Norderstedt. Der Speckgürtelfrauenversteher holte in Norderstedt mehr als 1000 Fans aus ihren Sitzen. Auftakt-Konzert zur Deutschland-Tour.

Poller hocken, Schiffe gucken, Schnauze halten. In seinem neusten Song „Poller hocken“ besingt Stefan Gwildis die hanseatische Art der Meditation. Die Schnauze indes hielt Hamburgs Soulsänger nicht. Im Gegenteil. Bei seinem Auftakt-Konzert zur Deutschland-Tour für das neue Album „Alles dreht sich“ in der „TriBühne“ ließ es der Hamburger so richtig krachen.

Während seine Band auf der Bühne im roten Licht mit „Tanzen über’n Kiez“ anrockt, schlendert er durchs Publikum, begrüßt seine Fans mit Handschlag und strahlt. It’s Showtime, und Gwildis, dieser „Speckgürtelfrauenversteher“ (Gwildis über Gwildis) holt sie alle aus dem Sessel, bringt sie zum Kreischen, Klatschen, Singen.

„Wir haben uns überlegt, wo unsere Deutschland-Tour anfangen soll. In Kaltenkirchen? Nein. In Henstedt-Ulzburg? O nein! In Norderstedt? Jaaa!“ witzelte Gwildis über die Rampe und alle brüllten das „Jaaa!“ mit.

Gwildis hat auch die tiefe Lage drauf

„Als ich in der Sylter Sansibar auf eine Gin-Tonic-Mine getreten bin, lernte ich ein wunderbares Wort kennen: Nö! Einfach geil“, plauderte Gwildis die Entstehung des Songs „Nö“ aus. Der Mann hat auch die tiefe Lage drauf, knurrte à la Barry White „O Baby“ ins Mikro, was die Mädels in völlige Kreischlaune versetzte. Auch der Bo­frost-Mann ist auf seiner neusten Platte dran, Gwildis ist der Typ, der seine Texte aus dem Alltag holt, dem Alltag der Doppelhaushälften und Beziehungsdramen, der Sehnsucht und der Melancholie.

Doch der Mann mit dem sanften Charisma plädiert mit „Handvoll Liebe“ auch für Toleranz und Unterstützung der Flüchtlinge. „Die Familie Gwildis kommt aus Litauen, wir haben von den Russen fürchterlich was auf die Mütze bekommen, flüchteten nach Hamburg und wurden hier gut aufgenommen“, erzählte Gwildis.

Obendrein teilt der Entertainer sich die Bühne nicht nur mit seiner Band. Er holt auf seiner Tour aus der jeweiligen Region auch einen Chor. In Norderstedt war es der Young Spirits Choir aus Elmshorn. Mit Kraft in den Stimmen und mit Schwung in den Hüften überzeugte der gemischte Chor.