihm im vergangenen Jahr einen Preis der Nordkirche eingebracht hat.

Als neuestes Projekt soll er die Zukunft des Therapeutischen Hofes Toppenstedt (Landkreis Harburg) sichern. „Ich habe mich da noch einmal ganz neu eingearbeitet“, sagt Urbach. Schließlich geht es um ein neues Thema und ein neues Bundesland. Nachdem er 2016 intern für das Projekt geworben hat, geht es jetzt ums Geld. Ob die evangelische Kirche in Hamburg weiter eine Einrichtung der stationären Drogentherapie in der Nordheide betreiben soll, steht für ihn dabei nicht zur Debatte. „Für mich ist das gelebte Nächstenliebe und ein Kerngeschäft der Kirche“, sagt er.

Seine Erfahrung mit dem Fundraising gibt Urbach auf einer Website weiter. Er denkt, dass damit viel Positives zu bewirken ist. „Das wird insbesondere in den kommenden fünf bis zehn Jahren immer wichtiger, wenn die Kirchensteuereinnahmen einbrechen werden“, sagt er. Gunnar Urbach schaut immer auch in die Zukunft. Auf die vergangenen 38 Jahre in Norderstedt blickt er gerne zurück. Dass es am Ende seiner Tätigkeit in Harksheide Probleme gab, will er nicht verschweigen, Grund sei vor allem der Fusionsprozess gewesen, sagt er in der Rückschau. Mit den derzeitigen Pastoren in Harksheide gebe es ein gutes geschwisterliches Verhältnis, am 17. Januar beispielsweise komme er zum Vortrag über „Luther und die Theologie der Musik“ an die Falkenbergkirche.

Die offizielle Verabschiedung in den Ruhestand durch Propst Karl-Heinrich Melzer, dessen Vertreter Urbach von 2001 bis 2009 war, findet gleichwohl an der Thomaskirche statt. Sie hat er nach der Landesgartenschau als seine Haupt-Predigtstätte ausgewählt, um Pastorin Christina Henke in ihrer Einzel-Pfarrstelle zu entlasten.