Bockhorn. Jungunternehmer Florian Landvoigt (25) ist Hobbywinzer. Er stellt in der Gemeinde Bockhorn professionell Honig- und Fruchtweine her.

Eine Flasche selbst gemachter Met war der Auslöser für Florian Landvoigt in die Herstellung von Frucht- und Honigwein einzusteigen. „Der war nicht nur lecker, ich fand es auch interessant, solch guten Met selbst machen zu können“, erzählt der Einzelhandelskaufmann. Die Neugierde war geweckt, Landvoigt kaufte sich eine Grundausstattung zur Weinherstellung. Anfangs waren die Frucht- und Honigweine nur für Freunde und Familie gedacht. Doch die Nachfrage wurde immer größer, sodass Landvoigt überlegte, aus der Weinherstellung ein zweites Standbein zu machen.

© HA | Silvie Domann

Ein leises Rascheln ist zu hören. Zügig entfernt Landvoigt den Aufkleber von der Folie, wirft einen Blick auf die Referenz-Flasche und klebt das Etikett auf die blanke Weinflasche. Rötlich schimmert die gluckernde Flüssigkeit. Der vorletzte Arbeitsschritt, bevor der Himbeerwein in den Verkauf gehen kann. „Die Arbeit macht Spaß und ist entspannend“, erzählt der 25-Jährige. Seit einem Jahr stellt der Bockhorner Frucht- und Honigweine her. „Hochwald Kellerei“ hat er sein Unternehmen genannt, das er erst einmal als Nebenerwerb betreibt. Ein ehemaliges Gästezimmer hat er zum Produktionsraum umgebaut. Optionen zur Erweiterung sind da.

Für den jungen Mann war es wichtig, sich von den Produkten aus Supermärkten abzuheben. „Ich empfinde die als zu süß, sie schmecken eher nach Fruchtweinbowle.“ So entschied er sich, nur hochwertige Zutaten zu nehmen. Keine Konzentrate oder Säfte, keine Farbstoffe und künstliche Aromen, dafür aber eine schonende Verarbeitung. „Noch beziehe ich die Früchte vom Großhandel, doch kommendes Jahr steige ich auf regionale Anbieter um“, sagt Landvoigt. Die Verpackung sind schlichte Geradhalsflaschen und ansprechende Aufkleber. „Es kommt auf den Inhalt an.“

Weinbau im Norden

Neben Met und Fruchtwein wird in Schleswig-Holstein auch „echter“ Wein aus Trauben hergestellt – und das bereits seit 2009. Allerdings kann nicht jeder, der über entsprechende Ländereien verfügt, nach Belieben Weinreben anbauen. In der EU ist der Weinbau nur in ausgewiesenen Anbaugebieten gestattet und auch dort nur mit Genehmigung.

Rheinland-Pfalz hatte Schleswig-Holstein damals jedoch zehn Hektar nicht genutzter Neupflanzungsrechte abgetreten, die auf fünf Betriebe im Land verteilt worden waren: in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Plön, Ostholstein sowie auf Sylt und Föhr. Gemessen an den rund 100.000 Hektar Weinbaufläche in Deutschland ist das aber nur ein Staubkörnchen. Für private Zwecke darf jeder Wein anbauen: Der Bestand darf aber 99 Reben nicht überschreiten.

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Auch der Name war schnell gefunden. Da Bockhorn vom Segeberger Forst umgeben und der Wald ein Hochwald ist, entschied sich Landvoigt für „Hochwald Kellerei“. „Das Besondere an einem Hochwald ist, dass die Bäume aus Samen entstanden sind.“ Um 1890 wurde der Wald mit 7,5 Tonnen Nadelbaum-Samen aufgeforstet, erzählt Landvoigt. Außerdem wählte er als Zusatz „Aus dem grünen Herzen Segebergs“, liegt doch der Mittelpunkt des Kreises in der Nähe. So ist das Logo ein stilisierter Nadelbaum in einem grünen Kreis. „Das Grün ist der gleiche Farbton wie die grünen Birken im Barker Wappen“, betont Landvoigt.

In diesen Gefäßen werden die verschiedenen Wein- und Likörsorten angesetzt
In diesen Gefäßen werden die verschiedenen Wein- und Likörsorten angesetzt © HA | Silvie Domann

Mit 20 Liter Ansätzen in Glasballons hat der Jungunternehmer angefangen, derzeit lässt er die Früchte in Kunststoff-Gefäßen gären, demnächst will er auf Edelstahlgefäße umsteigen. 75 Kilogramm Himbeeren benötigt Landvoigt zum Beispiel für einen Himbeerwein-Ansatz. Die versetzt er mit Zucker und einer speziellen Weinhefe. Zwei bis drei Wochen dauert der Gärprozess. Dann folgt eine Ruhephase, in der sich Frucht- und Hefereste absetzen. „Wir erhitzen nicht, wir filtern den Wein durch Zellstoffplatten.“ Die letzte Lage habe Poren mit einem Durchmesser, der 200-mal kleiner als ein menschliches Haar ist. „Das sind Entkeimungsplatten“, so Landvoigt. Dann folgen Abfüllen, Verkorken und Aufschrumpfen der Verschlusshülsen. Nach der Etikettierung schließt sich eine weitere Reifezeit an, nach etwa acht Wochen ist der Fruchtwein verkaufsfertig. Der Met aus Waldhonig ist nach drei Monaten so weit.

Mit dem Ebullionskop wird der Alkoholgehalt der Weine bestimmt
Mit dem Ebullionskop wird der Alkoholgehalt der Weine bestimmt © HA | Silvie Domann

Drei chemische Merkmale muss der junge Mann während des Gärvorganges überprüfen: Gesamtsäure, Zucker und Alkohol. Die Säure bestimmt er mithilfe eines Acidometers, den Zuckergehalt über die sogenannte Oechsle-Waage. Um den Gehalt an Alkohol im fertigen Wein zu bestimmen, nutzt er ein Ebullioskop. Die Messingapparatur erinnert an eine Destille aus dem Chemieunterricht: Probenbehälter, Spirituskocher, Thermometer und Kühler. „Das ist über 100 Jahre alt, ich habe es im per Internet in Frankreich gekauft.“ Die Messung mit dem Ebullioskop beruht darauf, dass der Siedepunkt von alkoholischen Flüssigkeiten ihrem Alkoholgehalt entspricht. Je mehr Alkohol im Wein ist, desto niedriger ist der Siedepunkt der Flüssigkeit (reines Wasser siedet bei 100 Grad Celsius, reiner Alkohol bei 78 Grad Celsius). Zehn bis 14 Volumenprozent haben Landvoigts Weine und weisen einen Siedepunkt um die 82 Grad auf. Derzeit stellt er Weine aus Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Holunderbeeren und Honig her. Außerdem gehören zwei Liköre zu seinem Sortiment: Zitrone und Kaffee. Die Kaffeebohnen bekommt er aus der Kalkbergrösterei in Bad Segeberg. Gerade tüftelt er an einem Rezept für Pfefferminz-Anis-Likör. Zwei neue Metsorten sind auch geplant: Honig mit Kirsche und Orangenblütenhonig.

Die Wochenenden verbringen Landvoigt und seine Verlobte derzeit auf Märkten und Hoffesten und bieten dort ihre Produkte an. Außerdem sind sie in sieben Verkaufsstellen erhältlich. Weitere Informationen im Internet.

www.hochwald-kellerei.de