Sie hat die Tenniswelt elektrisiert, wir alle sind entzückt. Auch ich. Angelique Kerber gewinnt die Australian Open! Zum ersten Mal nach Steffi Graf 1999 in Paris hat eine deutsche Spielerin wieder eines der vier bedeutendsten Grand-Slam-Turniere für sich entschieden.
Im Grunde hätte ich es schon vor rund 13 Jahren ahnen müssen, dass dieser Traum für die Kielerin wahr werden könnte. „Angie“ Kerbers Trainer war bereits damals Torben Beltz. Als in Melbourne jetzt die Freudentränen flossen, erinnerte ich mich an einen Tag im Sommer 2003, als ich mit ihm im Clubhaus meines Vereins TC Alsterquelle in Henstedt-Rhen bei einem Bierchen an der Bar fachsimpelte. Der Itzehoer war damals 26 Jahre alt und als Trainer im Club tätig, dessen Damen in der Regionalliga antraten. Und er trainierte mich, den Sportredakteur des Abendblatts.
Angelique Kerber, damals 15 Jahre jung, spielte in Henstedt-Ulzburg, wo sie sich in einem optimalen sportlichen Umfeld weiterentwickelte. Beltz, der selbst nie Profi gewesen ist, hob hervor, dass er noch viele Träume hätte, was Tennis angeht – als Coach. Er betreute mit Kerber eines der größten Talente im Norden, und er war zuversichtlich, dass sie eines Tages den Durchbruch auf internationalem Parkett schaffen würde. Schon bald gingen die beiden gemeinsam auf die Profitour.
Ich hingegen wollte, damals 53 Jahre alt, mit Tennis aufhören. „Kommt nicht infrage“, motivierte Beltz mich. Mit mir müsse auf dem Court noch lange nicht Schluss sein. „Angie“ Kerber betont heute, wie groß das Vertrauen zwischen ihr und dem Trainer sei und wie ideal er mit ihr umginge. Eine ähnliche Wirkung hatte er vor 13 Jahren wohl auch auf mich. Ich ließ mich jedenfalls überreden, trainierte mit Torben Beltz fleißig weiter, genoss seine lobenden Worte („für dein Alter bist du aber noch verdammt gut dabei“) und sah ihm zwischendurch beim Training mit der heutigen Nummer zwei im Welttennis zu. Fazit: Auch ein Erfolgstrainer fängt mal unten an.