Norderstedt. Die Mehrheit der Fraktionen begrüßt das Konzept für Norderstedt. Allerdings wird eine „Brötchentaste“ für Kurzparker gefordert.
Das von der Verwaltung entworfene Konzept zur flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung in Norderstedt ist mehrheitsfähig – wenn auch mit Einschränkungen. Nachdem der Entwurf zuvor bereits öffentlich geworden war, beschäftigte sich nun Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr mit dem in der Bevölkerung kontrovers diskutierten Reizthema. Wie berichtet, will die Stadt das Umsonst-Parken abschaffen und setzt auf ein Modell mit Parkautomaten. Gerade die stark frequentieren Park-and-Ride-Anlagen sollen gebührenpflichtig werden – zwei Euro pro Tag, zehn Euro pro Woche, 40 Euro im Monat. An einigen Straßen würde eine Stunde einen Euro kosten, dazu könnte es Parkscheibenregelungen geben.
Ausnahme für Kurzzeitparken in den Einkaufsquartieren
Viele Politiker fordern allerdings Ergänzungen. Insbesondere eine „Brötchentaste“ für Kurzparker wurde mehrfach angeregt. „Parkautomaten in Einkaufsgebieten lehnen wir grundsätzlich ab, wir möchten Langzeitparker vertreiben“, sagte Tobias Mährlein (FDP). Nicolai Steinhau-Kühl (SPD) äußerte sich zum Stadtpark: „Wenn dort Gebühren genommen werden, stehen die Autos woanders. Das gehen wir so nicht mit.“ Auch die CDU sprach sich für kostenloses Kurzparken am Stadtpark sowie in den kleinen Einkaufsquartieren am Schmuggelstieg, Harksheider Markt, Glashütter Markt und Tangstedter Landstraße aus.
Detlev Grube von den Grünen schränkte ein. „Es gibt genug Städte, die Gebühren eingeführt haben. Die Angst, dass Leute bei ein Euro Kosten nicht mehr Einkaufen gehen, ist Schwachsinn. Beim Stadtpark können wir aber über ,Brötchentasten’ nachdenken.“ Probleme sieht Grube allerdings beispielsweise am Harksheider Markt – nach Vorstellung der Verwaltung würde die Fläche vor dem Penny-Markt kostenpflichtig werden, die Plätze auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor dem Belen-Markt sind umsonst. Ansonsten sei das System transparent und flächendeckend. „Ein Flickenteppich würde irgendwann nicht mehr funktionieren, dann haben wir Verkehrslenkung, dann können wir es gleich sein lassen.“
Auch die Linke begrüßt die Parkgebühren. „Das Konzept ist umsetzungswürdig“, sagte Norbert Pranzas. Nur die WiN ist nicht überzeugt. „Wir sind dagegen. Dauerparker können auch durch Parkscheiben verhindert werden“, meinte Joachim Welk.
Auf wenig Begeisterung bei den betroffenen Anwohnern dürfte die Tatsache stoßen, dass auch die Parkflächen an der Rathausallee – westlich der Moorbek-Passage – kostenpflichtig werden. Auch diese gehören der Stadt. Wer dort wohnt und keinen Tiefgaragenstellplatz hat, muss demnach höchstwahrscheinlich 40 Euro pro Monat zahlen. Mario Kröska, Leiter des zuständigen Fachbereichs im Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, erklärte hierzu: „Die Moorbek-Passage hat mit der Bewirtschaftung angefangen und einen Verdrängungsprozess eingeleitet, auf den wir reagieren müssen.“
Der Idee, an einigen Standorten „Brötchentasten“ einzuführen, steht die Stadt offen gegenüber. Kröska hatte mit dem Vorschlag gerechnet. „Das ist überall möglich. Wenn wir uns auf die Brötchentaste einigen, würde ich es in allen Bereichen gleich machen.“ Also auch rund um das Herold-Center, wo Autofahrer bisher noch Parkscheine ziehen müssen.
P+R-Anlagen sind Kern des neuen Konzeptes
Elementarer Bestandteil der Bewirtschaftung sind hingegen die P+R-Anlagen. Die Tiefgarage in Garstedt nennt Kröska einen „Umsonst-Oase“, sie müsse integriert werden. Eine laut Verwaltung empfehlenswerte Sanierung der Beleuchtung inklusive neuem Anstrich würde eine halbe Million Euro kosten.
„Park and ride ist nicht für Kurzzeitparken geeignet“, so Kröska. Das Gros der einkalkulierten Einnahmen von 350.000 Euro würden die bis zu 900 Stellplätze in den vier Anlagen in Norderstedt-Mitte erbringen.
Die Verwaltung wird nun die von Seiten der Fraktionen eingebrachten Anregungen und Änderungsvorschläge berücksichtigen und ein beschlussfähiges Konzept vorlegen – vermutlich zur Ausschuss-Sitzung am 17. November. Dass es dann eine Mehrheit geben wird, daran gibt es mittlerweile kaum noch einen Zweifel.