Norderstedt. Doch das soll sich jetzt ändern. Norderstedts Gleichstellungsbeauftragte Claudia Meyer hat deshalb einen Frauenförderplan erarbeitet.
Das Ziel ist zwar nicht gesetzlich fixiert, aber: „Wir peilen schon an, dass die Hälfte der Mitarbeiter im Norderstedter Rathaus weiblich ist“, sagt Norderstedts Gleichstellungsbeauftragte Claudia Meyer. Dafür gibt es den Frauenförderplan. Die Stadtvertreter haben den Plan gerade wieder durchgewinkt. Seit 1994 gilt in Schleswig-Holstein das Gesetz zur Gleichstellung der Frauen im öffentlichen Dienst, der Rahmen für die lokale Frauenförderung. Seit diesem Zeitpunkt gibt es das Förderinstrument auch in Norderstedt.
Die Frauenparität gilt für alle Hierarchieebenen, doch bisher bleibt sie, wie auch in vielen Wirtschaftsunternehmen, zum großen Teil Theorie. Gerade in den Führungsetagen sind Frauen in der Minderheit. Immerhin ist Sozialdezernentin Anette Reinders die erste Frau im Spitzentrio, bleibt aber neben Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und Baudezernent Thomas Bosse in der Minderheit. Doch für die 60-Jährige, die gerade für weitere sechs Jahre wiedergewählt wurde, ist männliche Dominanz kein Problem. „Das ist überhaupt kein Problem. Wir kommen prima miteinander klar“, sagt die Stadträtin, die auch den Oberbürgermeister vertritt, wenn Kollege Bosse verhindert ist. Sie fühle sich ernst genommen, das Geschlecht überhaupt keine Rolle.
Eine Stufe darunter wird schon die Drittelparität der Führungsspitze nicht mehr erreicht. Von 15 Amtsleitern sind vier weiblich, ähnlich sieht es bei den Fachbereichsleitungen aus: Zehn von 34 sind weiblich, zwei Stellen unbesetzt. Im Gegenzug zeigt die personelle Ist-Analyse, die dem Frauenförderplan zugrunde liegt, das noch immer typische Bild der Arbeitswelt: Im sozialen und im Service-Bereich dominieren die Frauen. Ob in den Kitas, im kundenorientierten Einwohnermeldeamt oder bei den Reinigungskräften – in diesen Bereichen müsste das „U“ für unterrepräsentiert bei den Männern stehen. Auch die Teilzeitstellen werden überwiegend von Frauen besetzt. „Die Männer wiederum sind im früheren Arbeiterbereich fast unter sich, bei den Müllwerkern oder beim kommunalen Ordnungsdienst“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Doch in einigen der 40 in der Stadtverwaltung vertretenen Berufen mischten sich allmählich die Geschlechter. So gebe es zwei Frauen, die die künftigen kommunalen Landschaftsgärtner ausbilden.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Stärkung von Frauen in Führungspositionen – das sind zwei wesentliche Vorgaben des Norderstedter Frauenförderplans. Für die Praxis heißt das flexible Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit, Weiterbildung und die spezielle Förderung von Frauen, die nach der Familienpause in den Beruf zurückkehren. Gerade im Teilzeitbereich könne die öffentliche Verwaltung fast jedes gewünschte Stundenzahl erfüllen. Werden Stellen besetzt, gilt aber grundsätzlich: Qualifikation vor Geschlecht. Sind die Kompetenzen gleich, werden Frauen bevorzugt, wenn sie unterrepräsentiert sind. „Ich bin prinzipiell bei jedem Vorstellungsgespräch dabei“, sagt Claudia Meyer. Aber: Die Realität konterkariert die Geschlechterparität. „Es muss erstmal Frauen geben, die sich für Führungspositionen bewerben“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.
Die Stadt sucht seit Monaten eine Leitung für das Rechnungsprüfungsamt – lange vergeblich. Frauen hätten sich zunächst nicht beworben. Nun aber rückt mit Petra Engfer doch eine Frau aus der Verwaltung in die Führungsposition. Amts- und Fachbereichsleiter bemühen sich, so Meyer, Mitarbeiterinnen für höhere Aufgaben zu motivieren und sich intern zu bewerben. Doch das sei schwierig. „Frauen trauen sich oft weniger zu als Männer. Sie wollen genau wissen, was auf sie zukommt und prüfen sehr genau, ob sie das beispielsweise mit der Familie in Einklang bringen können“, sagt Meyer. Hinzu komme ein Mangel an Bewerberinnen in bestimmten Bereichen wie der IT. „Welche Frau studiert schon Informatik?“, fragt die Gleichstellungsbeauftragte.
Frauen würden auch eher auf eine Karriere verzichten und wegen der Kinder für eine Zeit aussteigen. Wer raus ist, für den ist der Aufstiegszug abgefahren – dieser vor allem in der Wirtschaft gängigen These versucht die Verwaltung zu begegnen, indem sie Fortbildung auch denen anbietet, die für eine bestimmte Zeit frei gestellt sind. Teilzeit in Führungspositionen ist aber noch die Ausnahme. Selbst Sozialdezernentin Anette Reinders kann sich ihren Job als geteilte Stelle nur schwer vorstellen.