Tangstedt. Gemeinde Tangstedt ist zu einem strikten Sparkurs verdammt, muss wohl im kommenden Jahr zudem Steuern und Gebühren erhöhen.

Tangstedt steht vor einem schwierigen Jahr 2017. Ob die im gesamten Norden diskutierte Pferdesteuer tatsächlich eingeführt wird, dürfte sich im Frühjahr entscheiden, wenn die juristische Prüfung abgeschlossen ist. Kommt die Abgabe, droht ein Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang. Eine nicht minder große Herausforderung ist die schlechte Haushaltslage – Tangstedt ist zu einem strikten Sparkurs verdammt, muss wohl zudem Steuern und Gebühren erhöhen. Auf Amtsebene steht Itzstedt im Mittelpunkt. Dort findet am 19. Februar ein Bürgerentscheid statt: Soll die Gemeinde Juhls Gasthof kaufen? Ebenso auf dem Markt ist der Itzstedter See, der in öffentliche Hand übergehen könnte.

DAS PLANT TANGSTEDT

Finanzloch muss gestopft werden
Noch hat die Gemeinde keinen Haushalt für 2017 verabschiedet. Ein erster Entwurf hatte ein Defizit von 1,4 Millionen Euro vorgesehen, was den Politikern harsche Kritik der Kämmerei einbrachte. Jetzt soll gespart werden an Infrastrukturmaßnahmen, dafür könnten die Grund- und Gewerbesteuer sowie die Hundesteuer angehoben werden. Beschlossen ist das jedoch noch nicht, der Finanzausschuss tagt am 31. Januar. Werden alle Vorgaben des Amtes umgesetzt, würde das Minus immerhin auf knapp 750.000 Euro reduziert. Die strukturellen Probleme wären damit jedoch nicht behoben. Tangstedt benötigt eine Langzeit-Strategie, um seine Liquidität zu sichern.

Kinderbetreuung auf dem Prüfstand
Seit Herbst 2016 gibt es in Tangstedt drei Kindertagesstätten. Die jüngste Einrichtung soll sogar noch einen Anbau erhalten. Positiv ist das, weil die Zahl der Plätze den Ort attraktiver macht für junge Familien. Negativ aber, weil die Gemeinde zunehmend hohe Betriebs- und Personalkosten bewältigen muss. Die Idee, die Kitas auszugliedern, etwa an externe Betreiber, ist nicht praktikabel. Nicht auszuschließen ist, dass die Gebühren signifikant steigen aufgrund der schlechten Finanzlage. Laut Amt müsse der Deckungsgrad der Elternbeiträge 37,5 Prozent betragen – derzeit seien es nur 29 Prozent. Auch die Geschwisterermäßigung an der betreuten Grundschule könnte wegfallen.

Zähes Ringen um die Pferdesteuer
Erbittert haben Gegner und Befürworter in der zweiten Jahreshälfte in aller Öffentlichkeit über die Pferdesteuer gestritten. BGT und SPD wollen die Abgabe, die bis zu 100.000 Euro bringen soll, für den Norden wäre das ein Novum. Die Gemeindevertretung vertagte im Dezember auf Initiative von Bürgermeister Norman Hübener ein Votum in letzter Minute, nun soll die Satzung juristisch geprüft werden. Zwei Ansatzpunkte könnte es geben: Einerseits könnte die Steuer Frauen diskriminieren, andererseits sogar gegen die Landesverfassung verstoßen, weil eine Sportart besteuert würde. Viele Reiter haben bereits angekündigt, notfalls vor Gericht zu ziehen.

Wann wird der Dorfring saniert?
Quasi auf jeder Sitzung des Bauausschusses ist der marode Dorfring im Ortsteil Wilstedt Thema. Eigentlich hätte ein 500 Meter langer Abschnitt zwischen Kringelweg und Henstedter Weg schon 2016 erneuert werden sollen, nun stehen Kosten von 600.000 Euro erneut im Etat. Doch noch sind nicht alle Details geklärt. Viele Anwohner wünschen verkehrsberuhigende Maßnahmen, wollen den Durchgangsverkehr nicht mehr vor der Haustür – das gilt ebenso für den Kringelweg. Ebenso gibt es die Idee, eine Umgehung zu bauen, etwa vom Kringelweg über den Kreuzweg zur Harksheider Straße. Konkret ist das allerdings nicht.

