Kreis Segeberg. Zahl der schweren Verkehrsunfälle ging 2015 im Kreis Segeberg zurück. Ein Ursache dafür könnte die Verkehrdichte sein.
Die Polizei spricht von einer erfreulichen Tendenz: Die Zahl der schweren Unfälle ist im Kreis Segeberg im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. 2015 kamen sieben Menschen auf den Straßen ums Leben. Das ist der niedrigste Stand seit 2007. Im Jahr 2014 zuvor waren es noch 13. Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der Unfälle mit Motorradfahrern und Radfahrern. Mit 7371 blieb die Gesamtzahl aller Unfälle nahezu konstant auf hohem Niveau, obwohl immer mehr Fahrzeuge im Kreis Segeberg zugelassen werden und damit die Verkehrsdichte weiter steigt.
Die Unfallexperten der Polizeidirektion haben bislang nur vage Erklärungen für den positiven Trend. Grundsätzlich gelte die Regel, dass mit wachsender Verkehrsdichte das Tempo der Fahrzeuge sinke und damit die Folgen eines Unfalls nicht so schwerwiegend sind, sagt Jan Lewering, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion.
Belegt wird diese These durch die Unfallstatistik auf der Autobahn 7 zwischen Hamburg und Neumünster: Zwar kracht es dort – insbesondere im südlichen Bereich bei Norderstedt – seit Einrichtung der Großbaustelle häufiger, doch in der Regel bleibt es bei Blechschäden. „Die Zahl der Verletzten ist deutlich zurück gegangen“, sagt Birger Schwien, Sachgebietsleiter Verkehr in der Direktion.
Einen weiteren Einfluss könnte das Wetter haben, vermutet Lewering. Bei einem langen Sommer mit gutem Wetter sind mehr Rad- und Motorradfahrer unterwegs; damit steige auch das Risiko, dass diese Verkehrsteilnehmer verunglücken.
Dass auch der Zufall in der Statistik eine Rolle spielt, belegen die aktuellen Zahlen aus dem benachbarten Kreis Pinneberg: Dort kam es 2015 zu deutlich mehr schweren Unfällen im Vergleich zum Vorjahr.
Trotz der relativ positiven Zahlen für den Kreis Segeberg ist die Polizei mit dem Verhalten vieler Verkehrsteilnehmer nicht zufrieden. „Wir stellen einen Rückgang der Verkehrsmoral fest“, sagt Lewering. Die Bereitschaft, Regeln zu akzeptieren und rücksichtsvoll zu fahren, lasse erkennbar nach. Diese Entwicklung werde beispielsweise bei der wachsenden Zahl der Beschwerden gegen Bußgelder deutlich. Auch bei Gurtkontrollen werde öfter als früher diskutiert, obwohl die gesetzlichen Vorschriften eindeutig seien.
Etwa zehn Prozent aller Autofahrer schnallen sich nicht an, haben Lewerings Kollegen festgestellt. Wenn die Polizei nicht regelmäßig kontrolliert, steigt die Zahl sogar. Nach einem Jahr mit wenig Kontrollen habe die Quote bei 20 Prozent gelegen, sagt Jan Lewering. Ähnliche Entwicklungen stellt die Polizei bei der verbotenen Nutzung von Smartphones am Steuer fest, die nach einer Gesetzesverschärfung inzwischen mit einem Bußgeld von 60 Euro bestraft wird. Lewering hält weitere gesetzliche Regelungen für denkbar. Damit könnte es der Polizei erleichtert werden, nach einem Unfall die Handydaten auszulesen um zu überprüfen, ob das Gerät während der Kollision in Betrieb war. Die Überprüfungen nimmt die Polizei derzeit nur nach schweren Unfällen vor.
Die Unfallexperten erinnern sich noch gut an einen schweren Unfall im Kreis Pinneberg, der sie zunächst vor ein Rätsel stellte. Auf gerader Strecke war ein Fahrer mit seinem Auto von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Im Fußraum fanden Polizisten das Smartphone des Fahrers mit einer mitten im Satz abgebrochenen SMS-Nachricht.
Die umfangreiche Statistik wird jetzt in den Fachdienststellen ausgewertet. „Für uns fängt die Arbeit erst an“, sagt der Verkehrsexperte des Norderstedter Polizeireviers, Kai Hedicke-Schories. Gemeinsam mit den Verwaltungen wird die Polizei in Unfallkommissionen die Fälle analysieren, Schwerpunkte feststellen und prüfen, ob mit Baumaßnahmen gefährliche Straßen sicherer gestaltet werden können. Hedicke-Schories kündigte außerdem eine verschärfte Überwachung des Fahrradverkehrs in Norderstedt an.