Norderstedt. Käufer müssen tiefer in die Tasche greifen: Neue Häuser und Wohnungen kosten in Norderstedt fünf Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Die Immobilienpreise in der Region steigen weiter. In Norderstedt müssen Käufer vor allem für neue Immobilien mehr Geld ausgeben. Im Vergleich zu 2014 sind die Preise für Neubauten um knapp fünf Prozent gestiegen. Das ergibt sich aus dem aktuellen Immobilienmarktbericht, den der Norderstedter Makler Thorsten Hausmann gemeinsam mit dem Institut innovatives Bauen erarbeitet hat. Ein Einfamilienhaus mit 135 Quadratmetern Wohnfläche findet für durchschnittlich knapp 345.000 Euro einen neuen Besitzer, die Preisspanne reicht laut Marktanalyse von Hausmann von 230.000 bis 470.000 Euro.

1,145 Millionen Euro wurden für eine Villa in Harksheide aufgerufen

In Einzelfällen verlangen die Verkäufer auch schon mal eine Million und mehr. Hausmanns Kollegin Monika Böhnert, die das Langenhorner und Norderstedter Büro von Engel & Völkers leitet, bestätigt das: „1,145 Millionen Euro wurden für eine Villa in der Strandkorbsiedlung im Norden Harksheides aufgerufen. Es ist aber schwer, Käufer zu finden, weil die Entfernung nach Hamburg schon zu groß ist“, sagt Böhnert. Das seien allerdings Ausreißer nach oben. Es lassen sich, so die Immobilienmaklerin, auch durchaus schon Häuser für 180.000 bis 200.000 Euro finden.

Der Immobilienmarktbericht von Hausmann gibt für Häuser im Bestand eine Preisspanne von 199.000 bis 499.000 Euro an. Der Durchschnittspreis liegt bei knapp 333.000 Euro, er ist im Vergleich zu 2014 um 0,3 Prozent gesunken. „Die Interessenten werden wählerischer, es macht sich eine leichte Sättigung des Marktes für Alt-Immobilien bemerkbar“, sagt Hausmann. Olaf Korf von Hagemann-Immobilien bestätigt das: „Gerade bei älteren Häusern aus den 70er-Jahren, von denen es viele in Norderstedt gibt, schrecken viele zurück, weil der energetische Standard nicht aktuell ist und sie nicht wissen, wie teuer eine Sanierung wird.“

Für Eigentumswohnungen hat der Hausmann-Report einen umgekehrten Trend ermittelt: Wohnungen im Bestand kosten 3,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, bei neuen Objekten ist der Preis um 0,9 Prozent gesunken. Für knapp 90 Quadratmeter werden durchschnittlich 290.000 Euro fällig, die Spanne reicht von 2987 bis 3784 Euro. Doch nicht nur Zustand und Ausstattung bestimmen den Preis. Top-Kriterium ist nach wie vor die Lage. Und die variiert in Norderstedt stark. Hausmanns Analyse zufolge werden Immobilien von Westen nach Osten immer teurer. Spitzenpreise werden in Glashütte erzielt, auch der Garstedter Süden zählt zu den teuren Flecken in der Stadt. „So richtig erklären lässt sich das nicht, es kann so sein, dass während des Erhebungszeitraums gerade im südöstlichen Stadtbereich teure Objekte den Besitzer gewechselt haben“, sagt Thorsten Hausmann.

Junge Familien ziehen zunehmend weiter raus nach Henstedt-Ulzburg

Beliebt sind, so Kollegin Böhnert, ältere Teile von Garstedt wie die gewachsenen Siedlungen rund um die Tannenhofstraße und südöstlich der Ohechaussee zur Grenze nach Hamburg hin. „Das sind lauschige Plätzchen, und es nicht weit zum Herold-Center und zur U-Bahn“, sagt die Immobilienmaklerin. Aber auch das Neubaugebiet am Großen Born, Eigentumswohnungen an der Pellwormstraße und an der Rathausallee sind gefragt. „Junge Familien ziehen zunehmend weiter raus nach Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen, die Älteren kommen zurück, weil sie eine gute Verkehrsanbindung nach Hamburg sowie Läden und Ärzte möglichst direkt vor der Haustür haben wollen“, sagt Korf.

Jetzt ist auch die Stadt Kaltenkirchen als Wohnort attraktiv

Die Folge: In Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen dreht sich die Preisspirale kräftiger nach oben. Norderstedts nördliche Nachbarn holen auf, viele suchen sich in der Gemeinde und der Stadt eine Immobilie, weil Bauland und Wohnraum in Norderstedt knapp und teuer sind und durchaus das Niveau des Hamburger Nordens erreichen. „Bisher sind Bauherren und Käufer bei ihrer Suche meistens nicht über Henstedt-Ulzburg hinausgegangen, jetzt ist auch Kaltenkirchen als Wohnort attraktiv“, sagt Thore Hoffmann von Frank Hoffmann Immobilien in Kaltenkirchen.

Stark nachgefragt seien Reihen- und Doppelhäuser im Preissegment zwischen 180.000 und 250.000 Euro. Wegen der niedrigen Zinsen lasse sich eine solche Summe gut finanzieren. Eigentumswohnungen im Bestand kosteten 1500 bis 1800 Euro pro Quadratmeter, neue bis 3000 Euro.

„Auch wir merken den Druck aus Hamburg, der nach wie vor zu einem leichten Preisanstieg führt“, sagt der Henstedt-Ulzburger Immobilienmakler Hans-Dieter Linberger. Ein gepflegtes und modernisiertes Einfamilienhaus sei für 320.000 bis 350.000 Euro zu haben.