Bad Segeberg . Der Segeberger wurde in seiner Wohnung von einer 27-jährigen mutmaßlichen Prostituierten erstochen. Wie es dazu kam, ist noch unklar.

Die Szene, die sich den Polizisten am Mittwoch gegen 22 Uhr in einer Dachgeschosswohnung an der Kurhausstraße in Bad Segeberg bot, war dramatisch. Der 58-jährige Bewohner liegt niedergestochen und bewusstlos im Todeskampf, die 27 Jahre alte Täterin, eine mutmaßliche Prostituierte aus Bad Segeberg, hat sich in einem Zimmer verbarrikadiert und droht den Beamten mit der Tatwaffe, einem Küchenmesser.

Für den 58-Jährigen kommt die Hilfe schließlich zu spät. Er hat schon zu viel Blut verloren, stirbt auf dem Weg in die Segeberger Kliniken, die unweit seiner Wohnung liegen. Warum die 27-Jährige ihn erstach, ist noch völlig unklar.

Schwerverletzt hatte der 58-Jährige selbst die Polizei noch alarmiert. Beim Eintreffen der Beamten war der Mann aber schon zu schwach, um die Tür zu seiner Wohnung zu öffnen. Die Polizei musste die Tür aufbrechen. Laut Oliver Pohl, dem Sprecher der Polizeidirektion in Kiel, stießen sie hinter der Tür auf den 58-jährigen, der sogar noch ansprechbar war, dann allerdings zusammenbrach. Ein Rettungswagen brachte den Verletzten umgehend in die Segeberger Kliniken. Zwei Stunden später war der Mann tot.

Die Täterin hatte sich unterdessen in der Wohnung in einem Nebenzimmer verbarrikadiert. Beim Versuch der Polizeibeamten, sie festzunehmen, wehrt sich die 27-Jährige massiv. Angeblich soll sie gedroht haben, sich mit dem Messer selbst zu töten und habe schließlich die Polizeibeamten mit der Waffe angegriffen. Die Polizisten konnten die Frau nur durch den Einsatz massiver Gewalt überwältigen und festnehmen.

Die Ermittlungsbehörden hielten sich Donnerstag bedeckt. Weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft in Kiel äußerten sich zu den Details der Festnahme. Ebenso wenig wurden Angaben zu den Motiven der Täterin und den Hintergründen für die Tat gemacht. Aus „ermittlungstaktischen Gründen“ könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Details über die Umstände preisgeben, erklärte Staatsanwalt Michael Bimmler. Das 58-jährige Opfer soll als selbstständiger Steuerberater im Kreis Segeberg gearbeitet und eine Kanzlei im Kreis Ostholstein unterhalten haben. Unklar ist, in welchem Verhältnis Opfer und Täterin zueinander standen. Doch laut unbestätigten Angaben soll es sich bei der Täterin um eine Prostituierte handeln, die in Bad Segeberg ihre Dienste anbietet. Auch hierfür gab es von Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag keine Bestätigung. Man wolle zunächst die weitereren Ermittlungen abwarten, bevor weitere Angaben zur Tat gemacht werden können, hieß es aus Kiel.

Spekulationen bestehen auch darüber, dass sich Täterin und Opfer nicht erst am Mittwochabend kennengelernt, sondern bereits seit längerer Zeit in Kontakt gestanden hatten. In jedem Fall kam es offenbar völlig unvermittelt zur Messerattacke. Zuvor sollen der 58-Jährige und die 27-Jährige in lockerer Atmosphäre gemeinsam getrunken haben. Alkohol oder Drogen könnten bei der Tat also auch eine Rolle gespielt haben. Die Ermittler prüfen das, die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion des Toten angeordnet.

Über das weitere Schicksal der Täterin wurde am Donnerstag nichts bekannt – auch das ist eher ungewöhnlich. Die Polizei ließ offen, ob sie bereits befragt wurde, ob sie in Untersuchungshaft sitzt oder aufgrund ihres Zustands vielleicht die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung angeordnet wurde – Polizeisprecher Pohl schwieg sich am Donnerstag aus.

Am Tag nach der Bluttat stehen die blauen Kleinbusse der Kieler Spurensicherung vor dem Wohn- und Geschäftshaus an der Kurhausstraße, in dem sich zwölf Wohneinheiten und zwei Geschäfte befinden. Die Ermittler betreten in weißen Ganzkörperanzügen die Wohnung des Opfers, um mit der Beweissicherung am Tatort zu beginnen. Die Wohnung des Opfers wurde beschlagnahmt und von der Polizei versiegelt. Nachbarn des Mannes hatten zwar bereits von dem Polizeieinsatz und dem Tötungsdelikt erfahren, wollten sich gestern aber nicht zu dem Fall äußern.