Norderstedt. Die Norderstedter Schalom-Kirche wird zwar zurzeit saniert – an Heiligabend wird dort dennoch ein festlicher Gottesdienst gefeiert.

Immerhin ist der Kinderladen jetzt eröffnet. Seit zehn Tagen werden 60 Kinder in vier Gruppen im Anbau des Schalom betreut. So ganz fertig sei es noch nicht, aber die Stadt hat die Freigabe erteilt, sagt Pastor Christian Stehr. Kinder und Erzieher konnten aus den Interimsquartieren am Vicelin-Haus (Elementargruppen) und dem Kita-Neubau in der Stettiner Straße (Krippengruppen) ans Lütjenmoor ziehen. „Das ist mit viel Geduld auch von den Eltern mitgetragen worden“, sagt Stehr.

Außerhalb des Kindergartens ist das Schalom eine Baustelle. Die Straßensozialarbeit des Lichtblicks inklusive Krisenwohnung ist aktuell noch in einer Wohnung im ersten Stock untergebracht, der Rest des besonderen Kirchbaus aus den 1970er-Jahren ist entkernt. Im Kirchsaal, dem Herzstück des Baus, ist noch nicht viel passiert. Der Boden ist nackter Beton, an den Seiten stehen Gerüste, und überall liegen Kartons herum. Dennoch soll am Heiligen Abend hier Gottesdienst gefeiert werden.

„Die Idee reifte, als im Sommer klar wurde, dass der Bau bis Weihnachten nicht fertig wird“, erinnert sich Pastor Christian Stehr. „Wir sind mit der Gemeindearbeit jetzt zwei Jahre aus dem Schalom raus, die Leute fragen nach, da wollten wir etwas machen.“ Nach zwei Veranstaltungen im Rohbau im Herbst soll es nun am Heiligen Abend weitergehen. „Das passt auch inhaltlich“, sagt Stehr. „Es war schließlich auch eine Notunterkunft, in der Jesus geboren wurde.“ Die Idee stieß auf allen Seite, in der Gemeinde und bei den Bauarbeitern, auf ein positives Echo. Und so wird das Schalom nun für die beiden Gottesdienste um 15 Uhr (für Familien mit einer Art Krippenspiel) und 17 Uhr (mit viel Musik) hergerichtet.

Das Schalom ist eine Baustelle, aktuell ist der Anbau für den Kinderladen bezugsfertig geworden. Im nächsten Schritt wird vorne an der Straßenseite ein Anbau mit Gemeinderäumen und Lichtblick-Büro entstehen.
Das Schalom ist eine Baustelle, aktuell ist der Anbau für den Kinderladen bezugsfertig geworden. Im nächsten Schritt wird vorne an der Straßenseite ein Anbau mit Gemeinderäumen und Lichtblick-Büro entstehen. © Helge Buttkereit

Die Gottesdienstbesucher werden sich auf 150 Klappstühle und Bierbänke setzen können, es gibt eine Heizung und natürlich einen Weihnachtsbaum. Ein Tisch werde als Altar dienen und der Schalom-Kerzenständer reaktiviert, so Stehr. Auch sollen die Stolperfallen verschwinden, und der Bauleiter lege wert darauf, dass gefegt wird. „Mir ist das egal, der Stall war auch nicht sauber“, sagt Stehr. Er erwartet eine einzigartige Atmosphäre. „Wir setzten damit auch einen Kontrapunkt zu den Vollkommenheitsvorstellungen am Heiligen Abend.“ Außerdem senden die beiden Gottesdienste das Signal in die Gemeinde, dass das Schalom noch existiert. Stehr erwartet ein volles Haus.

Wenn dann die Stühle und Bänke nach Weihnachten wieder verschwunden sind, kommen die Bauarbeiter wieder an die Reihe. Leicht sei es derzeit nicht, Firmen für die verschiedenen Gewerke zu finden, sagt Stehr. Das sei auch der Grund für die Verzögerungen, denn eigentlich sollte der Kinderladen schon im Sommer 2016 eröffnet werden. „Irgendwas gerät ins Stocken, und dann reißt die ganze Kette“, sagt Stehr. Die ursprünglichen Pläne einer Kinderladen-Eröffnung bereits 2015 waren schon aufgrund der langen Wartezeit auf die Baugenehmigung schnell unrealistisch geworden. Als nächste große Aufgabe steht der Anbau an der Straßenseite an, wo neben einem teilbaren Gemeinderaum auch das Büro des Lichtblicks entstehen soll. Gleichzeitig werden die vier neuen Wohnräume des Lichtblicks im Keller des Hauses weitergebaut.

Wenn der Anbau im Rohbau steht, können im ganzen Gebäude die Innenausbauten beginnen – auch im Kirchsaal und auf der Empore. „Ich habe noch die leise Hoffnung, aber nicht die Überzeugung, dass wir im September einweihen können“, sagt Stehr. Um aus den möglichen Fehlern der ersten Bauphase zu lernen, wird es in Kürze ein internes Gespräch geben. Bei vielen Aspekten, die für das Gelingen des Baus notwendig sind, könne man aber nichts machen. So habe die Gemeinde aufgrund der Lage auf dem Baumarkt lange Zeit überhaupt kein einziges Angebot für neue Fenster bekommen, und als es kam, musste sechs Wochen auf die Rahmen und acht auf das Glas gewartet werden. Ein Fenster sei erst am Tag vor der Einweihung des Kinderladens geliefert und eingebaut worden.

Der Umbau des Schaloms verspricht für die Beteiligten weiter spannend zu werden, die Baukosten sind von den avisierten 2,9 Millionen bereits auf etwa vier Millionen Euro gestiegen. Das aber soll die festliche Stimmung – mit Baubeleuchtung – in den zwei Gottesdiensten am Heiligen Abend nicht trüben.

Schalom-Kirche, Lütjenmoor 13, Heiligabend, 15 Uhr Krippenspiel (Pastor Stehr), und 17 Uhr, Christvesper (Pastor Stehr).