Tangstedt soll wachsen
Die Planung für ein neues Baugebiet nördlich des Nahversorgungszentrums im Ortsteil Tangstedt ist in der finalen Phase. Auf der Fläche, die an das Wohngebiet rund um die Eichholzkoppel anschließt, sollen Wohnungen entstehen – barrierefrei, seniorengerecht, für Geringverdiener. Ein möglicher Investor könnte zudem auch das Areal neben dem Rathaus für den gleichen Zweck erwerben. Ebenso Thema ist ein potenzielles Baugebiet östlich des Schulkomplexes. Über dessen Anbindung könnte auch die Schulstraße vom Verkehr entlastet werden.

Costa Kiesa: Zukunft ist offen
Die „Kiesa“, der längst nicht nur von Tangstedtern frequentierte Badesee, könnte gesperrt werden. Pro Jahr zahlt die Gemeinde mehr als 70.000 Euro für Ordnungs- und Sicherheitsmaßnahmen – ohne dass Einnahmen generiert werden. Von mehreren Seiten ist nun die Idee gekommen, als Sparmaßnahme das Areal zu schließen. Nötig hierfür wäre, den Nutzungsvertrag mit dem Kiesunternehmen Eggers zu kündigen.

Das wünschen sich Bürger für 2017

Winfried Wickler, Sozialverband/Bürgerstiftung Tangstedt: „Als Vorsitzender des SoVD mit über 500 Mitgliedern in Tangstedt setze ich mich für soziale Gerechtigkeit ein. Ehrenamtliches Engagement in einer kleineren Gemeinde ist von hohem Stellenwert. Regelmäßig weise ich auf sozialpolitische Veränderungen, Neuerungen oder Missstände hin. Seit Gründung der Bürgerstiftung 2014 bin ich im Vorstand tätig. Hier möchte ich die Erinnerungsstätte im Pastorpark an Opfer aus dem Ersten Weltkrieg durch Sanierung, Restaurierung und neue Gestaltungselemente erhalten wissen.“

Jens Kleinschmidt aus Tangstedt: „Bei der Pferdesteuer hoffe ich, dass diese nicht durchkommt und sich die Politiker besinnen. Ich denke, es würde sich nicht rechnen – und es wäre nicht gut für die Sportler. Unter den Reitern sind ja auch Leistungssportler. Ebenso hoffe ich, dass es irgendwann mit Sportplätzen zwischen Tangstedt und Wilstedt klappt. Wir haben zu wenige Flächen, brauchen einen Kunstrasen. Auch eine zweite Turnhalle wäre gut. Die jetzige ist zu klein, wir haben nicht einmal Zeiten für alle Fußball-Mannschaften, die Kapazität reicht nicht für den Ort.“

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DAS PLANT DAS AMT ITZSTEDT

Flüchtlingsunterkünfte
Am Kronskamp in Nahe ist der Bau einer Flüchtlingsunterkunft für 1,576 Millionen Euro so gut wie fertig. Derzeit laufen die Arbeiten an der Inneneinrichtung. 40 Asylbewerber sollen ab Frühjahr hier leben können. Auch in Tangstedt ist die Erweiterung der Schlichtwohnungsanlage (950.000 Euro) in der finalen Phase. Hier wäre dann Platz für 60 Bewohner. Dieses Vorhaben läuft allerdings in Verantwortung der Gemeinde.

ITZSTEDT

Bürger entscheiden über Gasthof
Am 19. Februar findet ein Bürgerentscheid statt darüber, ob die Gemeinde den Juhls Gasthof und die dazugehörigen Liegenschaften für 1,06 Millionen Euro erwerben darf. Aus den Reihen der UBI-Wählergemeinschaft hatte sich im Herbst Widerstand entwickelt, die Folge war ein erfolgreiches Bürgerbegehren. Beim Entscheid müssten 20 Prozent der Itzstedter dagegen stimmen, um den Kauf zu verhindern.

Der See steht zum Verkauf
1,4 Millionen Euro soll der Itzstedter See kosten. Mittlerweile haben auch die Gemeinden Itzstedt und Nahe vorsichtig Interesse angemeldet, allerdings wollen sie deutlich weniger zahlen. Nach Gesprächen mit dem Makler soll der Wert der Immobilie nun von einem Gutachter taxiert werden. Ob der See letztlich tatsächlich in die öffentliche Hand übergeht, ist komplett offen.

