Itzstedt. Das idyllische Gewässer in Itzstedt mit 4,2 Hektar Land und Bungalow soll 1,4 Millionen Euro kosten. Badebetrieb ist nicht betroffen.
Viele Stadtmenschen träumen davon, die wenigsten können es sich leisten: das vielzitierte Haus am See. Oder am besten auch gleich einen vollwertigen See dazu – wie etwa den Itzstedter See. Denn das idyllische Gewässer steht plus Wohngebäude und kleinem Waldgebiet zum Verkauf. 1,4 Millionen Euro müssten bezahlt werden, dazu kommen die üblichen Kosten (Maklerprovision, Notar, Grunderwerbssteuer), dafür gibt es mehr als 15 Hektar Fläche. „Das ist wie eine kleine Insel vor den Toren Hamburgs, man hat keine Nachbarn, wo gibt es das sonst?“, sagt Sabina Grillo, die kürzlich wieder ihren Mädchennamen annahm – vorher hieß sie Bern.
Ihr gehört fast die gesamte Wasserfläche (10,2 Hektar), nur ein kleiner Teil ist im Besitz der Nachbargemeinde Oering. Die in der Metropolregion sehr beliebte Badestelle ist seit vielen Jahrzehnten verpachtet, zuständiger Betreiber ist das Amt Itzstedt, alles wird mit einem politischen Ausschuss geregelt. Daran soll sich auch nichts ändern.
Trotzdem hat Grillo das Hamburger Immobilienunternehmen Günther & Günther damit beauftragt, einen neuen Eigentümer zu finden. In diversen Online-Portalen wird das Angebot seit Kurzem angepriesen. „Ich möchte wegziehen“, sagt Grillo. Die Entscheidung habe private Gründe. Sie bezeichnet sich zwar als „Einzelkämpferin“, doch: „Irgendwann ist eben ein Punkt gekommen. Es wäre schön, wenn hier eine neue Familie startet, die nächste Generation einzieht und dass der See in gute Hände kommt.“
See und Grundstück seit 1956 in Familienbesitz
Mit kurzen Unterbrechungen lebt sie seit 1972 in ihrem Haus am Ufer, das jeder Schwimmer vom Sehen kennt, das allerdings nur über einen Privatweg erreichbar ist. Der See und das Grundstück sind sogar schon seit 1956 in Familienbesitz. Seinerzeit erwarb Otto Draber, Großvater von Sabina Grillo, das schöne Fleckchen von der bekannten Naher Familie Hüttmann.
Schon kurz darauf wurde eine Vereinbarung mit der Gemeinde Itzstedt geschlossen, die den Badebetrieb regelte. Im Prinzip ist der Uralt-Vertrag auch heute noch die Basis dafür, dass Ausflügler den Strand und den abgetrennten Wasserbereich – ungefähr ein Viertel der Seefläche – nutzen dürfen. Die Saison endet am 15. September, beginnt dann wieder im Mai. Dazwischen herrscht Ruhe.
Das Wäldchen am See ist 4,2 Hektar groß, das Wohnhaus hat eine Fläche von knapp 300 Quadratmetern. Grillo hat sich per Bauvoranfrage bereits versichern lassen, dass ein Dachausbau möglich wäre. Das Haus muss auf jeden Fall grundlegend saniert und renoviert werden, diese Kosten kämen also hinzu. „Wer den See kennt, für den ist es ein Schnäppchen“, sagt dennoch Hilmar Mühlig, der sich als Makler um den Verkauf bemüht.
Zumindest gäbe es in der Hansestadt für 1,4 Millionen nichts Vergleichbares, schon gar nicht mit einem See. Anzumerken sei: „Man muss die Bestandsimmobilie nehmen und nach heutigen Standards umbauen.“ Ein zweites Gebäude könne hingegen nicht gebaut werden.
Laut Mühlig ist es sehr ungewöhnlich, dass in der Region ein gesamter See zum Verkauf steht – zudem noch mit einem exklusiven Wohnsitz. Meist gibt es in der Tat zumindest kleine Siedlungen am Ufer – also mit Nachbarschaft. „Dass ein See zum Verkauf steht, das gibt es im Hamburger Raum sonst nicht. Man hat eine Alleinlage am See mit Privatsphäre.“
Ende 2015 wurde der See ökologisch saniert
Das Angelrecht hat der jeweilige Besitzer natürlich auch – ausgenommen ist wiederum der Oeringer Teil, den der Itzstedter Sportfischerverein gepachtet hat. Im See gibt es beispielsweise Karpfen, Hechte, Rotaugen, Barsche und Brassen, die Wasserqualität ist einwandfrei. Ende 2015 wurde mit Erfolg eine Phosphatfällung vorgenommen, also eine Art ökologische Sanierung, um den Nährstoffgehalt zu regulieren.
Das zuständige Landesamt und die Untere Naturschutzbehörde hatten diese Maßnahme nur genehmigt, weil der Badestättenausschuss zuvor ein Besucherlimit von 30.000 Personen pro Saison beschloss. Für 2016 gibt es zwar noch keine Zahlen, angesichts des bestenfalls durchwachsenen Wetters in den Sommermonaten dürfte die Obergrenze gleichwohl deutlich unterschritten werden.
Die ersten Besichtigungen fanden bereits statt
Hilmar Mühlig sieht diverse Möglichkeiten für Käufer, ob nun für ein Familienanwesen, eine Geschäftsadresse oder einen Zweitwohnsitz für Menschen aus der Hamburger Innenstadt. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich ein Musikproduzent ein Studio einrichtet oder ein Literat einen Rückzugsort findet.“ Einige Besichtigungen habe es bereits gegeben, so Mühlig.