In den Sommermonaten von Juli bis September finden jeden ersten Sonntag Führungen im Torhaus-Museum stattt.

Die Gemeinde Seedorf ist ein Ort wie aus dem Bilderbuch. Romantische Alleen mit Linden und Eichen säumen kopfsteingepflasterte Straßen, im Naturschutzgebiet Heidmoor kann man seltene Tiere und Pflanzen entdecken, einer von sage und schreibe 15 Ortsteilen heißt Berlin und ist älter als die Bundeshauptstadt. Auch hier findet man den Kurfürstendamm, Unter den Linden, den Potsdamer Platz, die Wilmersdorfer Straße und Lichterfelde. Dieses Berlin hat schon mehr als 800 Jahre auf dem Buckel, wurde bereits 1215 erstmals urkundlich erwähnt. Seedorf ist mit 48 Quadratkilometern flächenmäßig eine der größten Gemeinden im Kreis Segeberg, rangiert gleich hinter Norderstedt. Dabei hat die Gemeinde nur 2150 Einwohner, die sich auf die 15 Ortsteile verteilen. 75 Kilometer Wegenetz sind hier instandzuhalten, wie Bürgermeister Gerd Lentföhr berichtet.

Herrschaftliche Gutsanlagen und uralte Alleen zeugen von reicher Kulturgeschichte. Die märchenhafte „Himmelsallee“ flankiert den Weg zum Torhaus. Und das gehört zum adligen Gut Seedorf. 1462 hat die holsteinische Adelsfamilie Buchwaldt die wehrhafte Anlage am Seedorfer See begründet. Von 1480 bis 1722 herrschte dann die Familie von Blome von diesem Stammsitz aus. Noch bis 1808 war der historische Gebäudekomplex mit klassizistischem Herrenhaus, Orangerie, Schmiede, Stallgebäude und eben dem Torhaus von Burggraben und Wall umgeben. Das Torhaus war Teil der südlichen Befestigungsanlage des Gutes. Links und rechts schlossen sich Wallanlagen an. Teile dieser alten Schutzanlagen sind noch westlich in Richtung des ehemaligen Parks „Thiergarten“ erhalten.

Aus Schießscharten wurden die Kanonenkugeln abgefeuert
Aus Schießscharten wurden die Kanonenkugeln abgefeuert © HA | Sabine Skibbe

Bereits 1929 hat die Gemeinde Seedorf den dreigeschossigen Ziegelsteinbau gekauft, die anderen Gebäude befinden sich in Privatbesitz. Das Torhaus ist das einzige in Schleswig-Holstein, das noch aus der Spätrenaissance erhalten ist. Es war nicht nur Wehrturm, sondern auch Wohnhaus. Das zeigt sich heute noch in der Raumaufteilung. Unten waren das Gefängnis und die Wehranlagen, der obere Bereich diente als Wohn- und Schlafräume. Bis 1972 war die Gemeindeverwaltung hier untergebracht, heute ist das Torhaus ein Museum. In den Jahren 2000 bis 2002 wurde es grundsaniert, dabei wurden auch die alten Räume wiederhergestellt. 1,2 Millionen Euro hat das gekostet. Mit gut 100.000 Euro hat sich die Gemeinde beteiligt.

Schautafeln erzählen die Geschichte des Torhauses

Das Torhaus, das ebenso wie der Pferdestallkomplex mit Försterei unter Denkmalschutz steht, weist mehrere Besonderheiten auf. Zum Einen verfügt es über zwei Türme, zum Anderen sind die Kniestock-Konstruktion im ersten Dachgeschoss und der liegende Stuhl im zweiten Dachgeschoss ungewöhnlich. Diese besondere Konstruktion des Daches stammt wohl von einem niederländischen Baumeister und ist vorwiegend in Holland, Nordfrankreich, Südostengland, dem Emsland und Mitteljütland bekannt.

Zudem dürfen im Seedorfer Torhaus Trauungen vollzogen werden. Bürgermeister Gerd Lentföhr musste einen Kursus zum ehrenamtlichen Standesbeamten belegen und nimmt nun 40 bis 50 Eheschließungen pro Jahr vor.

Im Museum wird auf Schautafeln die Geschichte des Torhauses dargestellt. Die Ausstellung ist eine Arbeit von Studenten am historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Zu sehen sind weiterhin ein Modell der Gutsanlage, Gerätschaften der Feuerwehr, altes landwirtschaftliches Gerät wie zum Beispiel eine historische Saftpresse sowie Dinge aus der Hauswirtschaft.

In den Sommermonaten von Juli bis September finden jeden ersten Sonntag Führungen statt. Zwei Euro fallen pro Person an Kosten an.

Wer mehr wissen oder Führungen an anderen Terminen vereinbaren möchte, ruft Seedorfs Bürgermeister Gerd Lentföhr unter Telefon 04555/270 an.