Kreis Segeberg. Der „Fahrrad-Highway“ von Bad Bramstedt bis Hamburg: Kreis Segeberg gibt für 100.000 Euro eine Machbarkeitsstudie in Auftrag
Diese Idee könnte viele Autofahrer auf das Fahrrad umsteigen lassen: Ohne den üblichen Stau auf der Straße schnell zur Arbeit ins Büro oder Geschäft oder in die Schule zu kommen. Dafür bedarf es neuer, breiter, attraktiver und gut ausgebauter Radwege, die möglichst ohne Ampeln oder andere Hindernisse auskommen, damit der Radfahrer nicht anhalten oder absteigen muss.
Dazu hat der Umweltausschuss des Kreistages jetzt für 100.000 Euro eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die eine erste dieser Radautobahnen planen soll, die von Bad Bramstedt über Nützen, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt nach Hamburg führt. „Diese Route entlang der A-7-Achse bietet das größte Potenzial“, sagt Joachim Brunkhorst, der neue Radverkehrsbeauftragte des Kreises Segeberg aus Norderstedt, der selbst begeisterter Radfahrer ist. Diese Studie soll Mitte nächsten Jahres vorliegen, deren Kosten zu 80 Prozent die Metropolregion Hamburg beisteuert.
Neuerdings stünden dafür sogar Bundesmittel zur Verfügung, kündigt der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann aus Seth an. „Der Bund wird dafür erstmals einen eigenen Fördertopf mit zunächst 25 Millionen Euro bereitstellen.“ Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt habe ihm versichert, er wolle „Radverkehre pushen“. Wo und wie der Radschnellweg durch die Großgemeinde verlaufen könnte, hat der Henstedt-Ulzburger CDU-Ortsverband bereits mit den örtlichen Vertretern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) ausgearbeitet, die am Freitag erstmals der Presse vorgestellt wurden. Dieser etwa zehn Kilometer lange Radschnellweg soll vom AKN-Bahnhof Haslohfurth in Norderstedt entlang der A-2-Linienstrecke zunächst über Meeschensee und Ulzburg-Süd führen. Im Norden der Großgemeinde könnte er dann über einen Feldweg bei Kisdorffeld von der L 326 abweichen und in Richtung Kaltenkirchen weitergehen, erläutert Wilfried Mohr vom ADFC.
Verbunden werden sollten diese beiden Trassen über eine völlig neue Schnellverbindung zwischen den Ortsteilen von der Maurepasstraße entlang der Krambek bis zur Straße Dammstücken in Rhen. „Wir haben das den ‚Fahrrad-Highway‘ für Henstedt-Ulzburg genannt, der ausschließlich von Radfahrern genutzt werden soll“, erklärt Jens Müller vom Umwelt- und Planungsausschuss.
Diese würde ein vier Meter breiter Radweg sein, flankiert von Büschen und Bäumen und ausgestattet mit LED-Beleuchtung in der Mitte zur besseren Orientierung, kündigt der CDU-Gemeindevertreter an. Rathaus und Geschäfte im Ortskern sowie die Schulen, Kindergärten und Sportzentren wären endlich umweltfreundlich und schnell auch ohne Auto zu erreichen.
Um allerdings dafür Bundeszuschüsse zu erhalten, die der Bundestag auf Antrag der Bundesregierung noch in diesem Jahr beschließen werde, wie Storjohann ankündigt, müsste der Radschnellweg mindestens vier Meter breit und fünf Kilometer lang sein und noch mit einem zwei Meter breiten Fußweg ausgestattet sein. „Sonst wird das nicht gefördert.“ Auf dem ersten Abschnitt des Ruhr-Radschnellweges zwischen Essen und Mülheim, der insgesamt 100 Kilometer lang und wegen der vielen Brücken 185 Millionen Euro teuer werden soll, könne man sich eine solche LED-beleuchtete Radautobahn schon mal ansehen. Der Bund hätte dieses Projekt mit 360.000 Euro gefördert, so Storjohann. Nun sei die Landesregierung in Kiel am Zuge, dem Bund möglichst schnell Routenvorschläge zu machen, damit dies auch in Schleswig-Holstein umgesetzt werden könnte. „Wir müssen Druck von unten machen.“
Für den jetzt geplanten etwa 35 Kilometer langen Radschnellweg von Norderstedt nach Bad Bramstedt rechnet Brunkhorst mit 600.000 Euro Baukosten je Kilometer, also etwa 21 Millionen Euro. Zum Vergleich: Ein Kilometer Bundesautobahn kostet etwa zehn Millionen Euro, so Storjohann.
In Norderstedt könnte der neue und breite Radschnellweg an der Schleswig-Holstein-Straße entlang führen, so der Bundestagsabgeordnete. „Und über die B 432 stelle ich mir am Ochsenzoll eine Brücke vor, über die die Radfahrer ohne anhalten zu müssen nach Hamburg reinfahren“, schaut er in die Zukunft. „Es geht in erster Linie darum, ohne Stau schnell zur Arbeit zu kommen“, erklärt Storjohann. Die Arbeitgeber würden sich zunehmend darauf einstellen und ihren Mitarbeitern Duschmöglichkeiten zur Verfügung stellen.