Henstedt-Ulzburg. Der Henstedt-Ulzburger Methodisten-Pfarrer William Barnard-Jones fand auf Umwegen zu Gott. Jetzt betreut der 61-Jährige zwei Gemeinden.
Dass die Wege des Herrn unergründlich sind, weiß der Henstedt-Ulzburger Methodisten-Pastor William Barnard-Jones (61) aus eigener Erfahrung nur allzu gut. Sein Elternhaus war nicht sonderlich christlich geprägt, aber dennoch ging der kleine William schon als Vierjähriger Woche für Woche in den Park, um den Kindergottesdienst der Heilsarmee zu besuchen. „Schon damals hat der Glaube für mich eine wichtige Rolle gespielt“, sagt der gebürtige Engländer, der in der Nähe von London aufwuchs.
Als Schulkind sang Barnard-Jones dann als Sopranist im örtlichen Kirchenchor. Und das so gut, dass er sogar eine Weiterbildung der Royal School of Church Music genießen durfte. Doch dann war das persönliche Glaubens-Kapitel erst einmal abgeschlossen. Stattdessen stürzte sich der junge William mit viel Eifer ins Berufsleben, das so gar nichts mit dem lieben Gott zu tun hatte. „Bei meinem ersten Job arbeitete ich als Kellner in einem Schnellrestaurant. Sehr zum Leidwesen meines Vaters, der im Ort ein anderes Restaurant betrieb“, erinnert sich der 61-Jährige.
Auf die erste Anstellung folgte eine Lehre zum Lkw-Mechaniker. Der Engländer verdiente sich seinen Lebensunterhalt danach unter anderem auch als Elektriker, Karosseriebauer, Pfleger in einem Sanatorium und als Straßenbauer. „Ich hatte als Jugendlicher oft Langeweile, nichts hat mich lange begeistert“, sagt der Pastor rückblickend.
Im zarten Alter von 19 Jahren verschlug es ihn zur Armee, wo er eine Offiziersschule absolvieren sollte. Aber Barnard-Jones wollte lieber Lkw fahren und landete schließlich bei der Truppe, die den Nachschub organisierte. Eines Tages bekamen die Soldaten eine Liste mit Versetzungsorten, in der jeder drei Wunschziele ankreuzen durfte. Statt Washington D.C., Regent’s Park in London oder Hongkong fand sich Barnard-Jones wenig später in der 54 SQN RCT (Royal Corps of Transport) im westfälischen Minden wieder.
Methodisten verzichten auf Kirchensteuer
„Das Erste, was ich dort gesehen habe, waren Mofas, die auf dem Fußweg fuhren. Ich dachte, die sind hier alle bekloppt“, erinnert er sich an seine Ankunft in Germany im Jahr 1975. Doch Barnard-Jones erholte sich von dem Kulturschock und lernte unter anderem dank des regelmäßigen Fernsehkonsums schnell die deutsche Sprache.
In Deutschland begegnete ihm bei einer befreundeten Familie dann eines Tages eine junge Frau: „Es war Liebe auf den ersten Blick, mittlerweile sind Petra und ich seit 41 Jahren zusammen, seit 37 Jahren glücklich verheiratet, und wir haben einen 25 Jahre alten Sohn, namens Anthony“, sagt er.
Nach seinem Armeeaustritt arbeitet Barnard-Jones dann zunächst als Müllfahrer, er verkaufte Versicherungen und versuchte sich in einem Elektrogroßhandel.
Das Leben der kleinen Familie änderte sich schlagartig, als 1989 sein zweiter Sohn Matthew tot geboren wurde. Für das Paar brach eine Welt zusammen. „Das war für uns ein so großer Schock, dass wir uns nach dem weiteren Sinn unseres Lebens gefragt haben“, so Barnard-Jones. „Mein Schwager nahm mich dann mit in die methodistische Kirche, wo ich mich sofort gut aufgehoben und geborgen gefühlt habe. Das war für mich der Beweis, dass Jesus erneut in mein Leben getreten ist.“
William Barnard-Jones arbeitete fortan als Laienprediger, machte Zusatzausbildungen und ist seit nunmehr 15 Jahren bei der evangelisch-methodistischen Kirche als Pastor tätig. Aktuell betreut er die beiden Gemeinden der Freikirche in Henstedt-Ulzburg und in Eppendorf. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem Bibelstunden, Seelsorge, Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. „Ich predige unheimlich gern“, betont er. „Ich möchte den Menschen Gott näherbringen und ihnen durch den Glauben Hoffnung schenken.“ In der Freizeit bleibt aber auch noch genügend Zeit, um weltlichen Aktivitäten nachzugehen: Einmal im Monat trifft sich William Barnard-Jones mit Gleichgesinnten im Verein der MP3-Freunde Hamburg, einem Dreirad-Roller-Club. Auch zu einem kühlen Guinness oder einer Snooker-Partie sagt der Engländer nicht Nein.