Kreis Segeberg. . Der kleine Junge kam am Neujahrsmorgen um 8.45 Uhr in der Paracelsus-Klinik zur Welt. Im abgelaufenen Jahr 2015 waren es in 712 Kinder.

Leonas rekelt sich auf dem Arm von Papa Stefan Tews. Er ist gerade mal fünf Stunden auf dieser Welt. Um 8.45 Uhr wurde er in der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg am Neujahrsmorgen geboren. 3805 Gramm gesundes und putzmunteres Baby, das erste im Jahr 2016 im Henstedt-Ulzburger Kreißsaal. Mit einem Silvester-Baby hatten die Eltern Claudia und Stefan Tews nicht gerechnet. Der Stichtag für Leonas war eigentlich erst in einer Woche.

„Wir haben noch mit unserer Tochter Selena an Silvester um 18 Uhr Feuerwerk gemacht. Um 23 Uhr ging es dann los“, sagt Mutter Claudia. „Das Feuerwerk haben wir uns dann aus dem Kreißsaal heraus angeschaut“, sagt Vater Stefan Tews.

In der Paracelsus-Klinik wurden 2015 weniger Kinder als 2014 geboren

Mit dem Jahreswechsel liegt nun auch die Statistik des Kreißsaals in der Paracelsus-Klinik vor. Demnach liegt die Zahl der Geburten im gerade vergangenen Jahr 2015 mit 712 deutlich unter der des Vorjahres. 2014 waren in Henstedt-Ulzburg 777 Babys zur Welt gekommen. Im Jahre 2013 waren es 798, im Jahre 2012 noch 860 Babys. „Wir hatten unter den Hebammen eine Lotterie gemacht“, sagt eine der Hebammen der Station. „Ich hatte gewettet, dass wir auf 714 Geburten kommen.“ Knapp daneben ist auch vorbei.

Zeitgleich veröffentlichten die Segeberger Kliniken ihre Statistik für das abgelaufene Jahr – mit für die Klinikleitung überraschend hohen Geburtenzahlen. 660 Kinder kamen in den Segeberger Kreißsälen zur Welt. Damit erreiche die Geburtshilfe in der Allgemeinen Klinik an die Rekordzahlen aus den 90er-Jahren heran. Zwischen 1991 und 1999 lagen die Zahlen immer konstant zwischen 670 und 740 Geburten jährlich. Der Einbruch kam in den Jahren 2003 bis 2011, wo es nur noch zwischen 460 und 530 Geburten waren. Zuletzt hatten sich die Zahlen auf einem Niveau zwischen 615 und 648 Babys eingependelt. Die 660 Geburten im gerade vergangenen Jahr kommentiert Chefarzt Dr. Christian Rybakowski: „Ich habe so ein erfreuliches Ergebnis nicht erwartet. Wir sind Anfang des Jahres etwas mau gestartet, dann haben sich die Geburtszahlen aber gesteigert.“

Den Erfolg führt Rybakowski auf die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Eltern zurück, zusätzlich gefördert durch die Zertifizierung „Babyfreundliches Krankenhaus“ im Jahr 2007. Eltern und Neugeborene würden in Segeberg bestens umsorgt, erfahrene Hebammen und Kinderkrankenschwestern kümmerten sich vor und nach der Geburt, so Rybakowski.

Trotz der Rekordzahlen in Segeberg und dem stabilen Geburtenaufkommen in Henstedt-Ulzburg: Sowohl die Geburtsabteilung der Paracelsus-Klinik als auch die Geburtshilfe der Segeberger Kliniken arbeiten mit Defizit. Laut Berechnungen kann eine Geburtsabteilung erst ab einem Aufkommen von 1250 Geburten jährlich rentabel arbeiten.

Eine Geburt bringt der Klinik 1723 Euro, der Kaiserschnitt 2626 Euro

Erhebungen der Krankenhausbetreiber und des Verbandes der Ersatzkassen haben ergeben, dass neben der Wirtschaftlichkeit auch die medizinische Qualität ausschlaggebend ist, ob eine Geburtsklinik überlebt oder nicht. Je weniger Geburten, desto weniger Umsatz und desto niedriger die medizinische Qualität lautet die Formel. Kliniken erwirtschaften in Schleswig-Holsein pro Geburt 1723 Euro, bei einem Kaiserschnitt 2626 Euro und durch jeden Verweiltag pro Säugling 778 Euro. Es zählt also jedes Baby und jeder Tag der Mutter und des Kindes in der Klinik. An eine Schließung der Geburtsabteilung in Henstedt-Ulzburg denkt trotzdem niemand bei der Paracelsus-Klinik. Zu wichtig ist die Abteilung für das positive Image der Klinik in der gesamten Region.

Segebergs Chefarzt Christian Rybakowski glaubt an einen anhaltend guten Trend zu mehr Geburten in den kommenden Jahren. Es herrsche eine positive Grundstimmung in der Bevölkerung aufgrund günstiger Wirtschaftsdaten. „Viele junge Paare realisieren jetzt ihren zurückgestellten Kinderwunsch, weil sie in wirtschaftlich soliden Verhältnissen leben und kaum Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen.“ Ökonomie und Gesetzgebung hätten laut Rybakowski direkten Einfluss auf die Familienplanung. „Das war bereits bei der Einführung von Betreuungszeiten für die Väter zu sehen, die vor einigen Jahren per Gesetz ermöglicht wurden.“

Die Zuwanderung in die Stadt Bad Segeberg wird die Zahl der Geburten in der Klinik ebenfalls steigen lassen, prognostiziert Rybakowski. Die Einwohnerzahl Bad Segebergs steige im nächsten Jahr auf 18.000 Bürger. Dabei seien viele Neubürger im reproduktionsfähigen Alter zwischen 20 und 30 Jahren. „Das könnte das Geburtsaufkommen in der Stadt Segeberg in den nächsten fünf Jahren um etwa 100 bis 200 Babys steigern.“ 800 Geburten jährlich wären für die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe dann möglich. „Und das ist dann auch wirtschaftlich interessant“, sagt Chefarzt Christian Rybakowski.

Der Segeberger Arzt bemängelt, dass es zu wenig Frühgeborenen-Intensivbetten in Schleswig Holstein gebe: „Wir haben bereits jetzt schon Patientinnen nach Flensburg und Hamburg-Barmbek überwiesen, weil in Lübeck keine Intensivbetten in der Kinderklinik frei waren.“ Die Bettenzahl sei schon immer begrenzt gewesen, und alle Planungen wären stets von weiter fallenden Geburtenzahlen ausgegangen. Nun komme es aufgrund der wieder höheren Geburtenzahlen zu Engpässen in der Versorgung von Frühgeburten.