Henstedt-Ulzburg. Die Bürger protestieren weiter, aber die Kommunalpolitiker wollen den Stillstand beenden und fordern Entwicklungskonzepte.

In Ulzburg ist die Zeit stehen geblieben. Es wird nicht gebaut, weil eine Veränderungssperre besteht – die Welt dreht sich, aber der Ortsteil Ulzburg dreht sich nicht mit. Das soll nicht so bleiben: Die Rathauspolitiker beschäftigen sich mit der Ortsentwicklung und legen Anträge vor, die verschiedene Inhalte, aber ein Ziel haben: Der Ort soll sich weiterentwickeln.

Wie stark die Ansichten über die Entwicklung der Gemeinde und speziell des Ortsteiles Ulzburg auseinander gehen, zeigt sich in der kleinen Straße Kronskamp, die Hamburger Straße und Maurepasstraße miteinander verbindet. Hier ist in den vergangenen Monaten das „Langbehn-Haus“ entstanden – ein zwölf Meter hohes, zweigeschossiges Wohnhaus mit Staffelgeschoss, Tiefgarage und Fahrstuhl. Die Bewohner sind bereits eingezogen, die Nachbarn jedoch machen weiter mit ihrem stillen, aber gut sichtbaren Protest gegen dieses Gebäude. In vielen Gärten stehen, wie schon seit Baubeginn, immer noch Protestschilder. In teilweise beleidigender Form wird die Familie Langbehn, die im Gewerbegebiet die Hesebeck Home Company betreibt, angegriffen. Nach Fertigstellung des Baues wurden einige Formulierungen noch einmal verschärft.

„Das ist eine tolle Begrüßung, da traut man sich gar nicht, sich beim Nachbarn vorzustellen“, sagte Bürgervorsteher Uwe Schmidt während seiner Rede beim Neujahrsempfang der Gemeinde. Die Nachbarn stören sich an dem Haus, weil es ihrer Ansicht nach nicht in die Einfamilienhaus-Idylle am Kronskamp passt.

Gemeinde könnte von Kaltenkirchen überholt werden

Eigentlich ist das Thema „Langbehn-Haus“ erledigt, aber daraus hat sich längst eine Grundsatzdebatte entwickelt, die zu einem Veränderungsstopp in Ulzburg-Mitte geführt hat. Die Politiker haben erkannt, dass es bislang keine Baubeschränkung gibt. Bürgervorsteher Schmidt empfiehlt schnelles Handeln. „Tun wir es nicht, wird uns Kaltenkirchen in zwei Jahren überholen“, sagt er und weist darauf hin, dass in Kaltenkirchen in diesem Jahr 1000 Wohnungsneubauten entstehen sollen. „Wir sollten schnell mit der Ortsentwicklung anfangen, behutsam die Weiterentwicklung fördern und nicht auf Eis legen.“

Chance auf Großsporthalle verschlafen?

Hat die Gemeinde Henstedt-Ulzburg die Chance, kostenlos eine Großsporthalle zu bekommen, verschlafen?

Investor Dirk Aagaard hatte gegenüber dem Hamburger Abendblatt erklärt, dass sich von der Gemeinde bis heute niemand bei ihm gemeldet habe, um ein klärendes Gespräch zu führen.

Es sei ihm aber angekündigt worden, dass sich die Wirtschaftsförderung melde. Bürgermeister Stefan Bauer gab am Donnerstag auf Nachfrage zu, dass die Angelegenheit im Rathaus „liegen geblieben“ sei.

Tatsächlich habe der Bereich Wirtschaftsförderung in den vergangenen Monaten brachgelegen, weil der zuständige Mitarbeiter längere Zeit krank gewesen sei. Der werde jetzt im Rathaus eine andere Aufgabe übernehmen.

„Der Posten Wirtschaftsförderung wird neu ausgeschrieben“, kündigte Bürgermeister Bauer an. Im Übrigen, so Bauer, sei der Investor von vornherein nicht nur auf die Gemeinde Henstedt-Ulzburg fixiert gewesen.

1/5

Am Montag, 18. Januar, haben die Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschusses Gelegenheit, erste Weichen in eine neue Richtung zu stellen. Von CDU, WHU und BfB liegen Anträge vor, die auf die Weiterentwicklung Henstedt-Ulzburgs abzielen. Während BfB und CDU die Entwicklung der gesamten Gemeinde im Blick haben, sorgt sich die WHU speziell um den Bereich Ulzburg-Mitte. So soll dort eine maximale Gebäudehöhe von neun Metern festgesetzt werden: Höchstens zwei Geschosse mit einem Staffelgeschoss. Auf diese Weise möchte die WHU „ungewollte Hochbauten“ verhindern. Die CDU fordert eine „geordnete Weiterentwicklung“ von Henstedt-Ulzburg, um die Infrastruktur für die Zukunft auszurichten. Deshalb soll der Flächennutzungsplan neu aufgestellt oder zumindest weiterentwickelt werden. Grundlage sollen alle Pläne, Gutachten und Konzepte der vergangenen drei Jahre sein. Die CDU empfiehlt, dafür ein erfahrenes und fachkundiges Büro einzuschalten.

Die Wählergemeinschaft BfB schlägt ein integriertes Ortsentwicklungskonzept vor, das alle Bereiche der Großgemeinde regelt.

Der Umwelt- und Planungsausschuss tritt am Montag, 18. Januar, um 18.30 im Ratssaal zusammen.