Norderstedt. Norderstedter Club sucht Gastfamilien, die Besucher aus der ganzen Welt für eine begrenzte Zeit aufnehmen
FF – so lautet das Kürzel für einen internationalen Verein, der sich für Völkerverständigung einsetzt. Die Abkürzung steht für Friendship Force. Gegründet wurde diese private Austauschorganisation für Erwachsene 1977 in den USA von Wayne Smith und dem damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Jimmy Carter, und seiner Gattin Rosalynn. Sie waren davon überzeugt, dass eine Freundschaft zwischen Menschen verschiedener Nationen und Kulturen nicht nur eine persönliche Bereicherung für den Einzelnen wäre, sondern Verständnis und damit im weitesten Sinne den Weltfrieden fördern könne – und das frei von politischen und ideologischen Einflüssen.
Die Zentrale von Friendship Force International befindet sich in Atlanta, Georgia. Inzwischen gibt es weltweit 350 Clubs in 60 Ländern, 18 davon allein in Deutschland.
Einer dieser Clubs ist seit 1984 in Norderstedt beheimatet. 89 Mitglieder zählt der Club in Norderstedt, der auch Kulturträger der Stadt ist. Er ist gemeinnützig, sämtliche Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Der achtköpfige Vorstand wird alle zwei Jahre neu gewählt. Zurzeit führt Sibylle Warmbold den Vorsitz. Schon in frühester Jugend hatte sie in ihrem Elternhaus Kontakt zu Menschen fremder Kulturen. „Gäste zu empfangen – das ist schon so etwas wie ein halber Urlaub.“ Zweimal im Jahr veranstaltet der Verein ein Gastgeberprogramm, entsprechend viele Reisen stehen für die Mitglieder auf dem Programm. Daneben stehen Vorträge, das traditionelle Grünkohlessen und die Teilnahme an den SE-Kulturtagen auf dem Programm.
Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sich die Mitglieder zum öffentlichen Clubabend im Norderstedter Rathaus. Zum Jahresende geht es hier natürlich weihnachtlich zu, deshalb ist diese Veranstaltung in der Regel besonders gut besucht.
Etwa 40 Menschen sitzen gedrängt an den Tischen. Jeder hat einen Beitrag zum Büfett mitgebracht, es wird viel geredet und gelacht. Friendship Force ist weltweit vernetzt – und auch der Norderstedter Club arbeitet mit anderen Organisationen zusammen. Sibylle Warmbold etwa ist auch in der Flüchtlingshilfe tätig und hat gemeinsam mit ihrem Mann Detlef zwei junge Syrer aufgenommen. Die beiden jungen Männer sind Medizinstudenten aus Damaskus. Durch sie bekam Sibylle Warmbold Verbindung zu Walid Kini, einem Musiker aus Nord-Aleppo. Kini spielt die Saz, eine sechsaitige Langhalslaute aus Maulbeerbaumholz. Und so werden die Clubmitglieder an diesem Abend mit kurdischen, arabischen und syrischen Liedern unterhalten.
Anschließend gibt Jens Hoffmann einen fotografischen Rückblick auf das Jahr 2016. Zunächst erinnert man sich an Aktivitäten des Vereins im Frühjahr: Bilder vom Besuch des Norderstedter Kulturballes, des Museums der Justizvollzugsanstalt Glasmoor und der Landesgartenschau in Eutin sowie vom Boßeln im Stadtpark werden gezeigt.
Stets gibt es eine bleibende Erinnerung an die Besuche
Weiter ging es im Sommer: Im Juni des Jahres empfing FF-Norderstedt 13 Gäste aus Tarapoto in Peru. Jeweils eine Woche dauert der Aufenthalt; in dieser Zeit leben die Mitglieder der Partner-Vereine in Gastfamilien, erleben dort den Alltag in Deutschland. Darüber hinaus werden auch Besichtigungen und Ausflüge unternommen. So pflegt FF den Kontakt zur Volkshochschule, dort sind die Gruppen regelmäßig zu Gast bei einem Sprachkursus.
Auch das kulturelle Leben zu vermitteln, ist dem Verein wichtig. Zahlreiche Clubmitglieder sind Hobbykünstler, sie malen, klöppeln, drechseln, basteln. Das nahm Sibylle Warmbold zum Anlass, einen „Open Art Day“ in das Programm aufzunehmen. Die Künstler öffnen dann ihre Häuser und Ateliers für die Gäste und zeigen ihre Werke. Stets gibt es eine bleibende Erinnerung an die Besuche. Im Norderstedter Stadtpark, nicht weit vom Arboretum, gibt es einen Gedenkstein. Hier wird für jede Gruppe ausländischer Freunde eine Plakette zur Erinnerung an die internationale Begegnung angebracht. Ein Gruppenfoto darf natürlich auch nicht fehlen.
Im August kamen Gäste aus Napa und Sonoma aus Kalifornien. Sie waren nur kurz in der Stadt, erlebten aber ein hochklassiges Programm: Die Nordart in Büdelsdorf, ein Besuch des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Pronstorf mit Picknick und ein Ausflug nach Hamburg standen auf dem Programm. Die Teilnehmer waren schwer beeindruckt.
Anlässlich der SE-Kulturtage veranstaltete der Norderstedter Club in Zusammenarbeit mit „Eine Welt für alle“ einen „Abend der Sinne“ im Plenarsaal des Norderstedter Rathauses. Sandeep Morthala aus Indien berichtete über das Leben von Handwerkerfamilien in seiner Heimat.
Pläne für 2017 stehen schon: In der Zeit vom 3. bis 10. Mai wird eine Gruppe aus Korolev/Russland, vom 8. bis 13. Juli eine Gruppe aus Koahsiung/Thailand erwartet – es werden noch Gastfamilien gesucht.
Am Mittwoch, 4. Januar, heißt es von 19.30 Uhr an im Rathaus „FFN wünscht Happy New Year!“ – Gäste sind herzlich willkommen. Weitere Infos gibt Sibylle Warmbold, Telefon 040/522 81 08.