Bad Segeberg. Obwohl die Aufführung der Karl-May-Spiele nach der Pause abgebrochen wurde, herrschte bei der Premierenfeier gute Stimmung.
„Yeeaah Cowboy, rock it!!!“ So euphorisch feiert Joshy Peters seine 29. Premiere bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg. So oft wie er ist hier noch niemand im weiten Rund der Kalkberg-Arena aufgetreten. Während unten die Eröffnungszeremonie der Indianer-Spiele läuft, macht er in den oberen Reihen ein Selfie von sich mit den Zuschauern im Hintergrund für seine vielen Facebook-Freunde. Noch herrscht gute Stimmung, doch 60 Minuten später steht auch der Hamburger Schauspieler wie ein begossener Pudel da: Der euphorischen Stimmung folgt der große Kater. Premiere abgebrochen. Aus und vorbei.
In den vergangenen 17 Jahren, seitdem Ute Thienel Geschäftsführerin der Kalkberg GmbH und Stefan Tietgen Produktionsleiter der Karl-May-Spiele ist, hat es so etwas noch nicht gegeben. In Strömen fließt die braune Brühe die Zuschauerränge herunter, die Zuschauer waten durch die Pfützen und hasten nach oben in Richtung Ausgang. Die Bühne präsentiert sich als „Matsch im Silbersee“. Die Lage überfordert alle, aber hinterher sitzen alle fröhlich beisammen, um die ins Wasser gefallene Premiere so zu feiern, als hätte es nie etwas Schöneres gegeben. Im Indian Village direkt neben dem Eingang zum Freilichttheater treffen sich die Prominenten und alle anderen, die dazu eingeladen sind. Carlo von Tiedemann hat sich in der Pause zwar in seinen Wagen verkrümelt, die meisten anderen aber sind geblieben. Logistische Probleme treten hier nur am Rande auf. Weil die Feier früher als vorgesehen beginnt, ist das Fleisch noch nicht durchgebraten, die Würstchen nur halb gar. Ministerpräsident Torsten Albig geht dabei hemdsärmelig vor: Er beschließt die Eröffnung des Büfetts, obwohl es eigentlich noch abgesperrt wird. Das Fleisch nimmt er sich per Hand und animiert dazu auch die hinter und vor ihm in der Schlange stehenden Partybesucher.
„Wirklich schade, dabei war es bis zur Pause ein so schönes Stück“, kommentiert der „Landesvater“ die Pleite-, Pech- und Pannenpremiere. „Aber das nimmt dem Veranstalter niemand übel.“ Winnetou-Darsteller Jan Sosniok lässt sich von Eherfrau Nadine trösten, Susan Sideropoulos versucht etwas genervt mitten im Trubel mit ihrer Familie zu telefonieren. Till Demtrøder steht gelassen mit einem Bierglas in der Hand zwischen den Fotografen. Als Karl-May-Neuling macht ihn die Regenpremiere schon etwas unglücklich. Anouschka Renzis Anwesenheit lässt so manchen ins Grübeln kommen: Sollte sie hier im nächsten Jahr zu den Mitwirkenden gehören? Ihre recht straffe Gesichtshaut strahlt eigentlich schon jetzt etwas Indianerhaftes aus. Möglich ist alles.
Gojko Mitic ist trotz des Regens glücklich. Seine Ernennung zum Ehrenhäuptling der Karl-May-Spiele hat ihn für die Fans endgültig und absolut unsterblich gemacht. „Der mit dem Herzen spricht“ ist jetzt sein Häuptlingsname. Das können seine Fans unterstreichen: Der frühere DDR-Kinostar ist längst der „Winnetou der Herzen“ und damit legitimer Nachfolger von Pierre Brice. Bei der Ehrung vor 7000 Zuschauern erweist er sich als munterer Entertainer mit flottem Spruch. Erol Sander war als Winnetou in Bad Segeberg eine Episode, sein Nachfolger Jan Sosniok könnte, wenn er durchhält, ebenfalls eine Legende werden. Gojko Mitic jedenfalls findet seinen Nachnachfolger ganz ausgezeichnet.