Neuer Wohnraum entsteht
60 Bauplätze: Nördlich der B 432 im Bereich des Netto-Marktes erschließt die Landgesellschaft Schleswig-Holstein ein Neubaugebiet. Vorgesehen ist ein Mix aus Reihen- und Einzelhäusern inklusive seniorengerechtem Wohnraum.

Polizei will umziehen
Bisher befindet sich das Polizeirevier im Gebäude der Amtsverwaltung. Weil es dort zu eng ist, ist ein Umzug geplant – und zwar in ein Nachbargebäude direkt an der Bundesstraße. Die Polizeidirektion Bad Segeberg unterstützt das Vorhaben. Ungeklärt ist noch die Finanzierung spezieller Umbaumaßnahmen.

KAYHUDE

Mehrere Investitionen
Die Gemeinde Kayhude hat für 2017 diverse kleinere Vorhaben geplant. Investiert wird unter anderem in die Feuerwehr und beim Kindergarten. Wie die weiteren Orte im Amt ist auch Kayhude beteiligt am Ausbau der Wanderwege im Alsterland. Federführend ist hier das Amt Bargteheide-Land.

NAHE

Eröffnung
Das Dörphus ist saniert. Am 14. Januar feiert die Gemeinde Einweihung mit einem Tag der offenen Tür. Aus dem eigenen Haushalt kamen 217.000 Euro, 437.000 Euro Zuschüsse zahlte das Land. Das Haus wird von vielen Vereinen und Verbänden genutzt.

Grundstücke werden vergeben
Für 1,9 Millionen Euro erschließt Nahe ein neues Baugebiet (40 Bauplätze) zwischen den Straßen Lüttdörp und Bielfeld. Die Grundstücke sind ca. 600 Quadratmeter groß und sollen Mitte des Jahres vergeben werden.

Arbeiten an der Landesstraße
Noch bis September dauert voraussichtlich die Erneuerung der Landesstraße 75 – anschließend ist die Ortsdurchfahrt Nahe wieder passierbar. Die Gemeinde zahlt die neuen Schmutz- und Regenwasserleitungen (750.000 Euro).

Neuer Bauhof
Mehr als 1 Million Euro werden in den alten Birkenhof investiert. In eine Halle auf der Fläche am Ortsausgang in Richtung Itzstedt zieht der Bauhof ein. Die Sanierungsarbeiten und die Anschaffung eines neuen Baggers kosten 130.000 Euro. Dazu könnte sich kleineres Gewerbe ansiedeln. Auf der B 432 muss deswegen ein neuer Linksabbieger gebaut werden (190.000 Euro).

OERING

Neue Ortsmitte
Das Dorfentwicklungskonzept ist ein riesiger Erfolg geworden. 750.000 Euro erhält die Gemeinde aus Landesmitteln, um aus dem Komplex mit Schule, Sporthalle und betreuter Grundschule ein Mehrgenerationen-Bürgerhaus entwickeln zu können (1,8 Millionen Euro).

Die L 80 wird saniert
Auch in Oering muss eine Landesstraße instandgesetzt werden – 425.000 Euro zahlt die Gemeinde.

SETH
Eigentlich schon für 2016 vorgesehen, soll ein Projekt nun realisiert werden. Es geht um den Ausbau der Straße Am Bramberg für 220.000 Euro.

SÜLFELD

Ortsdurchfahrt
Die Oldesloer Straße soll nun 2017 saniert werden. Vorgesehen ist eine Drittelfinanzierung: Der Kreis als Bauträger übernimmt 420.000 Euro, Sülfeld 190.000 Euro, der WZV 110.000 Euro.
Feuerwehr
Ohne Kredit, komplett eigenfinanziert – 295.000 Euro kostet das neue Löschfahrzeug für die Feuerwehr Borstel, der Kreis zahlt 62.500 Euro. Die letzte Tranche von 184.000 Euro fließt 2017. Dazu bekommt die Feuerwehr in Sülfeld einen neuen Parkplatz (60.000 Euro.).

Alle Serienteile

1. Norderstedt/Ellerau

2. Henstedt-Ulzburg/ Amt Kisdorf

3. Kaltenkirchen/ Amt Kaltenkirchen Land

4. Bad Bramstedt/ Amt Bad Bramstedt-Land

5. Tangstedt/Amt Itzstedt

6. Bad Segeberg/Amt Leezen

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