Norderstedt. Zahl der Kinder steigt in Norderstedt weiter. Stadt peilt bei den Krippenplätzen einen Versorgungsgrad von 70 Prozent an

Zwar hat die Stadt in den vergangenen Jahren kräftig investiert, um neue Kita-Plätze zu schaffen, und sie wird sich bis Ende dieses Jahres mit 7,6 Millionen Euro am Kita-Ausbau in Norderstedt beteiligen, dennoch: Die Kinderbetreuung muss weiter ausgebaut werden. Das ergibt sich aus der aktuellen Bilanz, die die Verwaltung den Kommunalpolitikern im Jugendhilfeausschuss vorgestellt hat. Danach gibt es bei den Krippenplätzen einen „hohen Ausbaubedarf“.

Dafür sieht die Verwaltung zwei Ursachen: Zum einen liegt die tatsächliche Zahl der Kinder über den Prognosen – und sie wird weiter steigen. Zum anderen favorisieren immer mehr Eltern eine Betreuung in einer Kita, die Zahl der Jungen und Mädchen in der Obhut von Tagesmüttern und -vätern sinkt. So sind alle 558 Plätze für die Jüngsten in den Kitas belegt, das sind 30 mehr als im Vorjahr. 228 Ein- bis Dreijährige werden in der Tagespflege betreut, sechs weniger als 2014.

Durch die wachsende Zahl an Kindern ist die Versorgungsquote für die Krippenkinder, deren Eltern einen Rechtsanspruch auf Betreuung haben, leicht gesunken: 2014 lag die Quote bei 60,6 Prozent, 2015 bei 59,3 Prozent – doch es reicht nach Ansicht der Verwaltung nicht, wenn knapp sechs von zehn Kindern einen Platz in den knapp 40 Einrichtungen in der Stadt finden. Ziel ist ein Versorgungsgrad von 70 Prozent, damit hat die Stadt die Zielzahl nochmals erhöht, lange wurde eine Quote von 65 Prozent als Zielmarke formuliert.

Nach den aktuellen Prognosezahlen müssen die Stadt, die Kirche und die freien Träger 928 Plätze für die Jüngsten vorhalten, um einen Versorgungsgrad von 70 Prozent zu erreichen. Zusätzlich zu den schon bestehenden 786 Plätzen in den Einrichtungen und der Tagespflege sind nach Angaben der Verwaltung weitere 90 Plätze beschlossen oder schon im Bau. „Wenn man davon ausgeht, dass auch in den nächsten Jahren mit steigenden Kinderzahlen zu rechnen ist, dann zeigt sich für diese Altersgruppe ein hoher Ausbaubedarf“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Jugendhilfeausschuss.

Das Statistikamt für Hamburg und Schleswig-Holstein sagt in seiner natürlichen Bevölkerungsbilanz für die nächsten Jahre eine Zunahme der Kinder bis sechs Jahre voraus. Bei den Krippenkindern wird die Zahl von aktuell 1850 auf 1917 im Jahr 2020 steigen und dann bis 2030 kontinuierlich auf 1644 sinken. Doch schon jetzt weichen die eigenen Zahlen der Stadt deutlich nach oben von denen der Statistikbehörde ab. Laut Einwohnermeldeamt sind 2002 Jungen und Mädchen bis drei Jahre in der Stadt gemeldet, 152 mehr als in der natürlichen Bevölkerungsbilanz angenommen.

Bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es 76 mehr als die von den Statistikern hochgerechneten 2118 Kinder. Warum die Prognose so deutlich vom Melderegister abweicht, kann die Verwaltung nicht schlüssig erklären. „Eine Ursache ist möglicherweise, dass die Geburtenziffer gestiegen ist.“

Damit mehr Krippenplätze geschaffen werden, müssten intensive Gespräche mit den Trägern geführt werden, denn das bisherige Ausbaumodell, gleichzeitig Krippen- und Elementarplätze für die Drei- bis Sechsjährigen zu schaffen, sei nicht mehr möglich. Denn für die Älteren werden künftig rein rechnerisch mehr Plätze zur Verfügung stehen als benötigt, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Jugendhilfeausschuss.

Der Bedarf liege bei 2084 Elementarplätzen. 2033 gibt es schon. Zwar werden 20 abgebaut, weil Elementar- in Krippenplätze umgewandelt werden, aber 80 kommen durch Um- und Neubauten in den nächsten zwei Jahren hinzu. „Dies scheint auf den ersten Blick eine Überversorgung zu sein, die Verwaltung ist aber der Meinung, dass Spielraum für weiter steigende Kinderzahlen und Umwandlungen in Krippenplätze geschaffen wird“, schreibt die Verwaltung in ihrer Bilanz.

Dabei hat die Verwaltung Flüchtlingskinder noch nicht berücksichtigt, im vorigen Jahr seien weniger als 20 Kinder im Kita-Alter in Norderstedt angekommen. In den letzten Monaten sei aber zu beobachten, dass diese Zahl steigt.

Unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus haben die Kinder von Asylbewerbern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz wie alle anderen Kinder in Norderstedt. Darauf habe das schleswig-holsteinische Sozialministerium in einem Schreiben hingewiesen. Die Verwaltung habe Gespräche mit den Kita-Trägern aufgenommen, um zu klären, ob und wie Flüchtlingskinder kurzfristig aufgenommen werden können.