Trappenkamp. Trappenkamp wird am 1. April 60 Jahre alt. Bevor es die Gemeinde gab, ließen dort die Nationalsozialisten Seeminen montieren.
Runde Geburtstage müssen gefeiert werden. Das denken sich auch die Trappenkamper. Ihre Gemeinde wird am 1. April 60 Jahre alt. „800 Jahre kann jede Gemeinde feiern, 60 Jahre ist etwas Besonderes“, sagt Trappenkamps Gemeindedezernent Werner Schultz. Die Geschichte seiner Gemeinde ist außergewöhnlich, findet der Mann mit der eigenwilligen Berufsbezeichnung, die weit und breit keine Entsprechung hat. Bevor er Gemeindedezernent wurde, war Schultz lange Kämmerer der seit 1956 eigenständigen Gemeinde und bis 2010 ihr letzter hauptamtlicher Bürgermeister. Bereits 2008 war Trappenkamp aufgrund der Verwaltungsreform des Landes dem Amt Bornhöved zugeschlagen worden.
Ein Bunker dient als Kindergarten
Als Gemeindedezernent unterstützt Schultz den ehrenamtlichen Bürgermeister Harald Krille (SPD) zum Beispiel dadurch, dass er dessen Rede zum 60. Geburtstag mit vorbereitet. Auch deswegen hat sich Schultz, der in Garstedt aufgewachsen ist, gerade wieder mit der bewegten Geschichte seiner Gemeinde befasst. Besonders greifbar ist sie bis heute durch die erhaltenen Hochbunker des ehemaligen Marinewaffenarsenals. Von denen stehen noch etwa 80, man müsse aber genau schauen, meint Schultz. Nicht immer sei der Ursprung der Gebäude genau zu erkennen. „Heute sind zum Beispiel eine Physiotherapie- und eine Arztpraxis im ehemaligen Bunker untergebracht.“ Zudem befinde sich der Bewegungsraum eines Kindergartens in einem ehemaligen Bunker, und ein anderer beherbergt als Museum Exponate aus der Geschichte der Gemeinde.
Festwochen mit viel Kultur
Dass Trappenkamp nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt entstehen konnte, war zunächst nicht ausgemacht. Denn die Briten als Besatzungsmacht wollten alle militärisch nutzbaren Anlagen der Deutschen zerstören. Im Juli 1946 entschied die britische Militärregierung, dass die Bunker stehen bleiben durften, schon damals hatten sich einige Flüchtlinge hier angesiedelt. Es gab nur zwei Bedingungen: Zum einen sollten alle Bäume gerodet – zur Tarnung war das Arsenal mitten im Segeberger Forst gebaut worden –, und zum anderen die Schienen der Kleinbahn demontiert werden, die auf dem Gelände den Transport der Waffen übernahmen. Straßen gab es nach dem Krieg keine. „Anderswo gab es Kopfsteinpflaster, hier waren nicht einmal Trassierungen für die Straßen vorhanden“, sagt Schultz. Von Anfang an musste die Gemeinde jegliche Infrastruktur aus dem Nichts aufbauen.
Geholfen wurde von vielen Seiten. Unter anderem förderte der Bund den Aufbau von Wohnungen durch ein Demonstrativbauprogramm, in dessen Rahmen auch eines der beiden Trappenkamper Hochhäuser gebaut wurde – das zweite steht heute schon gar nicht mehr. Mehrfamilienhäuser prägen gleichwohl bis heute den Charakter der Gemeinde, die als Industriesiedlung geplant war. Zunächst siedelte sich ein Teil der Gablonzer Glas- und Schmuckwarenindustrie aus dem Sudetenland an. Später waren es viele Baufirmen – ein Großteil des Betons für die Kieler Großwohnsiedlung Mettenhof stammt aus Trappenkamp –, Metallbauer oder auch Betriebe der Getränkeindustrie. So wird heute noch Mineralwasser in Trappenkamp abgefüllt und unter anderem unter dem Namen Hella vermarktet.
Mehr als 5000 Menschen leben in Trappenkamp
Etwa 1100 Arbeitsplätze gebe es derzeit in Trappenkamp, berichtet Gemeindedezernent Schultz. Die Gemeinde und die ansässigen Betriebe pflegen ein gutes Miteinander, stellt er fest. „Die Arbeitsgemeinschaft wirtschaftlich interessierter Kreise Trappenkamp, Arge, bringt sich positiv ein und ist daran interessiert, dass der Ort sich positiv weiterentwickelt.“ In den vergangenen Jahren habe die Gemeinde eine Trendwende erlebt, die Einwohnerzahlen steigen wieder und das Motto „die Familiengemeinde“ werde gelebt. Mittlerweile leben wieder mehr als 5000 Trappenkamper auf dem kleinen Gemeindegebiet, das gerade einmal doppelt so groß wie die Insel Helgoland ist. Bauflächen sind da knapp und so freut sich die Gemeinde, dass sie als eines der nächsten großen Projekte ein Baugebiet mit 50 Wohneinheiten unter anderem auf dem Gebiet des ehemaligen Waldhotels anbieten kann. Zudem plant die Innere Mission auf dem Gelände des 2003 abgerissenen zweiten Hochhauses ein Seniorenzentrum. „Trappenkamp verliert, wenn wir stehen bleiben“, sagt Schultz zu der weiteren Entwicklung seiner Gemeinde. Und wie es aussieht, ist mit 60 Jahren noch lang noch nicht Schluss.