Bad Bramstedt. Pfingsten steht die Kurstadt wieder im Zeichen der Feierlichkeiten der Fleckensgilde von 1560. Dazu gehört auch der Tanz am Roland.
Zu Pfingsten steht Bad Bramstedt traditionell im Zeichen der Feierlichkeiten der Fleckensgilde von 1560. Das Festwochenende beginnt am Pfingstsonntag mit dem Besuch des Gildegottesdienstes in der Maria-Magdalenen-Kirche. Geplant sind Lesungen des Gilde-Jüngsten und des Achtmanns auf Plattdeutsch.
Gegen 18 Uhr wird am Dienstag die „Pannkookenkapell“ eintreffen
Am Pfingstmontag trifft sich der Gildevorstand um 8 Uhr im Schloss am Bleeck. Dort werden die Mitglieder und viele Bürger darauf warten, wie in diesem Jahr die neuen Jüngsten eintreffen werden. „Vom Kanu bis zum Helikopter, vom Oldtimer bis zur Schubkarre – es gibt nichts, was es nicht gab“, sagt Gildeschreiber Thomas Uellendahl. Nach einem ausgedehnten Frühstück beginnt der Inspektionsgang des Vorstandes durch die Stadt. Im schmucken Gewand mit Stock und Zylinder und den Gildegeist in einer Flasche zur Hand werden die Herren den Bramstedtern die Geschichte der Gilde näherbringen und von dem Freiheitskampf der Bramstedter Bauern Ende des 17. Jahrhunderts unter der Leitung von Jürgen Fuhlendorf berichten, der zur Gründung der Gilde geführt hat.
Am Pfingstdienstag übernimmt die Gilde symbolisch die Amtsgeschäfte der Stadtverwaltung. Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach und Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt werden um 8 Uhr im Schloss Öllermann Martin Wisy die Stadtschlüssel übergeben. Gleichzeitig verliest der Gildemeister Ansgar Schroedter den Gildebefehl, den die Stadtoberen im Laufe des Tages auszuführen haben.
Jürgen Fuhlendorf schuf eine verschworene Gemeinschaft
Danach folgt ein weiterer Inspektionsgang durch die Stadt. Höhepunkt der Feierlichkeiten wird am Abend der Gildeball im „Kaisersaal“ mit dem traditionellen Tanz um den Roland sein. Gegen 18 Uhr wird der Vorstand unter Begleitung der „Pannkookenkapell“ im „Kaisersaal“ eintreffen. Der Ball beginnt um 20 Uhr. Um 20.30 tanzen die Besucher um den Roland und erinnern damit an das Vermächtnis von Jürgen Fuhlendorf.
„Solang de Wind weiht und de Hahn kreiht, schall de Gill an Dingsdag na Pingsten um’n Roland danzen, wenn de Sünn ünnergeiht“ – dieser überlieferte Satz gilt wie ein ungeschriebenes Gesetz für die Mitglieder der Fleckensgilde. Der Bramstedter Jürgen Fuhlendorf hatte die Gilde gegründet, weil der dänische König Friedrich III., zugleich Herzog von Holstein, in Geldnot geraten war und deshalb den Flecken Bramstedt für 14.000 Taler verpfändet hatte. Als Baron von Kielmannsegg 1685 in den Besitz der Pfandbriefe gelangte, versuchte er, die Bramstedter zu Leibeigenen zu machen. Doch er stieß auf massive Gegenwehr.
Jürgen Fuhlendorf gelang es, die Bramstedter zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenzuschließen. Jeder opferte seinen gesamten Besitz, sodass die Pfandbriefe abgelöst werden konnten und Bramstedt und damit seine Bewohner frei wurden.